Er ist ein seltenes, in mancher Hinsicht sogar einmaliges Projekt: Der Trialog von
Orthodoxen, römischen Katholiken und Protestanten, wie ihn seit 1999 regelmäßige Tagungen
in Serbien voranbringen. Organisatoren der neunten Konferenz, die jetzt gerade bei
Novi Sad stattfand, waren die serbisch-orthodoxe Diözese für Mitteleuropa, die katholische
Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
– in Zusammenarbeit mit der serbisch-orthodoxen Diözese Backa (Nordserbien), der katholischen
Erzdiözese Belgrad und der Konrad-Adenauer-Stiftung.
„Die Bereitschaft und
die Offenheit für die Zusammenarbeit mit den Kirchen in Fragen des Friedens und der
Gerechtigkeit ist heute groß. Die Kirchen sollen sich dieser Herausforderung gemeinsam
stellen“. Das sagte Bischof Irinej von Backa (Novi Sad, Nordserbien), Mitglied des
Heiligen Synods der serbisch-orthodoxen Kirche, während der Tagung, die unter dem
Motto stand: „Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ (Ps. 85, 10/11). Kirche,
Staat und die Herrschaft des Rechts.“ In einem Hotel bei Novi Sad diskutierten Vertreter
der Kirchenleitungen, der Wissenschaft, der Politik und des öffentlichen Lebens über
Themen aus dem Beziehungsgeflecht von Kirche, Staat und Gesellschaft in Serbien, Deutschland
und der EU. Tenor: Die christlichen Gemeinden in Serbien sollten versuchen, noch intensiver
miteinander zu kooperieren und zu gesellschaftlich wichtigen Fragen gemeinsame Positionen
auszuarbeiten. Dies könne nur in einem ehrlichen und offenen Dialog erreicht werden.
Während der Tagung wurde deutlich, dass nicht nur die Kirchen, sondern auch die anwesenden
Vertreter der serbischen Politik an einer intensiven Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen
Akteure interessiert sind. Davon könne die serbische Gesellschaft insgesamt profitieren.
Während
sich die serbischen Teilnehmenden auf der Tagung vorwiegend mit den Fragen der Gegenwart,
dem aktuellen Religionsgesetz und den Problemen der derzeitigen gesellschaftlichen
Rezeption von christlichen Werten in der Gesellschaft beschäftigt haben, bezogen sich
die deutschen Teilnehmenden häufig auf die Erfahrungen aus der neueren deutschen Geschichte,
die für die Entwicklung der Beziehungen zwischen Kirche, Staat und Gesellschaft in
Serbien hilfreich sein könnten. So hob Bischof Martin Schindehütte, der EKD-„Auslandsbischof“,
die Barmer Theologische Erklärung von 1934 als eine paradigmatische Antwort auf die
Probleme im Verhältnis von Kirche und Staat hervor. Schindehütte erinnerte aber auch
an die neue Denkschrift der EKD „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden
sorgen“ von 2007 und an die darin artikulierte Pflicht der Christen, sich für den
Frieden zu engagieren. Indessen hob der emeritierte katholische Bischof von Hildesheim,
Josef Homeyer, in seinem Vortrag exemplarisch die Bedeutung der „Sozialen Seminare“
in katholischer Trägerschaft für die Schaffung einer „Alltagselite“ hervor, die in
der Vermittlung von christlichen Werten in der Gesellschaft in Deutschland eine wichtige
Rolle gespielt haben.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Kirchen
und Religionsgemeinschaften nicht privatisiert und marginalisiert werden dürfen, sondern
dass sie als tätige Kraft mit öffentlichem Auftrag im Dialog mit der Gesellschaft
bleiben müssen, „wobei der Staat gut beraten wäre, einen Rahmen für diesen Dialog
zu schaffen“, wie es Claudia Crawford, die Leiterin des Auslandsbüros der Konrad Adenauer
Stiftung in Belgrad, in ihrem Grußwort formulierte. Gerade die Erfahrungen aus Deutschland
bestätigen, dass ein Dialog zwischen Kirchen, Staat und Gesellschaft für alle Beteiligten
nützlich und weiterführend ist.