Vatikan/D: Kasper würdigt „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“
Kurienkardinal Walter Kasper hat die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“
als einen Höhepunkt der Ökumene gewürdigt. „Seitdem ist das Verhältnis zwischen Lutheranern
und Katholiken bedeutend anders“, sagte Kasper im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur
(KNA) in Rom zum zehnten Jahrestag der Unterzeichnung der Erklärung am 31. Oktober.
Zugleich zog der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen eine
positive Bilanz der Ökumene in den vergangenen Jahrzehnten: „Ich hätte nie gedacht,
dass wir in diesen mehr als 40 Jahren so viel erreichen könnten“, so Kasper wörtlich.
Auch in der Ekklesiologie, der Ämterfrage und der Sakramentenlehre sei man entscheidende
Schritte weitergekommen. Der Kardinal räumte ein, dass die Anfangseuphorie in der
Ökumene vorbei sei. „Von Midlife-Crisis würde ich nicht sprechen – aber was verloren
gegangen ist, ist der Enthusiasmus des Anfangs“, sagte Kasper. Insgesamt sei die Ökumene
reifer geworden. Dies heiße auch, „dass wir mit mehr Realitätssinn an die Probleme
herangehen.“ - Hochrangige Kirchenvertreter werden am Freitag zu einer zweitägigen
Gedenkveranstaltung in Augsburg zusammenkommen. Katholiken, Lutheraner und Methodisten
wollen an den zehnten Jahrestag der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“
erinnern. Die am 31. Oktober 1999 in der Fuggerstadt unterzeichnete Erklärung brachte
einen „Konsens in Grundfragen“ der in der Reformation aufgeworfenen theologischen
Debatte über die Erlösung des Menschen durch Gott. Sie gilt als Meilenstein im ökumenischen
Dialog.