Kardinal Turkson: „Afrika, ein Kontinent der Chancen“
Afrika ist „ein Kontinent
der Chancen“, auch für die Kirche. Das betonte Kardinal Peter Turkson aus Cape Coast
in Ghana in seiner Start-Ansprache der Sondersynode für Afrika. Turkson ist Generalrelator
und fungiert als Berichterstatter. Zwar sei das Bild, das Afrika biete, immer noch
sehr durchwachsen.
„Auf der einen Seite die Erfolge der Evangelisierung und
das Wachstum der Ortskirchen, auf der anderen Seite das Elend und die Übel des Kontinents.
Hier der Mut und Pioniergeist der Missionare, dort der mangelnde Einsatz der Kirchenleute,
das Aufkommen synkretistischer Tendenzen, das Wachstum der Sekten, die Politisierung
des Islams uns seine Intoleranz gegenüber Kritikern. Hier das Aufblühen von Demokratien
und immer mehr kulturell-soziales, wirtschaftliches oder politisches Bewußtsein –
dort despotische Regime, Korruption und ein alarmierender Anstieg der Armut.“
Wenn
heute von einer „blühenden Kirche in Afrika“ gesprochen werde, vergesse man zu leicht
den Umstand, „dass sie in weiten Teilen nördlich des Äquators so gut wie gar nicht
existiert. Ihr außerordentliches Wachstum betrifft vor allem die Länder südlich der
Sahara.“ Der Kardinal aus Ghana wies auch auf den „radikalen Zusammenhang zwischen
Regierungsführung und Wirtschaft“ hin: „Eine schlechte Regierung führt zu einer schlechten
Wirtschaft. Das erklärt das Paradox der Armut eines Kontinents, der einer der an Potential
reichsten der Welt ist“, so der afrikanische Purpurträger. Er kam aber in seiner Analyse
doch zu einem halbwegs positiven Resümee:
„Auch wenn der Kontinent und die
Kirche auf ihm noch nicht aus allen Schwierigkeiten heraus sind, können sie sich doch
über eine Reihe von Erfolgen freuen und damit beginnen, Vorurteile über Konflikte,
Katastrophen und Korruption zurückzuweisen. Von den 48 afrikanischen Staaten südlich
der Sahara sind derzeit nur vier im Krieg, und mindestens zwei davon wegen ausländischer
Einmischung. Man muß schon sehen, dass es weniger Kriege in Afrika gibt als in Asien.
Immer mehr Kriegshändler und Kriegsverbrecher werden gerichtlich belangt, etwa Charles
Taylor aus Liberia. Afrika wird von den Medien schon zu lange aller Dinge angeklagt,
die die Menschheit verabscheut – es ist Zeit, die Route zu ändern und liebevoll die
Wahrheit über Afrika zu sagen!“
Die Christen wollten für Afrika „Salz und Licht“
sein – „als Diener der Versöhnung, Gerechtigkeit und des Friedens“. Afrikas Kirche
solle eine „authentische Familie Gottes werden“, so Kardinal Turkson.
Die
Bischofssynode bringt über 200 Kirchenleute aus ganz Afrika mit der römischen Kurie
zusammen. Insgesamt nehmen an die 400 Menschen an der Versammlung teil. Sie dauert
bis zum 25. Oktober und steht unter dem Motto: „Die Kirche in Afrika im Dienst von
Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“. Eine erste Afrikasynode hat 1994 stattgefunden.