Vor ihrem „klärenden
Gespräch“ an diesem Mittwoch bemühen sich Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland
um versöhnliche Töne. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Bischof Wolfgang Huber, bedauerte den Inhalt eines internen Textes mit Kritik
über die Situation der katholischen Kirche. In dem Text, der im August einigen Medien
anonym zugespielt wurde, ist von einem angeblich rückwärtsgewandten Kurs unter Papst
Benedikt XVI. sowie zwei einander bekämpfenden Richtungen innerhalb des deutschen
Episkopats die Rede. Von dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof
Robert Zollitsch, gehe keine „orientierende und prägende Kraft aus“. Er habe sich
bei Erzbischof Robert Zollitsch für die entstandenen Irritationen telefonisch entschuldigt,
sagte Huber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Es wäre allerdings besser gewesen,
er hätte den Kontakt früher gesucht, wird Huber an diesem Mittwoch zitiert. Insbesondere
die Urteile über Personen seien „unzutreffend und unangebracht“, so der EKD-Ratsvorsitzende.
Langfristige Entwicklungen in der Ökumene seien jedoch zutreffend beschrieben. „Es
ist nicht alles falsch an dem Papier“, sagte Huber der FAZ. Je drei Bischöfe von
katholischer und evangelischer Seite treffen sich am Abend in Karlsruhe. Das für diese
Woche anberaumte turnusgemäße Kontaktgespräch hatte die Bischofskonferenz zuvor abgesagt.
Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard
Ludwig Müller, zeigte sich zuversichtlich, dass das gestörte Vertrauen wiederhergestellt
werde. Die Rechnung derer, die auf einen Abbruch der Beziehungen zwischen beiden Kirchen
hinarbeiteten, dürfe nicht aufgehen, sagte Müller dem Kölner Domradio. Das interne
EKD-Papier, das auf einer Sitzung der Kirchenkonferenz Anfang Juli zurückgewiesen
worden war, enthalte „Vorwürfe und Sichtweisen, die hinter das zurückgehen, was wir
bisher als Stand der Ökumene angenommen haben“, sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig
Schick gegenüber Radio Vatikan. Die Gesprächsparteien müssten jetzt wieder „auf einen
gemeinsamen Nenner kommen“. Der Zeitpunkt, zu dem die interne Kritik aus der EKD an
die Öffentlichkeit kam, sei denkbar ungünstig, so Schick. Das ökumenische Miteinander
auf Ortsebene laufe gut, doch kurz vor den Feiern zum 10. Jahrestag der gemeinsamen
Unterzeichnung der Rechtfertigungserklärung in Augsburg und wenige Monate vor dem
Zweiten Ökumenischen Kirchentag seien derartige Irritationen störend. Schick: „Wir
haben miteinander Augsburg geplant, und wollen diese Feier durchführen; der Ökumenische
Kirchentag in München ist geplant; er steht unter dem Thema der Hoffnung. Diese Störfeuer
begünstigen diese beiden Ereignisse ganz sicher nicht günstig.“