2009-10-23 12:45:21

Österreich: Runder Tisch gegen Menschenhandel


RealAudioMP3 Vier Millionen Menschen pro Jahr werden weltweit Opfer von Menschenhandel. 80 Prozent davon sind Frauen. Allein in Europa fallen 500.000 Frauen und Mädchen jährlich in die Hände von Schlepperbanden. In Wien, so schätzt die OSZE, sind rund 50 bis 70 Prozent der Prostituierten Opfer von Menschenhandel. – Bei einem Podiumsgespräch in Wien auf Initiative der Österreichischen Bischofskonferenz wurde auf das Schicksal dieser Frauen und Mädchen aufmerksam gemacht und nach Auswegen für die Betroffenen gesucht.

In Wien sei Prostitution eine der wenigen legalen Arbeiten für Asylwerberinnen, kritisierte Joana Adesuwa Reiterer, selbst Opfer von Frauenhandel. Sie gründete 2006 den Verein „Exit“ und bemüht sich seither um Aufklärungsarbeit in Österreich und in Nigeria. „Wien ist ein Paradies für Menschenhändler“, so Reiterer wörtlich.

„In manchen Bundesländern haben Asylbewerberinnen keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, können also nicht etwa als Kassiererin arbeiten. Aber sie dürfen als Prostituierte arbeiten.“

Auch die aus dem Sudan stammende Ishraga M. Hamid, die in der Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel arbeitet, forderte mehr Aufklärungsarbeit. Hamid kritisierte die derzeitige Rechtslage, wonach Opfer von Frauenhandel nur dann eine Aufenthaltsbewilligung erhalten, wenn sie gegen die Schlepper Aussagen. Diese Bestimmung müsse dringend geändert werden.

Klare Forderungen formulierten die Podiumsgäste an die Kirchen, diese müssten Multiplikatoren der Aufklärung sein. Menschenhandel dürfe nicht weiter als Tabuthema unter den Tisch fallen.

Die Österreichische Bischofskonferenz beschloss bei ihrer Frühjahrskonferenz 2009, aufgrund der Dringlichkeit einen Runden Tisch zum Thema „Menschenhandel/Frauenhandel“ einzusetzen. Vorsitzender des Runden Tisches war der Wiener Weihbischof Franz Scharl. Am Runden Tisch waren die Caritas Österreich, die Katholische Aktion Österreich, die Arbeitsgemeinschaft Afro-Asiatischer Gemeinden, die Fremdsprachige Seelsorge, die Österreichische Kommission Iustitia et Pax sowie die Frauenorden der Salvatorianerinnen und der Schwestern vom Guten Hirten beteiligt.

Weihbischof Scharl erläuterte die Ziele der Initiative: Man wolle über die Dimension des Menschenhandels im österreichischen Kontext informieren und für dieses Problem sensibilisieren. Zudem sollen kirchliche Einrichtungen und Gemeinschaften ermutigt werden, konkret Ausstiegshilfen zu schaffen und den Betroffenen beizustehen. Schließlich wolle man sich auch gemeinsam mit anderen Initiativen und Organisationen für eine Verbesserung der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen in Österreich einsetzen.

(kap 23.10.2009 bp)







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