„Ich habe den Eindruck,
dass der Niedergang der DDR, wenn man nicht vom Wirtschaftlichen ausgeht, damit begann,
dass die Leute eine von außen gekommene Legitimation, eine juristische Grundlage hatten,
sich ordnungsgemäß um die Ausreise zu bemühen.“ Konrad Zdarsa ist heute Bischof
von Görlitz, vor 20 Jahren war er Pfarrer in der Stahlarbeiterstadt Freital
bei Dresden. „Ordnungsgemäß, das war ein beliebtes Wort in der DDR“, fügt er noch
an. Und: „Das ging zeitig schon los, Jahre zuvor.“ Als Pfarrer erlebte Zdarsa das
Problem der Ausreiser direkt, wenn Menschen auf einmal weg waren, Freunde fehlten
und Ehrenamtliche. „Da haben wir natürlich gesagt, besser gepredigt, ganz im Sinn
,Gut gebrüllt Löwe!’, wir müssen dort bleiben, wo Gott uns hingestellt hat. Aber insgeheim,
im Gespräch unter den Mitbrüdern haben wir uns natürlich auch gesagt, wir können die
Leute sehr wohl verstehen. Dieser Anspruch auf die Freiheit, der war eigentlich kompromisslos
auch möglich zu machen.“ (rv 16.10.2009 bp)