2009-10-29 20:33:23

Nach der Afrikasynode:
„Es bleibt viel zu tun! Jetzt sind wir dran“


RealAudioMP3 Vom 4. bis zum 25. Oktober haben im Vatikan rund 400 Bischöfe, Ordensleute und Laien über „Die Kirche in Afrika im Dienst von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“ diskutiert. An die 20 Journalistinnen und Journalisten verfolgten für Radio Vatikan die Synode; besonders intensiv natürlich die Sprachprogramme für den afrikanischen Kontinent. Was bleibt von dieser Synode für Afrika selbst, was muss umgesetzt werden, was bringt sie für die Zukunft? Birgit Pottler hat darüber mit zwei unserer afrikanischen Kollegen gesprochen: Maria Dulce Araujo von Kap Verde und Festus Tarawalie aus Sierra Leone.


„Steh’ auf, Afrika!“

 
Birgit Pottler:
Die Schlussbotschaft der Synodenväter und des Papstes war markant. „Steh’ auf, Afrika!“ Kommt diese Botschaft bei den Menschen in Afrika an?

Festus Tarawalie:
„Ja, die kommt an. Die Bischöfe kommen ja zurück nach Hause, viele Menschen haben auch die Messübertragung zum Abschluss gesehen. Aber schon während der Diskussion in der Synodenaula haben wir gesehen: Die Synodenväter wollen nicht nur über die Probleme Afrikas debattieren, sondern sie wollen nach praktischen Lösungen suchen. Und eine war eben die: Afrika, jetzt sind wir dran. Wir müssen für uns denken und Entscheidungen treffen, das Schicksal unseres Kontinents in die Hand nehmen. Wir müssen etwas verändern, auch unsere Art, zu handeln, damit Afrika gerechter und solidarischer wird, ohne diese Armut, die wir heute sehen.“

Dulce Araujo:
„Damit diese Botschaft bei den Menschen ankommt, braucht sie Vermittler, nicht zuletzt die Medien, und vor allem den ganz entschiedenen Willen der Bischöfe. Sie müssen diese Botschaft selbst zu den Menschen bringen und andere genau dafür einsetzen. Die nicht-katholischen Medien haben aber natürlich eine viel größere Reichweite; diese zu erreichen bleibt eine echte Herausforderung. Ob die Botschaft die Herzen der Menschen erreicht, hängt in erster Linie aber von dem ab, der sie verbreitet – also wieder den Bischöfen und ihren Mitarbeitern.“

FT: „Die Synode hat ja auch betont, dass die kleinen christlichen Gemeinschaften, in denen die Menschen ihren Alltag leben, mehr beachtet werden müssen; nicht nur die Pfarreien sondern zum Beispiel auch Dialoggruppen. Dialog ist unverzichtbar, nicht nur mit dem Islam, sondern auch mit den traditionellen afrikanischen Religionen. Ich denke, auch durch diesen Dialog kommt die Botschaft an. Afrika muss sein Schicksal in die eigene Hand nehmen. Die Synodenväter haben sich außerdem zu mehr Zusammenarbeit verpflichtet, nicht nur im Bereich der Bischofskonferenzen sondern auch im Hinblick auf die Afrikanische Union. Das wurde klar gefordert: Mittels der kirchlichen Institutionen kann man die Politiker erreichen und die Politiker können umgekehrt wieder die Menschen in ihren Ländern erreichen.“

 
Spaltungen überwinden
 
Was sind die wichtigsten Themen, die wichtigsten Probleme, die jetzt in Angriff genommen werden müssen? Zunächst innerhalb der Kirche?

DA: „In meinen Augen waren die Bischöfe sehr demütig in ihrer Selbstkritik über die Spaltungen innerhalb der Kirche, die im Grunde die Spaltungen in der Gesellschaft widerspiegeln. Die Bischöfe sind Menschen, und es ist normal, dass es diese Spaltungen auch in der Kirche gibt. Aber sie haben sich das Versprechen gegeben, ihr Verhalten zu ändern und Beispiel für die Gesellschaft zu sein. Wie sehr ihnen das gelingt, bleibt abzuwarten. Aber das ist dringend, denn Zeugnisgeben – das hieß es immer wieder – ist die beste Art der Evangelisierung. Die Synode hat gefordert, überall Kommissionen für Gerechtigkeit und Frieden einzurichten beziehungsweise auszubauen. Ich habe mich und auch die Bischöfe, mit denen ich gesprochen habe, immer wieder gefragt, ob nicht gerade diese Kommissionen auch nach Innen wirken können und den Ordensleuten, Priestern und Bischöfen helfen, sich untereinander zu versöhnen, um der Gesellschaft das positiv vorleben zu können. Das ist einer der ganz dringlichen Punkte.
Außerdem wurde die Idee wiederholt, besondere Strukturen für Friedens- und Versöhnungsarbeit aufzubauen. Aber wir wissen: Die größte Schwierigkeit der Kirche in Afrika ist die wirtschaftliche, die finanzielle Selbstversorgung. Wie sollen alle diese vorgeschlagenen Strukturen und Institutionen funktionieren? Woher kommen die Mittel? Hier müssen wir einmal mehr die Hand ausstrecken und hoffen, dass die Kirchen anderer Kontinente Afrika zu Hilfe kommen. Sie müssen der Kirche in Afrika helfen autark zu sein. Viele – auch Synodenväter – haben Folgendes vorgeschlagen: Die Kirche dürfe nicht nur mit Mikrokrediten arbeiten, sondern auch mit Makrokrediten. Denn Afrika hat Ressourcen, es gibt viele reiche Menschen. Die Kirche muss diese Finanzmittel für sich selbst zu nutzen wissen, um sie dann in den Dienst von Frieden, Gerechtigkeit und den Kampf gegen Armut zu stellen und damit zu nutzen für ein besseres Leben für alle Afrikaner.“

FT: „Für mich heißt das, es braucht eine neue Art der Evangelisierung, damit die Menschen verstehen, wie sie den christlichen Glauben leben sollen. Die Katechese muss im Alltag umgesetzt werden. Aber man muss auch damit beginnen, die Probleme des Kontinents zu analysieren. Natürlich muss man damit im vertrauten Umfeld, also innerhalb der Kirche beginnen, aber das muss man dann nach Außen erweitern.“

 
Stimme in der Politik erheben
 
Wenn wir auf den politischen Bereich schauen: Wo und wie kann die Zusammenarbeit noch intensiviert werden? Welche Themen müssen angesprochen werden?

DA: „Bis heute hat die Kirche viele Hirtenbriefe geschrieben, in denen sie die Politiker dazu aufruft, ihre Pflicht zu erfüllen: nämlich im Dienst des Volkes zu stehen, das sie gewählt hat. Jetzt gab es einen neuen Aufruf, der Vertreter aus Äthiopien hat ihn in die Synode eingebracht: Es braucht einen Vertreter der Bischofskonferenzen des Kontinents bei der Afrikanischen Union, um etwa der katholischen Soziallehre, um der Lehre der Kirche dort Gehör zu verschaffen, wo die Entscheidungen getroffen werden. Das ist eine Art, die Stimme zu erheben.
Aber dann muss die Kirche natürlich auch die Menschen in ihrer Soziallehre unterrichten. Denn es gibt diese Zweiteilung zwischen dem Sich-Christ-Nennen einerseits und dem täglichen Handeln andererseits. Da mangelt es einfach an der Kohärenz. Die Kirche muss hier aktiver werden und oft ihre Stimme erheben – ohne zu langweilen, ohne ihr Wort an Kraft verlieren zu lassen. So kann sie meiner Meinung nach – vorsichtig formuliert – die Politik evangelisieren und unsere Politiker dazu bringen, ihre Mission zu erfüllen. Und die besteht eben darin, dem Volk zu dienen und nicht sich selbst, das heißt, nicht Geld ins Ausland zu schaffen, andere korrumpieren, sich korrumpieren lassen und so weiter…“

FT: „Normalerweise wird man zum Politiker ja nicht ernannt, sondern wird durch Wahlen dazu gemacht. In dem Sinn macht die Kirche schon viel, um die Menschen zu sensibilisieren auf ihr Recht zu wählen und gewählt zu werden. Es braucht politische Erziehung, damit die Menschen politische Führer wählen, die bestimmten Kriterien entsprechen. Diese Kriterien hat die Kirche ja oft wiederholt, Regeln um wählbar zu sein und Menschen anführen zu können.“

 
Die Synodenväter haben zu mehr kontinentübergreifender Zusammenarbeit aufgerufen. Zum Beispiel schlagen sie ja kontinentale Priester-, Laien- und Frauenräte vor. Aber es gibt dieses EINE Afrika? Oder ist das nur zu selten im Blick? Wie weit ist Zusammenarbeit möglich?

DA: „Zusammenarbeit ist immer eine Herausforderung. Es braucht guten Willen und Einsicht in diesen – ich denke universalen – Satz: Einheit macht stark! Man muss kapieren, alleine kann niemand all das bewerkstelligen, was es braucht, damit Afrika aufs richtige Gleis kommt – nicht die Kirche, nicht die Politiker, nicht die Zivilgesellschaften. Zusammenarbeit ist unverzichtbar. Sie ist niemals einfach, aber ohne sie geht es nicht.“

FT: „Aus dieser Synode kommt wirklich die Botschaft: Afrika ist EINES, es gibt nur EIN Afrika. Wir müssen mit der Kraft agieren, die wir gemeinsam haben, nicht als viele einzelne Afrika. Sonst gibt es nur Spaltungen. Afrika muss als eine Größe agieren. Auch der gemeinsame Rat aller afrikanischen Bischofskonferenzen muss durchschlagender werden, stärker. Damit er zum Beispiel auch mit den Bischöfen Europas besser zusammenarbeiten kann. Auch da ist schon viel geschehen, gerade seitens der Europäer, sie haben an vielen Initiativen teilgenommen und auch finanzielle Hilfe geleistet. Die Botschaft: Afrika ist Eines und wir müssen mit einer gemeinsamen Stimme sprechen. Nur so kann sie Gewicht haben.“

Unterschiede sind Reichtum,
nicht Grund zur Spaltung

DA: „Afrika ist ein Kontinent mit mehr als 50 Staaten. Dass es da Unterschiede gibt, ist normal. Aber auch Forschungen belegen: Trotz dieser Verschiedenheiten gibt es einen kulturellen Aspekt, gibt es Wurzeln, die alle Afrikaner gemeinsam haben. Ein Sprachforscher hat mir gesagt: Für ein Kind aus Kamerun etwa ist es viel leichter eine andere Sprache wie zum Beispiel Zaire zu lernen, als eine europäische Sprache. Denn es gibt eine gemeinsame Wurzel für alle diese 2000 afrikanischen Sprachen. Die Einheit ist da. Man muss sie nur zum Vorschein kommen lassen und fördern; genauso wie die Unterschiede: Die müssen als Reichtum, nicht als Grund zur Spaltung gesehen werden.“

 
Auch die Kirche wird mit einer länderübergreifenden Stimme wortgewaltiger, wirkmächtiger. Kann sie gegen Fehlentwicklungen etwa in der Entwicklungspolitik, gegen anhaltenden Missbrauch durch multinationale Konzerne angehen?

FT: „Bei bestimmten Themen in der Politik kann die Kirche in Afrika mit einer Stimme sprechen. Dann gibt es wieder Länder mit besonderen, einzigartigen Problemen. Warum ist das wichtig? Nehmen wir zum Beispiel die Demokratische Republik Kongo: Dort gibt es enorme Menschenrechtsverletzungen, und der Krieg dauert bis heute an. Wenn die Bischöfe des Landes sich zu Wort melden, einen Hirtenbrief schreiben, um diese Dinge anzuklagen, und deshalb von der Regierung unter Druck gesetzt werden, dann kann der gemeinsame Rat aller Bischofskonferenzen sie unterstützen. Die Bischöfe in einem Land dürfen sich nicht allein gelassen fühlen. Wenn der gemeinsame Rat wiederum mit Bischofskonferenzen anderer Kontinente vernetzt ist, kann vielleicht auch auf die Politiker Einfluss genommen werden. In der Botschaft der Synode steht ja auch, dass auch die Länder aktiv werden sollen, aus denen Waffenlieferungen kommen, in denen die multinationalen Konzerne ansässig sind.“

Einheit macht stark
Transparenz auch

DA: „Auch hier gilt: Einheit macht stark. Wenn die Bischöfe gemeinsam auftreten, haben sie natürlich mehr Kraft gegenüber den afrikanischen Politikern aber auch der internationalen Gemeinschaft; auch gegenüber den Großkonzernen, die unsere Länder ausbeuten, während gleichzeitig die Entwicklungshilfen zurückgefahren werden. Mein Eindruck ist, dass die Hilfen zurückgehen und die Ausbeutung zunimmt. Die Bischöfe haben einen Verhaltenskodex für die Konzerne gefordert. Die Kirche Afrikas muss den Politikern des Kontinents klar machen, dass sie nicht Komplizen dieser Unternehmen sein dürfen und damit selbst ihr Land ausbeuten. Sie müssen in erster Linie den Menschen in Afrika dienen aber auch der ganzen Menschheit. Diese Ressourcen hat Gott schließlich dem Planeten für alle Menschen geschenkt. Und die Politiker müssen an die jungen Generationen denken. Wenn diese wüste Ausbeutung so weiter geht, die die Umwelt zerstört und die Reichen in der Welt nur noch reicher macht, dann steuern wir wirklich auf eine Katastrophe zu.
Die Bischöfe müssen sich hier zu Wächtern machen. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Angola etwa überwacht schon jetzt den Abbau der Rohstoffe und ihre Verteilung. Was wir brauchen, ist so viel Transparenz wie möglich. Hier wird immer noch viel zu viel verdunkelt, die Kirche muss hier aktiv werden, auch wenn natürlich nicht sie es ist, die dann politische Entscheidungen trifft oder mit den Konzernen verhandelt.
Dazu kommt natürlich: Die Kirche in Afrika ist nicht Kirche eines minderen Gottes. Die Weltkirche macht viel, aber es muss wirklich soweit kommen, dass die Hilfen Afrika zur Unabhängigkeit verhelfen, sowohl wirtschaftlich wie personell. Dann kann es auch einen echten Austausch geben. Wenn Afrika frei atmen kann, hilft das der ganzen Menschheit.
Wir mussten uns etwa anhören: Jetzt gibt es schon in Europa afrikanische Missionare. In Afrika sei der Bedarf viel größer, sie sollen dort bleiben. Aber wir können genauso sagen: Hier in Europa ist der Bedarf an Evangelisierung sehr groß. Also könnten wir zu den europäischen Missionaren in Afrika sagen: Geht weg von hier, in Europa seid ihr besser am Platz. Aber darum geht es eben nicht. Es geht um einen Austausch – von Personal, von Ressourcen, von Visionen und so weiter. Auch hier muss die Kirche also wieder intern ihren Teil der Aufgabe erledigen.“


Die afrikanische Bischofsversammlung tagte drei Wochen lang im Schatten des Petersdoms. War das allein ein Zeichen der Universalität? Fühlte sie sich als Teil der Weltkirche?

FT: „Auch wenn das eine Sondersynode für Afrika war, haben wir uns trotzdem an die ganze Kirche gewandt. Das war immer deutlich: Die Kirche in Afrika will als Teil der Weltkirche gesehen werden.“

Teil der Weltkirche

Einer der afrikanischen Synodenväter bleibt ja nun sozusagen in Rom. Die Entscheidung des Papstes wurde zum Abschluss der Synode bekannt gegeben. Kardinal Peter Turkson aus Ghana leitet ab 2010 den päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden.

DA: „Das hat uns positiv überrascht. Wir sind sehr froh, dass es in der Kurie Vertreter aus Afrika gibt. Das spiegelt ja auch die Universalität der Kirche wieder. In der Synode wurde das immer wieder betont: Das war eine Synode der Weltkirche, die über die Situation einer ihrer Töchter besonders nachdenkt. Es geht darum, einander die Hand zu reichen, um die Probleme dieser Tochter zu lösen – aber zum Wohl aller.“

FT: „Ich halte das für ein starkes Zeichen des Papstes. Die Bischöfe waren wochenlang versammelt um über Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung zu debattieren, und am letzten Tag macht Benedikt XVI. ihnen dieses Geschenk. Das ist auch ein Zeichen für die ganze Welt, dass gerade ein Kardinal aus Afrika jetzt diese Botschaft von Gerechtigkeit und Frieden in die Welt trägt.“


Viel zu tun

Schlaglichtartig noch zu einzelnen Themen:
Frauen in Afrika. Die Bischöfe anerkennen ihren großen Beitrag für Gesellschaft und Kirche; sie verurteilen, dass ihre Würde und ihre Rechte oft verletzt werden. Was bleibt zu tun?

DA: „Es bleibt viel zu tun in der Gesellschaft und in der Kirche. Die Kirche wird sich weiter gegen Missbrauch und Gewalt gegen Frauen einsetzen, aber es bleibt viel zu tun. In der Kirche wurde die Frau bislang vor allem als Braut und Mutter gesehen. Ich selbst habe immer gesagt, ich will doch noch viel mehr sein. Gott hat mir viele Gaben geschenkt, ich will auch durch meine Arbeit in der Gesellschaft helfen. Die Synode hat das jetzt anerkannt. Jetzt müssen die Frauen in Afrika wachsam sein und die Kirche anspornen, das Gesagte in die Praxis umzusetzen.“


Thema junge Generationen. Mehr als sechzig Prozent der Afrikaner sind jünger als 25. Viele, vor allem die Eliten, wandern ab. Die Synode verurteilt ihrerseits Gewalt gegen Jugendliche und ihren Missbrauch zum Beispiel als Kindersoldaten. Die Kirche macht im Grunde schon viel, mehr als die staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen…

FT: „Die Jugendpastoral muss wichtiger werden. Wenn es keine Arbeit gibt, müssen die Jugendlichen eine Ausbildung erhalten, die es ihnen ermöglicht, später eine Anstellung zu finden. Da geht es um religiöse, geistige und praktische Bildung. Es hieß immer, die Jugend ist die Zukunft. Die Synode hat betont: Die Jugend ist die Gegenwart. Das heißt aber, sie müssen sich wirklich einbezogen fühlen. Zu oft sind sie Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. Auch den Sekten: Einige locken Schul- und Universitätsabgänger mit Arbeitsplätzen.“

DA: „Die Kirche hat wohl ein Stück mehr erkannt, welches Potential in der jungen Generation steckt. Wenn wir den Kontinent retten wollen, müssen wir viel mehr für die jungen Menschen tun. Aber in den Dokumenten der Synode fehlt es mir noch ein wenig an konkreten Schritten. Ich denke, die Kirche muss sich stärker einsetzen, Arbeitsplätze anzubieten, muss etwa auch die Künstler fördern, junge Leute, die besondere Berufungen haben – nicht nur die Berufung zum Priester. Das heißt, dass die Zusammenarbeit zwischen Kirche und politischen Institutionen verstärkt werden muss. Aber auch die Kirche muss konkreter werden, denn wenn den jungen Leuten nicht geholfen wird, ist der Schaden für die Zukunft unabwendbar.“


Selbst an die Arbeit machen

Vor 15 Jahren gab es die erste Sondersynode für Afrika, jetzt die zweite. Wie geht es weiter? Worauf kommt es an? Was sind die nächsten Schritte der Christen in Afrika?

DA: „Sie müssen sich an die Arbeit machen und die starken Impulse und Ideen umsetzen. Nicht nur aus dieser Synode sondern auch aus der ersten. Viele haben ja gesagt, diese Versammlung jetzt war die Umsetzung eines Aspekts der ersten Bischofsversammlung. Dass es nicht einfach ist, alles umzusetzen ist klar. Ein Bischof hat gesagt, schließlich ist vom Zweiten Vatikanischen Konzil bis heute nicht alles umgesetzt. Es braucht also Zeit, vielleicht Zwischenschritte zur Zielkontrolle und zur Verständigung auf weitere dringende Punkte und Etappen. Viele Theologen fordern schon seit Jahren ein Konzil für Afrika, weil einige Dinge vielleicht einer klareren Entscheidung bedürfen. Doch nur der Papst entscheidet, was zu tun ist.“

FT: „Ob es eine neue Versammlung in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren gibt, ist nicht das Problem. Die Arbeit muss jetzt weitergehen. Es gibt so viel umzusetzen.“

DA: „Dieser Ruf ,Afrika, steh auf!’ ist sehr wichtig. Weder Sklaverei noch Kolonialisierung oder Neokolonialisierung rechtfertigen alle Übel, unter denen Afrika leidet. Viel Verantwortung fällt auf die Afrikaner und ihre Führer zurück. Also müssen wir selbst uns an die Arbeit machen, denn wir selbst tragen Verantwortung für unseren Kontinent. ,Afrika, steh auf!’ Das müssen alle Afrikaner hören und alle Freunde des Kontinents in der ganzen Welt.“

FT: „Das heißt auch, wir müssen aufhören, immer mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wir tragen Mitverantwortung für das, was auf unserem Kontinent passiert. Lasst uns also Initiativen ergreifen und kräftig für Afrika arbeiten.“

(rv 29.10.2009 bp)








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