Vier Millionen Menschen
pro Jahr werden weltweit Opfer von Menschenhandel. 80 Prozent davon sind Frauen. Allein
in Europa fallen 500.000 Frauen und Mädchen jährlich in die Hände von Schlepperbanden.
In Wien, so schätzt die OSZE, sind rund 50 bis 70 Prozent der Prostituierten Opfer
von Menschenhandel. – Bei einem Podiumsgespräch in Wien auf Initiative der Österreichischen
Bischofskonferenz wurde auf das Schicksal dieser Frauen und Mädchen aufmerksam gemacht
und nach Auswegen für die Betroffenen gesucht.
In Wien sei Prostitution eine
der wenigen legalen Arbeiten für Asylwerberinnen, kritisierte Joana Adesuwa Reiterer,
selbst Opfer von Frauenhandel. Sie gründete 2006 den Verein „Exit“ und bemüht sich
seither um Aufklärungsarbeit in Österreich und in Nigeria. „Wien ist ein Paradies
für Menschenhändler“, so Reiterer wörtlich.
„In manchen Bundesländern haben
Asylbewerberinnen keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, können also nicht etwa als Kassiererin
arbeiten. Aber sie dürfen als Prostituierte arbeiten.“
Auch die aus dem
Sudan stammende Ishraga M. Hamid, die in der Interventionsstelle für Betroffene von
Frauenhandel arbeitet, forderte mehr Aufklärungsarbeit. Hamid kritisierte die derzeitige
Rechtslage, wonach Opfer von Frauenhandel nur dann eine Aufenthaltsbewilligung erhalten,
wenn sie gegen die Schlepper Aussagen. Diese Bestimmung müsse dringend geändert werden.
Klare
Forderungen formulierten die Podiumsgäste an die Kirchen, diese müssten Multiplikatoren
der Aufklärung sein. Menschenhandel dürfe nicht weiter als Tabuthema unter den Tisch
fallen.
Die Österreichische Bischofskonferenz beschloss bei ihrer Frühjahrskonferenz
2009, aufgrund der Dringlichkeit einen Runden Tisch zum Thema „Menschenhandel/Frauenhandel“
einzusetzen. Vorsitzender des Runden Tisches war der Wiener Weihbischof Franz Scharl.
Am Runden Tisch waren die Caritas Österreich, die Katholische Aktion Österreich, die
Arbeitsgemeinschaft Afro-Asiatischer Gemeinden, die Fremdsprachige Seelsorge, die
Österreichische Kommission Iustitia et Pax sowie die Frauenorden der Salvatorianerinnen
und der Schwestern vom Guten Hirten beteiligt.
Weihbischof Scharl erläuterte
die Ziele der Initiative: Man wolle über die Dimension des Menschenhandels im österreichischen
Kontext informieren und für dieses Problem sensibilisieren. Zudem sollen kirchliche
Einrichtungen und Gemeinschaften ermutigt werden, konkret Ausstiegshilfen zu schaffen
und den Betroffenen beizustehen. Schließlich wolle man sich auch gemeinsam mit anderen
Initiativen und Organisationen für eine Verbesserung der rechtlichen und politischen
Rahmenbedingungen in Österreich einsetzen.