2009-10-16 11:35:37

Österreich: Krätzl gegen „Diskussionsverbote“ in der Kirche


RealAudioMP3 Das hört man von einem Bischof auch nicht alle Tage: Vor „Diskussionsverboten“ in der Kirche, die einen Reformstau verursachen würden, warnt der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl. Bei einem Vortrag in Wien plädierte er vor zahlreichen Festgästen - darunter seinem Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn - stattdessen für eine respektvolle und durchaus auch kontroverse Debatte zwischen dem kirchlichen Lehramt und der Theologie. Beide müssten viele brennende Fragen gemeinsam aufnehmen, so der Weihbischof: „Das sind wir einer glaubwürdigen Verkündigung schuldig. Die Menschen warten auf Hilfen zur Orientierung.“ Krätzl erinnerte an das Zweite Vatikanische Konzil als eine „Sternstunde“ für eine solche Zusammenarbeit von Lehramt und Theologie. Die „fruchtbare Spannung“ zwischen beiden habe erst die Fortschritte des Konzils ermöglicht.

Allerdings seien im Anschluss an das Konzil viele noch offene Fragen theologisch nicht weiter vertieft worden - mit negativen Auswirkungen auf das kirchliche Leben, wie der Weihbischof bedauerte. Krätzl nannte in diesem Zusammenhang u.a. das Verhältnis von Welt- und Ortskirche, den Themenbereich „verantwortete Elternschaft“, die Liturgiereform oder die Frage der eucharistischen Mahlgemeinschaft zwischen den christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften.

Kardinal Schönborn sprach in seiner Antwort von einer „Steilvorlage“, die Weihbischof Krätzl geliefert habe. Auch er, so Schönborn, wolle dringend zu einer neuen Debatte ermutigen. Allerdings wolle er vor einer rein abwertenden Sicht der Tradition warnen. Die von Bischof Krätzl positiv hervorgehobenen Konzilstheologen hätten sich nicht generell gegen die kirchliche und theologische Tradition der Kirche gewandt, sondern gegen eine verkürzte und viel zu eng geführte Theologie des 19. Jahrhunderts. In der nachkonziliaren Entwicklung in der Kirche habe es auch „negative Auswüchse“ gegeben, so Schönborn. Umso notwendiger sei eine fundierte und durchaus auch kontroverse Debatte.

(kap 16.10.2009 sk)








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