Auf der Insel Zypern
ist am Wochenende die seit 1980 elfte Session im katholisch-orthodoxen Dialog zu Ende
gegangen: mit einer Vertagung nach Wien im September 2010. Das Glaubensgespräch zwischen
der abendländischen Westkirche und den byzantinischen Ostchristen war diesmal bei
seiner Kernfrage angelangt, bei der besonderen Rolle des Bischofs von Rom. Dieses
Thema von päpstlichem Primat und Unfehlbarkeit erwies sich als zu schwierig, um es
in der einen vorgesehenen Woche einvernehmlich behandeln zu können. Unser Ökumene-Fachmann,
Heinz Gstrein, hat die Gespräche auf der Mittelmeerinsel verfolgt.
Es spricht
für Kardinal Kasper und seinen orthodoxen Mitvorsitzenden der gemischten theologischen
Kommission, Metropolit Johannes von Pergamon, dass sie jedem zu eiligen Kompromiss
diesen Aufschub vorgezogen haben. Damit der frische Impuls in der zwischen Katholiken
und Orthodoxen letztlich einzig strittigen Frage der Kirchenstruktur aber nicht wieder
versandet, wird der Dialog schon in elf Monaten und nicht wie bisher alle zwei Jahre
fortgeführt. Das gibt den orthodoxen Teilnehmern Gelegenheit, sich besser vorzubereiten,
als es bei ihnen diesmal der Fall war. Auch können sie ihre Gläubigen gezielter darüber
aufklären, dass ein Glaubensgespräch keine Kapitulation darstellt. In der Paulusstadt
Paphos hat es wüste Szenen von antipäpstlichen Gegendemonstranten gegeben, an ihrer
Spitze bärtige Priester und orthodoxe Nonnen, die in das kirchliche Tagungshaus einbrachen.
Im Unterschied von den beiden letzten Dialogrunden in Belgrad 2005 und in Ravenna
2007 gab es aber auf Zypern nun keine Zerwürfnisse innerhalb der orthodoxen Teilnehmer
mehr. Das ist der eigentliche Fortschritt von Paphos. Er wird übereinstimmend dem
neuen Chef der russischen Kirchenpolitik zugeschrieben, Erzbischof Ilarion Alfejew
von Volokalamsk.