2009-10-27 13:35:41

Serbien: Dreiseitiger Austausch


Er ist ein seltenes, in mancher Hinsicht sogar einmaliges Projekt: Der Trialog von Orthodoxen, römischen Katholiken und Protestanten, wie ihn seit 1999 regelmäßige Tagungen in Serbien voranbringen. Organisatoren der neunten Konferenz, die jetzt gerade bei Novi Sad stattfand, waren die serbisch-orthodoxe Diözese für Mitteleuropa, die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) – in Zusammenarbeit mit der serbisch-orthodoxen Diözese Backa (Nordserbien), der katholischen Erzdiözese Belgrad und der Konrad-Adenauer-Stiftung.

„Die Bereitschaft und die Offenheit für die Zusammenarbeit mit den Kirchen in Fragen des Friedens und der Gerechtigkeit ist heute groß. Die Kirchen sollen sich dieser Herausforderung gemeinsam stellen“. Das sagte Bischof Irinej von Backa (Novi Sad, Nordserbien), Mitglied des Heiligen Synods der serbisch-orthodoxen Kirche, während der Tagung, die unter dem Motto stand: „Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ (Ps. 85, 10/11). Kirche, Staat und die Herrschaft des Rechts.“ In einem Hotel bei Novi Sad diskutierten Vertreter der Kirchenleitungen, der Wissenschaft, der Politik und des öffentlichen Lebens über Themen aus dem Beziehungsgeflecht von Kirche, Staat und Gesellschaft in Serbien, Deutschland und der EU. Tenor: Die christlichen Gemeinden in Serbien sollten versuchen, noch intensiver miteinander zu kooperieren und zu gesellschaftlich wichtigen Fragen gemeinsame Positionen auszuarbeiten. Dies könne nur in einem ehrlichen und offenen Dialog erreicht werden. Während der Tagung wurde deutlich, dass nicht nur die Kirchen, sondern auch die anwesenden Vertreter der serbischen Politik an einer intensiven Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteure interessiert sind. Davon könne die serbische Gesellschaft insgesamt profitieren.

Während sich die serbischen Teilnehmenden auf der Tagung vorwiegend mit den Fragen der Gegenwart, dem aktuellen Religionsgesetz und den Problemen der derzeitigen gesellschaftlichen Rezeption von christlichen Werten in der Gesellschaft beschäftigt haben, bezogen sich die deutschen Teilnehmenden häufig auf die Erfahrungen aus der neueren deutschen Geschichte, die für die Entwicklung der Beziehungen zwischen Kirche, Staat und Gesellschaft in Serbien hilfreich sein könnten. So hob Bischof Martin Schindehütte, der EKD-„Auslandsbischof“, die Barmer Theologische Erklärung von 1934 als eine paradigmatische Antwort auf die Probleme im Verhältnis von Kirche und Staat hervor. Schindehütte erinnerte aber auch an die neue Denkschrift der EKD „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ von 2007 und an die darin artikulierte Pflicht der Christen, sich für den Frieden zu engagieren. Indessen hob der emeritierte katholische Bischof von Hildesheim, Josef Homeyer, in seinem Vortrag exemplarisch die Bedeutung der „Sozialen Seminare“ in katholischer Trägerschaft für die Schaffung einer „Alltagselite“ hervor, die in der Vermittlung von christlichen Werten in der Gesellschaft in Deutschland eine wichtige Rolle gespielt haben.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften nicht privatisiert und marginalisiert werden dürfen, sondern dass sie als tätige Kraft mit öffentlichem Auftrag im Dialog mit der Gesellschaft bleiben müssen, „wobei der Staat gut beraten wäre, einen Rahmen für diesen Dialog zu schaffen“, wie es Claudia Crawford, die Leiterin des Auslandsbüros der Konrad Adenauer Stiftung in Belgrad, in ihrem Grußwort formulierte. Gerade die Erfahrungen aus Deutschland bestätigen, dass ein Dialog zwischen Kirchen, Staat und Gesellschaft für alle Beteiligten nützlich und weiterführend ist.

(pm sok / rv 27.10.2009 sk)









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