2009-10-23 15:32:52

Afrika-Synode: Schlussbotschaft an die Welt


RealAudioMP3 Die Botschaft zum Abschluss der Afrika-Synode liegt in ihren Grundzügen vor. Mehrere Synodenväter präsentierten das Dokument an diesem Freitag im Vatikan. Einige Kernpunkte: Religionsfreiheit für afrikanische Christen in Ländern mit muslimischer Mehrheit, bessere Ausbildung von Laien für die Sache von Gerechtigkeit und Frieden, Schluss mit korrupter Politik, mehr Raum für Frauen, Ja zur Strategie der Enthaltsamkeit gegen HIV/Aids.

In sieben Teilen wendet sich die Afrika-Synode an die Gläubigen in Afrika, aber auch an internationale Partner. Der erste Punkt bietet ein Standbild von Afrika heute: Tragik, aber auch Licht. Medien bevorzugen oft die schlechte Nachricht und übersehen, dass einige afrikanische Nationen nach langen Kriegsjahren den Weg zur Demokratie gefunden haben.

Vom Licht zum Glauben – der zweite Punkt des Papiers – behandelt die Tatsache, dass die Kirche höhere Standards als andere an ihre Strategien der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens anwenden muss. „Die Tugend des Verzeihens ist zentral, auch vor dem Zugeben irgendeiner Schuld“.

„An die Universalkirche“ richtet sich der dritte Punkt. Er enthält einen Dank an alle Ortskirchen, die sich „materiell und spirituell“ in und für Afrika einsetzen. Außerdem wird den einzelnen Ortskirchen die Sorge um afrikanische Bürger ans Herz gelegt, die ausgewandert sind.

Die Kirche in Afrika – vierter Punkt – wendet sich an alle ihre Mitglieder und zitiert dafür das afrikanische Sprichwort: „Eine gut organisierte Armee von Ameisen kann selbst einen Elefanten zu Fall bringen“. Die einzelnen Bischofskonferenzen werden zur Einheit untereinander aufgerufen. Die Bischöfe sollen dafür sorgen, dass auf möglichst vielen Ebenen Kommissionen für Gerechtigkeit und Frieden entstehen, die sich in den vergangenen 15 Jahren als wichtige Instrumente gesellschaftlicher Gewissensbildung erwiesen. „Unsere Diözesen müssen Modelle der Transparenz, des guten Regierens und einer guten Finanzverwaltung sein“, mahnt das Dokument. Die Priester, oft unter den gebildetsten Mitgliedern ihrer Gemeinschaften, werden zur Unparteilichkeit ermahnt, zur Treue an den Zölibat und zur Abkehr von materiellen Dingen. Den Laien mit höherer Bildung legt die Synode Bibel, Katechismus und speziell das Kompendium der Sozialdoktrin der Kirche ans Herz: „Es gibt keine Entschuldigung, unwissend im eigenen Glauben zu sein“. Erfreut zeigen sich die Synodenväter über den Zuwachs katholischer Universitäten in Afrika. Bei ihrem weiteren Ausbau sei die Hilfe der Weltkirche erforderlich.

Einen besonderen Ruf zur Verantwortung richtet die Synode an katholische Politiker. „Afrika braucht Heilige in wichtigen politischen Ämtern: Politiker, die Schluss mit der Korruption machen, die für das Gemeinwohl arbeiten und andere Männer und Frauen guten Willens außerhalb der Kirche motivieren können, sich gegen jene Übel zu vereinen, die unsere Nationen quälen“, heißt es wörtlich. Leider hätten auch viele Katholiken in prestigereichen Ämtern sich nicht entsprechend verhalten. An dieser Stelle ein drastischer Aufruf: „Die Synode lädt solche Personen dazu ein, Reue zu üben oder den öffentlichen Schauplatz zu verlassen, sodass sie nicht länger das Volk ruinieren und der katholischen Kirche einen schlechten Ruf eintragen.“

Was die Frauen betrifft, sollten sie nicht bloß als Mütter und Ehefrauen, sondern ganz allgemein mehr in der sozialen Sphäre anerkannt sein. Die Ortskirchen sollten konkrete Einrichtungen schaffen, um die echte Teilhabe der Frau „auf geeigneten Ebenen“ zu fördern. Hier sei gerade der Heilige Stuhl mit gutem Beispiel vorangegangen, indem er Frauen in verantwortungsvolle Aufgaben berief.

Punkt fünf ist ein Aufruf an die internationale Gemeinschaft. Die UNO betreibe viele löbliche Initiativen in Afrika, solle sich aber davor hüten, traditionelle afrikanische Werte wie die der Familie und des menschlichen Lebens zu zerstören. Als Beispiel nennt das Papier den Artikel 14 des Maputo-Protokolls, in dem es um reproduktive Gesundheit und Abtreibung geht. In Sachen HIV/Aids wiederholt die Synode: Kondome sind keine Lösung. Vielmehr sollten die Verantwortlichen von Präventionsprogrammen anerkennen, dass Strategien, die auf Enthaltsamkeit setzen, die erfolgreicheren sind.

An die Nationen der Welt appellierte die Synode, Afrika „mit Respekt und Würde“ zu behandeln. Die Frage der Verschuldung afrikanischer Länder sei zu überdenken, da sie „buchstäblich die Kinder tötet“. Großkonzerne sollten aufhören, für ihre Ausbeutung afrikanischer Rohstoffe „auf kriminelle Weise die Umwelt zu zerstören“. Es sei eine kurzsichtige Politik, Kriege zu fördern, um schnelle Profite aus dem Chaos zu ziehen und dabei den Verlust von Menschenleben in Kauf zu nehmen.

Punkt sechs, „Afrika, steh auf!“, lenkt die Aufmerksamkeit auf Regionen, die derzeit in Kriegen und Gewalt versinken. Das führe zu Abwanderung, geheimer Migration, Menschenhandel, Krieg und Blutvergießen, Kindersoldaten und unsäglicher Gewalt gegen Frauen. „Wie kann man stolz darauf sein, über ein solches Chaos zu herrschen?“, fragen sich die Synodenväter. Es sei Zeit, „die Gewohnheiten zu ändern, aus Liebe zu den Generationen von heute und morgen.“

Punkt sieben beschäftigt sich mit der „Vereinigung der spirituellen Kräfte“, also mit dem interreligiösen Dialog. Ein sich ausbreitender Fanatismus ruiniere viele Teile Afrikas. Wo Religiosität missbraucht werde, schaffe sie erhebliche Konflikte. Doch auf geeignete Weise geleitet, „sind die Religionen eine große Kraft des Guten, besonders für den Frieden und die Versöhnung“.

Im Dialog mit den Moslems gebe es Beispiele für sehr gelungene Zusammenarbeit. Allerdings fordert die Synode unbedingte Religionsfreiheit. Einige Länder verbieten in ihren Gesetzen den Übertritt zum Christentum – hier müsse man die Lage im Licht der Menschenrechte nochmals durchsehen, wünscht die Synode. Da die muslimischen Gemeinschaften ihrerseits gerne Christen aufnehmen, müsse es hier zur Gegenseitigkeit kommen.

Am Samstag übergeben die Synodenväter Papst Benedikt die so genannten Propositiones. Sie sind eine Art erweiterte Fassung der heute präsentierten Synoden-Botschaft und sollen dem Papst als Grundlage für das postsynodale Schreiben dienen, das in mehreren Monaten erscheinen wird. An diesem Sonntag findet die Afrika-Synode zum Thema "Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden" mit einem Papstgottesdienst in Sankt Peter ihren offiziellen Abschluss.

(rv 23.10.2009 gs)








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