Großbritannien: Anglikanischer Bischof will katholisch werden
Ein verheirateter
anglikanischer Bischof hat am Wochenende seine Bereitschaft erklärt, katholisch zu
werden. Er werde sich gern in der katholischen Kirche erneut zum Priester weihen lassen
- das sagte der Bischof von Chichester, John Hind, zum „Sunday Telegraph“. Hind leitet
die Gemeinschaft der „Traditionalisten“ innerhalb der anglikanischen Kirche.
Er
sei froh, dass es nun – Zitat – „für die Katholiken in der Church of England“ endlich
die Möglichkeit gebe, zwischen Bleiben oder Gehen zu wählen, so der anglikanische
Bischof. Die konservative anglikanische Gruppierung „Forward in Faith“ geht davon
aus, dass insgesamt etwa ein Dutzend Bischöfe darüber nachdenkt, katholisch zu werden.
Bischof John Broadhurst von Fulham, der Leiter der Gruppe, erklärte am Wochenende
wörtlich: „Das anglikanische Experiment ist vorbei.“ Papst Benedikt hatte letzte Woche
Schritte angekündigt, um traditionellen Anglikanern den Weg in die katholische Kirche
zu erleichtern. Sie sollen dort eine gesonderte kirchliche Struktur bekommen, in der
auch verheiratete anglikanische Priester weiter ihr Amt ausüben können. Die Bischofsweihe
bliebe den verheirateten Priestern allerdings versperrt. Hintergrund der Vatikan-Maßnahme,
deren Details noch nicht bekannt sind, ist der tiefe Riss, der zurzeit durch die anglikanische
Weltkirche geht. Auf der einen Seite stehen da Reformer, die auch Frauen und Homosexuelle
zur Priester- und Bischofsweihe zulassen; auf der anderen Seite traditionelle Anglikaner,
die vor einem Schisma innerhalb ihrer Gemeinschaft warnen. Viele dieser traditionellen
Anglikaner leben in den Entwicklungs- oder Schwellenländern; ihre Bischöfe haben sich
zu einer Gruppe namens „Global South“ zusammengeschlossen, die nach eigenen Angaben
fast die Hälfte aller Anglikaner weltweit repräsentiert. Leiter der Gruppe: Erzbischof
Peter Akinola aus Nigeria. Die „Global South“-Gruppe erklärte am Wochenende, traditionelle
Anglikaner sollten jetzt nicht ihre Kirche verlassen, sondern sie von innen her von
der Liberalisierung abbringen. - Papst Benedikt will nach britischen Presseberichten
nächstes Jahr Großbritannien besuchen. Der Anlaß könnte die Seligsprechung von Kardinal
John Henry Newman sein - eines Anglikaners, der zum Katholizismus übergetreten war.