Eine kritische Presse ist in vielen Ländern dieser Welt unerwünscht. Unter den Sendern,
die nicht mehr berichten dürfen, gibt es auch zahlreiche katholische Radiostationen.
Besonders in Südamerika ist die Lage für Diözesanradios schwierig. Das jüngste Beispiel
kommt aus Peru Radio Horizonte musste verstummen. das Kommunikationsministerium des
südamerikanischen Landes hat am vergangenen Freitag den katholischen Sender geschlossen.
Mit Maschinenpistolen ist die örtliche Polizei in die Radiostation der Diözese Chachapoyas
in Nordperu eingedrungen. Das berichtet uns ein ehemaliger Mitarbeiter von Radio Horizonte,
Damian Raiser: „Radio Horizonte ist ein Sender, der verschiedene Aufgaben hat.
Dazu zählen vor allem politische Berichterstattung, aber auch religiöse Bildung wie
Katechismus und Tagesevangelium. Dazu gehören auch Nachrichten und der Bereich Evangelisierung.
Außerdem gab es noch zahlreiche religiöse Programme, die hauptsächlich von einem örtlichen
Pfarrer oder auch vom Bischof der Diözese gestaltet wurden. Es gab zahlreiche Musikprogramme
für die ländliche Bevölkerung und Informationsprogramme wie die spanischsprachige
Nachrichtensendung von Radio Vatikan.“ Offizieller Grund der Schließung war angeblich
eine fehlende Lizenz des Senders. Die Diözese habe aber bereits vor mehr als zwei
Jahren einen Antrag auf Erneuerung der Lizenz gestellt und dafür bezahlt, so der Bischof
der Diözese, Emiliano Cisneros Martinez, gegenüber lokalen Medien. Raiser hat eine
Vermutung für den eigentlichen Grund der Schließung: „Am 5.Juni kam es in Chachapoyas,
wo Radio Horizonte seinen Sitz hat, zu schweren Zusammenstößen zwischen indigener
Bevölkerung, also peruanischen Ureinwohnern, und der Polizei. Es gab einen schlecht
organisierten Polizeieinsatz. Die Ureinwohner hatten eine Straße besetzt. Meiner Meinung
nach hängt die Schließung mit dem 5. Juni zusammen und damit, dass Radio Horizonte
sich eindeutig auf die Seite der indigenen Bevölkerung gestellt hat.“ Schon vor
wenigen Monaten war ein anderer der katholischen Kirche nahestehender Radiosender
namens „La Voz“ geschlossen worden. Angeblich hätte der Sender zu Gewalt zwischen
peruanischen Ureinwohnern und der Polizei angeheizt. Damian Raiser: „Das andere
Radio, das vor einigen Monaten geschlossen wurde, war ebenfalls sehr regierungskritisch.
Ich glaube nicht, dass die Entscheidung das Radio zu schließen zufällig getroffen
wurde. Deshalb glaube ich durchaus, dass die Schließung in gewisser Weise gegen die
Meinungsfreiheit läuft.“ Zahlreiche Radiosender und Personen des öffentlichen Lebens
haben sich mit der Radiostation solidarisiert. (pm/rv)