2009-10-27 11:22:29

D: Debatte um Piusbrüder betrifft Ökumene


RealAudioMP3 Am Montag haben im Vatikan die Gespräche mit der traditionalistischen Piusbruderschaft begonnen. Der Vatikan sprach anschließend von einer „herzlichen, respektvollen und konstruktiven Atmosphäre“. Man habe die Themen sowie die Marschrichtung für die weiteren Verhandlungen festgelegt. Bei den Gesprächen der kommenden Monate solle es insbesondere um die Bedeutung der Tradition in der Kirche, um die Liturgie, um das Konzilsverständnis sowie um Fragen von Ökumene, interreligiösem Dialog und Religionsfreiheit gehen.

Die Diskussion habe auch ökumenische Auswirkungen, erklärte der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Friedrich Weber. Es stelle sich die Frage, „ob Glaubensfragen zumindest vorübergehend zur Disposition“ stünden, „wenn es um die Überwindung eines Schismas geht“.
Der Braunschweiger Landesbischof Weber sprach vor der derzeit tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Birgit Pottler hat ihn zu den anstehenden Themen in der Ökumene befragt:


Der Umgang mit den vier von Marcel Lefebvre geweihten Bischöfen habe für Irritationen gesorgt und „in der lutherischen Szene nachdenklich gestimmt“, resümiert Weber. Die Aufhebung der Exkommunikation lasse sich nicht von bestimmten politischen Haltungen oder Äußerungen trennen, so der Landesbischof:
„Leugnung des Holocaust, das ist nicht nur eine politische Äußerung, sondern das ist eine Äußerung eines Christen, die zutiefst inhuman und unmenschlich ist, und damit hat sie auch etwas mit der theologischen Haltung des Bischofs zu tun.“

„Nachsichtigkeit bis zum Äußersten“
Die lutherische Seite habe das nicht zu beurteilen, unterstreicht der Catholica-Beauftragte, auch wolle er das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Reformationskirchen einerseits und den Traditionalisten andererseits nicht parallelisieren. Aber es sei erstaunlich,
„dass das Streben zur Gestaltung und zur Darstellung der äußeren Einheit innerhalb der römisch-katholischen Kirche offenbar ein so hohes Gut ist, dass darüber doch Großzügigkeit und Nachsichtigkeit bis zum Äußersten gezeigt worden ist. … Wir fragen uns innerhalb der Ökumene: Müsste es dann nicht eine größere Offenheit geben, um die ökumenische Einheit aller Christen wiederherzustellen? Wie müssten dann Formulierungen in Texten aussehen, die aus dem Vatikan kommen in Richtung reformatorische Kirche, wenn wir an Dominus Iesus denken oder an die Fragen zum Kirchenbegriff - müsste da nicht auch etwas ganz anderes möglich sein um dieser größeren ökumenischen Einheit willen?“

„Keine problematischen Wirkungen“
Der Deutschen Bischofskonferenz seien die Lutheraner dankbar für die deutliche Positionierung. Der Ausgang der Gespräche im Vatikan werde für die Ökumene „keine problematischen Wirkungen“ haben. Auch die Dialoge auf internationaler Ebene seien weit gediehen, die gegenseitige Anerkennung der Taufe gelte sicher über Deutschland hinaus.
„Wir werden sicher auch als Evangelische, als Lutheraner nicht davon ablassen, immer wieder die Frage zu stellen: Wie ernst wird auch von unseren katholischen Geschwistern das Leiden der Menschen in konfessionsverschiedenen Ehen genommen, die gemeinsam zur Eucharistie gehen wollen? Da sind noch weitere Fragen bis hin zum Verstehen dessen, was mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gewonnen ist, wie wichtig und wie stabil das ist. Die deutschen Bischöfe haben sich eindeutig erklärt, und wir haben auch keinerlei Anlass , etwas zu bezweifeln. Auf die Gesamtszene geblickt, gibt es die ein oder andere Frage.“

Ökumene nicht nur katholisch-evangelisch
Der scheidende Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, hat vor der Synode in Ulm Fehler im Dialog mit der katholischen Kirche eingeräumt. Der Rat der EKD und er als Vorsitzender hätten das ökumenische Miteinander in den vergangenen sechs Jahren nicht nur gefördert, sondern „auch behindert“, sagte Huber.
Am Mittwoch steht bei der EKD-Synode die Wahl in den Ratsvorsitz an. Die Hannoveraner Landesbischöfin Margot Käßmann gilt als Favoritin für das Amt der obersten Repräsentantin von 25 Millionen Protestanten in Deutschland.


Der Catholica-Beauftragte wünscht sich unter dem oder der neuen Ratsvorsitzenden eine Erweiterung des Ökumenebegriffs. Die Rede von einer „Ökumene der Profile“ sehe er kritisch, da sie „Anlass war für manches Missverständnis“, so Landesbischof Friedrich Weber:
„Da wünsche ich mir, dass seitens der neuen EKD- Ratspräsidentenschaft, aber auch des Rates und auch seitens der Deutschen Bischofskonferenz stärker gesehen wird: Wir beiden, die großen Kirchen, reden nicht für alle Christen in Deutschland. Auch die anderen müssen in einer guten Weise mit ins Boot. Wir sind vor einer säkularen und auch zunehmend kritisch, fast atheistisch argumentierenden Öffentlichkeit nur so glaubwürdig, wie wir auch gemeinsam von dem Zeugnis ablegen, was uns voller Hoffnung macht für die Zukunft dieser Welt. Wir brauchen das gemeinsame Zeugnis, aber wir müssen wissen, was aufgrund lutherischer Tradition oder unierter Tradition oder römisch-katholischer Tradition denn dieses gemeinsame Zeugnis ist. Das muss profiliert sein - aber nicht als eine Ökumene, die sich auf Kosten der jeweils anderen profiliert.“

(rv 27.10.2009 bp)








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