In Berlin haben Union
und FDP an diesem Dienstag ihre Koalitionsverhandlungen fortgesetzt. Dabei dürften
sie die Schwächsten in der Gesellschaft nicht aus dem Blick verlieren, kommentierten
im Gespräch mit Radio Vatikan der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten,
und der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche (EKD) bei der Bundesregierung, Bernhard
Felmberg. Von der künftigen Regierung erhofften sich beide großen Kirchen schnell
die richtige Weichenstellung, um die sozialen Folgen der Finanzkrise zu bewältigen.
Jüsten: „Da haben wir als Kirchen zunächst einmal im Blick, dass die
Schuldenlast, die dadurch entstanden ist, nicht von den kommenden Generationen alleine
gestemmt werden muss. Das heißt, es wird sicher auf uns zukommen, dass gespart werden
muss und weniger ausgegeben werden kann. Wir würden aber sofort unsere Stimme erheben,
wenn das diejenigen trifft, die am unteren Rande der finanziellen Möglichkeiten unserer
Gesellschaft stehen.“
Skeptisch sehen die Kirchenvertreter Pläne der FDP,
das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in das Auswärtige
Amt zu integrieren. Das bedeute einen Kompetenzverlust, meint der EKD-Bevollmächtigte
Felmberg. Die Entwicklungspolitik dürfe nicht den außenpolitischen Interessen der
Bundesrepublik untergeordnet werden.
Felmberg: „Wir sagen die Armutsbekämpfung
ist das A und O der Entwicklungspolitik. Dafür braucht man ein eigenständiges Ministerium,
um hier die Interessen nicht miteinander zu vermengen. Da fordern wir eindeutig: Das
was ist, muss auch beibehalten werden.“
Kritisch auf die Finger schauen
wollten die Kirchen der neuen Regierung auch in Sachen Atompolitik. Die schwarz-rote
Regierung habe den Beschluss zum Atomausstieg „aus gutem Grund“ nicht angetastet,
sagte Jüsten. Union und FDP hatten in ihren Wahlprogrammen jedoch eine längere Laufzeit
von Kernkraftwerken gefordert.
Dazu Jüsten: „Wir als Kirchen achten natürlich
darauf, dass wir nicht nur unsere heutigen Herausforderungen gemeistert bekommen,
sondern auch die Herausforderungen der kommenden Generationen schon in den Blick nehmen.
Solange das Endlagerproblem nicht wirklich zufriedenstellend gelöst ist, bleiben wir
skeptisch. Darüber hinaus ist das auch immer noch eine Energiegewinnung, die hohe
Sicherheitsrisiken mit sich bringt, also auch von dieser Seite her, sind wir eher
vorsichtig!“ (rv 06.10.2009 ad)