2009-10-23 12:46:50

Österreich: Abschied von scheinbar Unersetzlichem


RealAudioMP3 Mit einer programmatischen Ansprache hat der Wiener Kardinal Christoph Schönborn die Diözesanversammlung der Erzdiözese eröffnet. Christen müssten die derzeitige Situation akzeptieren und „manches loslassen, was uns unersetzlich scheint“, sagte Schönborn vor mehr als 1.000 Menschen im Stephansdom. „Eine neue Epoche des Christentums“ war der Titel seines Referats.

Der Kardinal wörtlich:

„Wir leben nicht in den kirchenboomenden fünfziger Jahren, in den konzilsbegeisterten sechziger Jahren, in den stürmischen Jahren nach 1968. Wir leben heute. Sehen wir diese Zeit mit den Augen Jesu und lieben wir sie.“

Nostalgie sei die falsche Reaktion, man müsse „Ja“ sagen zur konkreten Situation. Die Kirche sei, besonders in Wien, gewaltig geschrumpft und werde allein aufgrund der demographischen Situation weiter schrumpfen.

„Wir müssen Abschied nehmen, von vielem was uns lieb, wichtig und heilig war und ist. Es wird vieles sterben. Wir müssen manches loslassen, was uns unersetzlich scheint.“

Christen müssten neu fragen, was „Gottes Weg in dieser Zeit“ sei und auch „Ja“ sagen zu dem, „was Förderung braucht“. Kirchliche Gemeinden und Einrichtungen bildeten ein Netz und leisteten gemeinsam Beeindruckendes, so Schönborn. Die Kirche - und auch die Gesellschaft - erlebe heute die „größten Veränderungen und Umbrüche“ seit langem.

„Wir sind in einer sehr spannungsreichen Situation: Auf der einen Seite werden wir weniger. Aber die Anforderungen werden mehr, die Not wird größer. Je dünner die sozialen Netze werden, desto mehr ist unsere christliche Phantasie der Nächstenliebe gefordert.“

Eindringlich appellierte der Wiener Erzbischof an Priester und Laien, im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils „Ja“ zu sagen zur „gemeinsamen Berufung als getaufte und gefirmte Christen“. Die persönliche Begegnung stehe dabei an erster Stelle, so Schönborn. Mission gehe nur „face to face“, von Angesicht zu Angesicht. So solle auch die Diözesanversammlung verstanden werden: nicht zuerst Papiere produzieren, sondern einander „face to face“ begegnen.

(pm/rv 23.10.2009 bp)







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