Synode: Spaltungen überwinden - in Kirche und Gesellschaft
Die Afrikasynode im
Vatikan hat begonnen. An diesem Montag versammeln sich die rund 400 Teilnehmer erstmals
in der Synodenaula im Schatten des Petersdoms. Papst Benedikt XVI. nimmt an den ersten
Beratungen teil. Bereits bei seinem Besuch im Kamerun im März dieses Jahres hat
der Papst die Synode symbolisch eröffnet und den einzelnen Bischofskonferenzen das
Instrumentum Laboris übergeben. Dieses Arbeitspapier mit 148 Punkten umfasst Anregungen
und Wünsche der Bischofskonferenzen des Kontinents. In den vergangenen Monaten diente
es den einzelnen Synodenvätern zur Vorbereitung. Die Gliederung des Instrumentum Laboris
ist die Tagesordnung der Debatten in den kommenden drei Wochen.
Die Kirche
Afrikas dürfe sich nicht vor den Problemen der Gesellschaft verschließen, sich nicht
selbst genügen. Dieser Appell ist die Grundlage für die Überlegungen der Bischöfe.
Wunde Punkte in der Politik, der Wirtschaft und im kulturellen Bereich seien nie nur
Probleme der Gesellschaft, sondern existierten auch in der Kirche selbst, denn ihre
Mitglieder seien „Söhne und Töchter der Gesellschaft“.
Das Instrumentum verschweigt
nicht Zwist und Spaltungen „im Schoß“ der Kirche Afrikas und benennt fremdenfeindliche
Haltungen von einigen Priestern oder unterschiedliche parteipolitische Positionen,
die auch in einzelne Bischofskonferenzen eingedrungen sind. Auch über verschiedene
Themen der Synode habe es in den Diözesen divergierende Ansichten gegeben. Die Synodenväter
sollten der Kirche Afrikas zur Einheit verhelfen – nur so könnten die einzelnen Ortskirchen,
die „prophetische Botschaft“ des Christentums besser verbreiten und Einfluss auf Politiker
nehmen.
Zwar gebe es seit der ersten Sondersynode für Afrika vor 15 Jahren
Zeichen, die auf einen Reifeprozess des öffentlichen Gewissens hoffen ließen, dennoch
kritisieren die Bischöfe Fremdenhass und Bürgerkrieg sowie Politiker, die persönliche
Interessen über das Gemeinwohl stellen und deren Regierungsart demokratischen Prinzipien
widerspreche. Misswirtschaft, Ausbeutung und soziale Not hätten Menschenhandel, Prostitution
und Kinderarbeit hervorgerufen und Abertausende in die Flucht getrieben. Die Massenmedien
hätten zu Hass und Gewalt und einem Verfall der traditionellen Werte und der Kultur
Afrikas beigetragen. Politische Instabilität, die ihre Wurzeln in Sklaverei und Kolonialisierung
habe, mache wahren Frieden unmöglich. Zwar sei Frieden immer mehr als ein Schweigen
der Waffen, doch Konflikte seien das Symptom dafür, dass Frieden nicht existiert.
Wie
in der Gesellschaft gebe es auch in der Kirche Erfahrungen von Ungerechtigkeit, hält
das Instrumentum Laboris fest: Frauen würden in der Zusammenarbeit oft auf einen niederen
Rang zurückgedrängt. Selbst in kirchlichen Strukturen seien gerechte Gehälter nicht
immer garantiert. Im Umgang mit den Gütern der Kirche fehle es seitens der Hirten
mitunter an Transparenz. Auch innerhalb der kirchlichen Hierarchien fordern die Bischöfe
Gerechtigkeit und Objektivität im Umgang miteinander, ohne einzelne Volksgruppen zu
bevorzugen. Frauen sollten eine „sichtbarere Aufgabe“ erhalten, sie trügen außerdem
zur Vermenschlichung der afrikanischen Gesellschaft bei.
Auffallend: Das Instrumentum
Laboris benennt – wo inhaltlich möglich – stets die männliche und weibliche Form.
Es spricht etwa von Geschäftsmännern und –frauen, von Christen und Christinnen.
Die
Afrikasynode wird sich wie bereits die Weltbischofsynode 2008 mit der Ausbreitung
der Sekten und mangelnder Toleranz beschäftigen. Die Tagesordnung ermuntert die Seelsorger,
sich intensiv mit der traditionellen Religion ihrer jeweiligen Region zu beschäftigen
und ruft zu einem friedlichen Miteinander mit dem Islam auf. Die Religionen sollten
gemeinsam gegen die Probleme der Gesellschaft angehen. In katholischen Schulen sollte
die religiöse Identität muslimischer Kinder respektiert und damit ein Beispiel für
die Erziehung zu Toleranz und Frieden gegeben werden.
Die Bischofsversammlung
solle unter anderem „den Schrei der Armen, der Minderheiten, der in ihrer Würde verletzten
Frauen, der Ausgestoßenen…“ hörbar machen. Kirchliche Einrichtungen sollten sich weiterhin
für die Sorge an Kranken, und – mehrfach eigens benannt – an HIV-Patienten und gegen
die weitere Ausbreitung von Aids einsetzen. Den Ärmsten sollten Medikamente und medizinische
Versorgung frei zugänglich sein. Katholiken in Wirtschaft und Politik sollten sich
besonders für die Armen, die Flüchtlinge und die Jugend einsetzen, gegen Korruption
und Diktatur und für die Achtung der Menschenrechte kämpfen. Christen in internationalen
Organisationen sollten sich eine Option für die Armen zu eigen machen.