2009-10-23 13:53:15

20 Jahre Mauerfall: Meisner sieht Rolle der Katholiken unterbewertet


Kölns Kardinal Joachim Meisner sieht die Rolle der katholischen Kirche für das Ende der DDR völlig unterbewertet. In vielen Erklärungen, Reden, Interviews und Büchern zum 20. Jahrestag des Mauerfalls werde der Weg der Kirche durch 40 Jahre DDR selbst von Katholiken oberflächlich beschrieben und bewertet, schreibt der Erzbischof und frühere Vorsitzende der Berliner Bischofskonferenz in einem Beitrag für die Tageszeitung „Die Welt“ (Freitag). Die katholische Kirche habe sich in der sozialistischen Gesellschaft immer als „Teil gegen das Ganze“ und als „Protest gegen die gleichgeschaltete Masse“ verstanden und in den 40 Jahren DDR das „biblische Zeugnis des Nicht-Mitmachens“ abgelegt. „Diesen theologischen Widerspruch in Theorie und Praxis 40 Jahre lang bis zum Schluss durchgehalten zu haben, ist das Wunder Gottes“, so Meisner. Die katholische Kirche habe sich nicht als „Kirche im Sozialismus definieren“ können, schreibt Meisner. Aus ihrem Selbstverständnis heraus habe sie auch nicht wie die evangelischen Kirchen organisatorische Konsequenzen aus der Gründung der DDR ziehen müssen. „Die Staatsgrenzen der DDR waren nie katholische Kirchengrenzen“, betonte der Kardinal. Das völlige Ausbleiben von Bischöfen oder eine gelegentliche Repräsentanz durch untergeordnete kirchliche Vertreter bei politischen Großveranstaltungen sei stets „als Relativierung des Systems“ empfunden worden. Diplomatische Vertreter im damaligen Ost-Berlin hätten diesen Kurs und den „lebendigen Protest gegen das ganze System“ bewundert. – Meisner war von 1980 bis 1988 Bischof von Berlin. Den Vorsitz der Berliner Bischofskonferenz übernahm er 1982. Im Februar 1989 wechselte der Kardinal nach Köln.

(kna 23.10.2009 bp)







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