Italien: Streit um islamischen Religionsunterricht
Bischöfe und Politiker streiten darüber, ob in Italien islamischer Religionsunterricht
eingeführt werden soll. Der Vorschlag zu einem solchen Unterricht kommt von Staatssekretär
Adolfo Urso. Er glaubt, ein offizieller islamischer Religionsunterricht könne Eltern
mit Migrationshintergrund davon abhalten, ihre Kinder in „Koranschulen“ zu schicken.
Es gehe nicht darum, den Islam zu bekämpfen, sondern vielmehr den islamistischen Fundamentalismus.
Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, lehnt
den Vorschlag ab. Sein Argument: Der Islam sei kein Teil der italienischen Kultur.
Beim katholischen Religionsunterricht sei die Sachlage anders, weil das katholische
Christentum ein „Teil der Geschichte und Kultur Italiens ist“. Laut offiziellen Statistiken
beträgt der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in Italien
4,2 Prozent. Die Kurien-Kardinäle Renato Martino und Georges Cottier hingegen zeigen
sich für einen möglichen islamischen Reli-Unterricht aufgeschlossen. Erneut setzt
damit der Vatikan, wie die Tageszeitung „Il Foglio“ analysiert, in einer innenpolitischen
Frage die Akzente anders als die italienischen Bischöfe. Dabei sieht das Blatt auch
innerhalb des Vatikans einen Widerstreit der Meinungen. Das mache es dem vatikanischen
Dialog-Verantwortlichen, Kardinal Jean-Louis Tauran, schwerer – zumal auch bei seinen
Dialogpartnern in der islamischen Welt Vielstimmigkeit herrsche.