In der orthodoxen Kirche in Russland ist eine Debatte über die Einschätzung des Diktators
Joseph Stalin entbrannt. Anlass ist das Buch eines orthodoxen Priesters und Historikers
aus St. Petersburg über einen sowjetischen Überläufer zu den Nazis, General Andrei
Wlassow. Das Buch hat die Grundthese: Russland wird der Weg in die Zukunft nicht gelingen,
wenn es sich nicht klar seiner jüngeren Vergangenheit und damit auch der Stalin-Zeit
stellt. Viele orthodoxe Prominente haben das Buch scharf angegriffen. Der neue Moskauer
Patriarch Kyrill I. und sein „Außenminister“ Erzbischof Hilarion haben in diesem Sommer
die Verbrechen der Stalin-Ära deutlich verurteilt. Das Außenamt des Moskauer Patriarchats
kritisierte auch offen zwei neue Inschriften in der Moskauer Metro, die Stalin verherrlichen.