2009-10-26 11:59:57

Naher Osten: Wo ist der Friedensprozess geblieben?


RealAudioMP3 Der Papst fährt – im Mai war das – mit dem Auto durch die Mauer in Israel, die Kontrahenten Netanjahu und Abbas schütteln sich in New York vor den Fernsehkameras die Hände, und nur von einem ist keine Spur in Nahost: vom Friedensprozess nämlich. Trotz mancher Bemühungen der neuen US-Regierung ist in Tel Aviv und Ramallah nichts in Gang gekommen – zum Ärger des Vatikans. Erzbischof Celestino Migliore vertritt den Vatikan bei der UNO in New York; er sagt uns:

„In 60 Jahren hat die UNO nicht weniger als 760 Resolutionen zur israelisch-palästinensischen Frage verabschiedet – und nicht eine einzige davon ist umgesetzt worden. Friedenspläne gibt es ja eigentlich genug: die Vereinbarungen von Oslo, die von Camp David, die Road Map, die Arbeit des Nahost-Quartetts usw. – aber die Krise in den israelisch-palästinensischen Beziehungen ist leider längst chronisch geworden. Zu lösen ist sie erst, wenn die Betreffenden und vor allem die mit ihnen verbündeten Länder, auf der einen wie auf der anderen Seite, wirklich einmal den politischen Willen aufbringen: Erst dann kann die UNO vielleicht auch mal einen Friedensplan auf die Beine stellen, der auch funktioniert!“

Ja, die UNO… Erzbischof Migliore, der das Treiben im UNO-Hauptquartier am „East River“ aus der Nähe erlebt, ist aufgebracht über die „unerträgliche Verspätung“, mit der die Völkerorganisation oft wichtige Themen angeht.

„Nehmen wir den Fall der Finanzkrise: Es ist ja klar, dass man nicht 192 Länder bitten kann, sich an einen Tisch zu setzen, um sich neue Normen und Mechanismen für Kontrolle und Aktion auszudenken; dafür sind eher spezialisierte Institute und regionale Verbände da, die schneller entscheiden können. Aber da muss die UNO doch Vorschläge in die Wagschale werfen, damit auch Länder gehört werden, die vielleicht weniger politisches, demographisches und wirtschaftliches Gewicht haben!“

(rv 26.10.2009 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.