2009-10-14 16:04:26

Erzähl mal von der Synode....


RealAudioMP3 Versöhnung, Gerechtigkeit, Frieden in Afrika – und das aus Sicht der katholischen Kirche. Worüber haben denn die 244 Synodenväter, Experten und Hörer des Bischofstreffens bisher konkret geredet? Ein Kollegengespräch mit unserer Synodenkorrespondentin Gudrun Sailer:

Sehr brauchbar hat das gestern der Generalrelator Kardinal Peter Turkson in einer langen Rede zusammengefasst. Zunächst: Thematisch ist bei der Synode so ziemlich alles vertreten, was die Geißeln des Lebens in Afrika und seine Freuden heute sind. Es geht von Raubbau und Plünderung von afrikanischen Bodenschätzen durch westliche Großkonzerne über Genitalverstümmelung an Frauen bis zu konkret operierenden Kommissionen für Gerechtigkeit und Frieden, die in Afrika seit der letzten Synode flächendeckend entstanden sind. Ein weites Panorama.

Gleitet das nicht manchmal sehr ins Politische ab?

Das tut es zweifellos. Die einzelnen Redebeiträge sind ja sehr kurz. Fünf Minuten pro Synodenvater, vier Minuten pro Experte und pro Hörer (ja, auch die Hörer - und Hörerinnen - sprechen). Wie Nadelstiche also, und es ist auch ratsam, sich immer nur auf ein Thema zu konzentrieren, was die meisten auch schaffen. Einzelne Bischöfe sprechen ausschließlich über – beispielsweise – Korruption in der Politik und mangelnde Rechtsstaatlichkeit, über Missstände in der Verwaltung gewisser Staaten. Aber das sind nun mal brennende Themen für gewisse Ortskirchen, und jeder sieht ein, dass unter bestimmten gesellschaftlichen Voraussetzungen Versöhnung niemals wachsen kann. Kardinal Turkson hat aber auch den Redebeitrag eines Synodenvaters aufgegriffen, der meinte: Eine Bischofssynode ist keine Spezialsitzung der Vereinten Nationen für Afrika mit ihren öffentlichen Erklärungen. Sondern es ist eine Versammlung des Glaubens, in der es um den spezifisch christlichen Beitrag geht.

Schält sich denn heraus, was dieser spezifisch christliche Beitrag zu Versöhnung, Gerechtigkeit, Frieden in den Ortskirchen sein kann?

Für Christen, wie das Kardinal Turkson sehr schön zusammengefasst hat, ist Versöhnung kein Status oder ein bloßes Handeln. Es geht auch hinaus über Entschädigung, also über das, was staatliche Kommissionen wie die in Südafrika oder Ghana in erster Linie leisten. Sondern es braucht eine spirituelle Offenheit des Einzelnen für Versöhnung, und das funktioniert am Besten sozusagen mit Gott im Rücken. Beispiel: Mehrere Bischöfe etwa rieten ausdrücklich zu gemeinsamen Bußfeiern, als Ergänzung zum Sakrament der Beichte. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass sich diese Feiern in ihren Kirchen sehr gut dazu eignet, Wunden zu heilen, die bei den einzelnen Menschen aufgerissen wurden durch Gewalt, Kriege, Verstümmelungen, Demütigungen, Monstrositäten aller Art. Die Sünde hat nämlich eine soziale Dimension, nicht nur eine persönliche, und daher ist es sinnvoll, die Gemeinschaft bei der Buße auch miteinzubeziehen.

Ist Papst Benedikt immer dabei in der Synodenaula?

Fast immer. Allerdings ergreift er so gut wie nie das Wort, er beschränkt sich bisher auf aufmerksames Zuhören. Der Papst sitzt in der Mitte des Podiums, leitet das Gebet auf Latein, das jeweils die morgendliche und die nachmittägliche Sitzung eröffnet, liest fleißig mit und benutzt niemals die Simultanübersetzung, da er die Synodensprachen ja alle versteht: Französisch, Italienisch, Englisch, Portugiesisch. Nur wenn die Sprachzirkel tagen, ist der Papst nicht dabei. Darum werden die zum Beispiel immer mittwochs anberaumt, wenn der Papst ohnehin bei der Generalaudienz die Pilger empfängt.

Geht es in der Aula sehr steif zu?

Nun, einige dieser afrikanischen Bischöfe schaffen es bei aller Tragik der Probleme auf ihrem Kontinent immer wieder, die Versammlung doch sehr aufzuheitern. Zum Beispiel ist das auch Jacques Diouf gelungen, dem Chef der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, der immer wieder ausdrücklich „Caritas in Veritate“ in die Aula rief, wenn er besonders dringliche Sachverhalte präsentierte. Liebe in Wahrheit! Wenn aufs Tapet kommt, was afrikanische Bauern brauchen. Liebe in Wahrheit! Wenn von viel zu hohen Agrarsubventionen der Industrieländer die Rede ist. Der Papst saß daneben und hat es mit großem Humor aufgenommen, dass der Titel seiner Globalisierungs-Enzyklika auf diese Art „weitergedreht“ wurde.

Gibt’s auch Zaungäste bei der Synode?

Es gibt mehrere Arten davon: Zunächst Journalisten. Einige davon, aber nur ausgewählte, dürfen in die Synodenaula. Andere haben Sondergenehmigungen und stehen morgens vor dem Eingang der Audienzhalle, wo sie Bischöfe zum Fernseh-Interview abfangen. Dann gibt es Gäste, die eine „Halb-Genehmigung“ für die Synode haben: einen Ausweis, der breit mit rot durchgestrichen ist. Diese Gäste dürfen nur zu bestimmten Vorträgen, zu denen sie sich vorher beim Synodensekretariat angemeldet haben. Es ist bei Bischofssynoden üblich, wurde mir erklärt, dass man solche Gäste hin und wieder zulässt, natürlich nur nach entsprechender Prüfung ihres Anliegens. Und drittens gibt es noch Gäste, die in den Vatikan gar nicht hineindürfen und beim Posten der Schweizergarde auf vorbeispazierende Synodenväter warten. Mir ist eine Dame aufgefallen, Frau Bianca Münch aus Deutschland. Sie bittet Synodenväter, für das Anliegen zu beten, dass eines Tages Frauen zu Priesterinnen geweiht werden. Sie sagt, sie war schon bei der ersten Afrikasynode vor 15 Jahren dabei, damals habe es mehr Synodenväter als heute gegeben, die dazu bereit waren, für dieses Anliegen zu beten. Ansonsten ist das öffentliche Interesse an der Afrika-Bischofssynode, soweit ich das von innen einschätzen kann, eher verhalten. Es sollte unser Anliegen sein, die wichtigen Herausforderungen, die da verhandelt werden, in die Öffentlichkeit zu tragen.

(rv 14.10.2009 gs)









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