Die Botschaft zum
Abschluss der Afrika-Synode liegt in ihren Grundzügen vor. Mehrere Synodenväter präsentierten
das Dokument an diesem Freitag im Vatikan. Einige Kernpunkte: Religionsfreiheit für
afrikanische Christen in Ländern mit muslimischer Mehrheit, bessere Ausbildung von
Laien für die Sache von Gerechtigkeit und Frieden, Schluss mit korrupter Politik,
mehr Raum für Frauen, Ja zur Strategie der Enthaltsamkeit gegen HIV/Aids.
In
sieben Teilen wendet sich die Afrika-Synode an die Gläubigen in Afrika, aber auch
an internationale Partner. Der erste Punkt bietet ein Standbild von Afrika
heute: Tragik, aber auch Licht. Medien bevorzugen oft die schlechte Nachricht und
übersehen, dass einige afrikanische Nationen nach langen Kriegsjahren den Weg zur
Demokratie gefunden haben.
Vom Licht zum Glauben – der zweite Punkt
des Papiers – behandelt die Tatsache, dass die Kirche höhere Standards als andere
an ihre Strategien der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens anwenden muss.
„Die Tugend des Verzeihens ist zentral, auch vor dem Zugeben irgendeiner Schuld“.
„An die Universalkirche“ richtet sich der dritte Punkt. Er enthält
einen Dank an alle Ortskirchen, die sich „materiell und spirituell“ in und für Afrika
einsetzen. Außerdem wird den einzelnen Ortskirchen die Sorge um afrikanische Bürger
ans Herz gelegt, die ausgewandert sind.
Die Kirche in Afrika – vierter
Punkt – wendet sich an alle ihre Mitglieder und zitiert dafür das afrikanische Sprichwort:
„Eine gut organisierte Armee von Ameisen kann selbst einen Elefanten zu Fall bringen“.
Die einzelnen Bischofskonferenzen werden zur Einheit untereinander aufgerufen. Die
Bischöfe sollen dafür sorgen, dass auf möglichst vielen Ebenen Kommissionen für Gerechtigkeit
und Frieden entstehen, die sich in den vergangenen 15 Jahren als wichtige Instrumente
gesellschaftlicher Gewissensbildung erwiesen. „Unsere Diözesen müssen Modelle der
Transparenz, des guten Regierens und einer guten Finanzverwaltung sein“, mahnt das
Dokument. Die Priester, oft unter den gebildetsten Mitgliedern ihrer Gemeinschaften,
werden zur Unparteilichkeit ermahnt, zur Treue an den Zölibat und zur Abkehr von materiellen
Dingen. Den Laien mit höherer Bildung legt die Synode Bibel, Katechismus und speziell
das Kompendium der Sozialdoktrin der Kirche ans Herz: „Es gibt keine Entschuldigung,
unwissend im eigenen Glauben zu sein“. Erfreut zeigen sich die Synodenväter über den
Zuwachs katholischer Universitäten in Afrika. Bei ihrem weiteren Ausbau sei die Hilfe
der Weltkirche erforderlich.
Einen besonderen Ruf zur Verantwortung richtet
die Synode an katholische Politiker. „Afrika braucht Heilige in wichtigen politischen
Ämtern: Politiker, die Schluss mit der Korruption machen, die für das Gemeinwohl arbeiten
und andere Männer und Frauen guten Willens außerhalb der Kirche motivieren können,
sich gegen jene Übel zu vereinen, die unsere Nationen quälen“, heißt es wörtlich.
Leider hätten auch viele Katholiken in prestigereichen Ämtern sich nicht entsprechend
verhalten. An dieser Stelle ein drastischer Aufruf: „Die Synode lädt solche Personen
dazu ein, Reue zu üben oder den öffentlichen Schauplatz zu verlassen, sodass sie nicht
länger das Volk ruinieren und der katholischen Kirche einen schlechten Ruf eintragen.“
Was die Frauen betrifft, sollten sie nicht bloß als Mütter und Ehefrauen,
sondern ganz allgemein mehr in der sozialen Sphäre anerkannt sein. Die Ortskirchen
sollten konkrete Einrichtungen schaffen, um die echte Teilhabe der Frau „auf geeigneten
Ebenen“ zu fördern. Hier sei gerade der Heilige Stuhl mit gutem Beispiel vorangegangen,
indem er Frauen in verantwortungsvolle Aufgaben berief.
Punkt fünf
ist ein Aufruf an die internationale Gemeinschaft. Die UNO betreibe viele löbliche
Initiativen in Afrika, solle sich aber davor hüten, traditionelle afrikanische Werte
wie die der Familie und des menschlichen Lebens zu zerstören. Als Beispiel nennt das
Papier den Artikel 14 des Maputo-Protokolls, in dem es um reproduktive Gesundheit
und Abtreibung geht. In Sachen HIV/Aids wiederholt die Synode: Kondome sind keine
Lösung. Vielmehr sollten die Verantwortlichen von Präventionsprogrammen anerkennen,
dass Strategien, die auf Enthaltsamkeit setzen, die erfolgreicheren sind.
An
die Nationen der Welt appellierte die Synode, Afrika „mit Respekt und Würde“ zu behandeln.
Die Frage der Verschuldung afrikanischer Länder sei zu überdenken, da sie „buchstäblich
die Kinder tötet“. Großkonzerne sollten aufhören, für ihre Ausbeutung afrikanischer
Rohstoffe „auf kriminelle Weise die Umwelt zu zerstören“. Es sei eine kurzsichtige
Politik, Kriege zu fördern, um schnelle Profite aus dem Chaos zu ziehen und dabei
den Verlust von Menschenleben in Kauf zu nehmen.
Punkt sechs, „Afrika,
steh auf!“, lenkt die Aufmerksamkeit auf Regionen, die derzeit in Kriegen und Gewalt
versinken. Das führe zu Abwanderung, geheimer Migration, Menschenhandel, Krieg und
Blutvergießen, Kindersoldaten und unsäglicher Gewalt gegen Frauen. „Wie kann man stolz
darauf sein, über ein solches Chaos zu herrschen?“, fragen sich die Synodenväter.
Es sei Zeit, „die Gewohnheiten zu ändern, aus Liebe zu den Generationen von heute
und morgen.“
Punkt sieben beschäftigt sich mit der „Vereinigung der
spirituellen Kräfte“, also mit dem interreligiösen Dialog. Ein sich ausbreitender
Fanatismus ruiniere viele Teile Afrikas. Wo Religiosität missbraucht werde, schaffe
sie erhebliche Konflikte. Doch auf geeignete Weise geleitet, „sind die Religionen
eine große Kraft des Guten, besonders für den Frieden und die Versöhnung“.
Im
Dialog mit den Moslems gebe es Beispiele für sehr gelungene Zusammenarbeit. Allerdings
fordert die Synode unbedingte Religionsfreiheit. Einige Länder verbieten in ihren
Gesetzen den Übertritt zum Christentum – hier müsse man die Lage im Licht der Menschenrechte
nochmals durchsehen, wünscht die Synode. Da die muslimischen Gemeinschaften ihrerseits
gerne Christen aufnehmen, müsse es hier zur Gegenseitigkeit kommen.
Am Samstag
übergeben die Synodenväter Papst Benedikt die so genannten Propositiones. Sie sind
eine Art erweiterte Fassung der heute präsentierten Synoden-Botschaft und sollen dem
Papst als Grundlage für das postsynodale Schreiben dienen, das in mehreren Monaten
erscheinen wird. An diesem Sonntag findet die Afrika-Synode zum Thema "Versöhnung,
Gerechtigkeit und Frieden" mit einem Papstgottesdienst in Sankt Peter ihren offiziellen
Abschluss.