2009-10-19 14:45:46

D: Immer mehr Kirchenaustritte


Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland ist 2008 auch auf evangelischer Seite drastisch gestiegen. Das ergab eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Den beiden großen Kirchen kehrten insgesamt 290.056 Bürger den Rücken. Das waren 29,5 Prozent mehr als 2007. Aus den 22 evangelischen Landeskirchen traten letztes Jahr 168.901 Personen aus, was einem Zuwachs von 29,6 Prozent entspricht. Bei der katholischen Kirche erhöhten sich die Austritte um 29,3 Prozent auf 121.155. Besonders hoch sind die Anstiege auf evangelischer Seite vor allem im Westen Deutschlands. Die prozentual größten Steigerungen verzeichneten die Landeskirchen Pfalz (41,2 Prozent) und Anhalt (40,4 Prozent). Über dem Durchschnitt lag auch die größte Landeskirche, die hannoversche, mit einem Plus von 29,6 Prozent. Nach Ansicht des Religionssoziologen Detlef Pollack aus Münster hängt der Mitgliederschwund der Kirchen unter anderem mit der Wirtschaftskrise zusammen. „Die Ersparnis der Kirchensteuer ist ein wesentliches Motiv für Kirchenaustritte“, fand der Wissenschaftler bei einer langfristigen Studie heraus. Die Austrittsraten stiegen immer dann an, wenn die Finanzbelastung wachse. Das lasse sich für die vergangenen 50 Jahre nachweisen, etwa beim Solidaritätszuschlag 1992 oder beim Konjunkturzuschlag Anfang der siebziger Jahre. Die Austritte hätten auch mit einer sinkenden Religiosität zu tun: „Menschen, die austreten, haben zumeist die Beziehung zu Glauben und Kirche verloren. Die Wirtschaftslage ist dann der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“ Dabei seien es laut Statistik vor allem Besserverdiener, Städter und Männer, die der Kirche den Rücken kehrten. „Für sie lohnt sich der Austritt finanziell am meisten. Die Bindung zur Kirche bleibt jedoch oft über die schlechter verdienende Frau bestehen. Dies erlaubt es, die Kinder dann dennoch taufen zu lassen“, so Pollack.
(idea 19.10.2009 sk)







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