D: Kirchen in Deutschland gedenken Mauerfall vor 20 Jahren
Deutschland feiert
den 20. Tag der deutschen Einheit. Offizieller Auftakt zum Nationalfeiertag war ein
ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Ludwigskirche in Saarbrücken. „Ohne
Mauern leben – 20 Jahre später“ lautete das Motto des Gottesdienstes. Daran teil nahmen
neben zahlreichen Vertretern beider Kirchen auch Bundespräsident Horst Köhler, Bundestagspräsident
Norbert Lammert und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Beide großen Kirchen würdigten
den Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 als Zeichen für die Macht von Gewaltlosigkeit.
Dazu hätten der Mut, die Beharrlichkeit und die Friedfertigkeit vieler Menschen beigetragen,
sagte der Trierer katholische Bischof Stephan Ackermann in seiner Predigt. Auch „die
Kerzen und Gebete von Christen“ hätten dazu beigetragen, dass in Deutschland ein Traum,
die „Wende“, möglich wurde, so Ackermann. In der spätbarocken Ludwigskirche waren
eigens zur Feier ein Originalstück der Berliner Mauer und ein runder Tisch aufgestellt
worden - Zeichen der gewaltsamen Teilung und des Dialogs. Ein Tag der deutschen
Einheit schien im Herbst 1989 noch in weiter Ferne, erinnert sich der Bischof von
Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, im Interview mit Birgit Pottler: „Was viele immer
falsch verstehen“, betont Bischof Reinelt, „wir wussten damals noch nicht, dass es
zur Wiedervereinigung kommt und haben immer wieder auch gefragt, wie werden sich in
etwas ruhigeren Zeiten die Kommunisten vielleicht doch wieder rächen.“ Noch eine Frage
bewegte, bekennt der Katholik heute: „Hauen die jetzt alle ab? Wer ist der letzte,
der das Licht ausmacht?“ Erst Ende November 1989 wendete sich das Blatt: Reinelt
spricht von einem „großen Tag“. „Helmut Kohl kam nach Dresden, und es wurde an den
Trümmern der Frauenkirche eine Volksversammlung angesagt. Helmut Kohl hatte Angst,
dass die Menschen Dresdens das alte Deutschlandlied anstimmten, weil sie die dritte
Strophe wahrscheinlich nicht gekannt hätten, einige früher aber durchaus noch die
erste Strophe gesungen haben. Kohl hat mich gebeten: ,Schickt den Kapellknabenchor,
stellt die Jungen ganz nah an das Mikrofon, und falls die Menschen das Deutschlandlied
anstimmen, singt ihr ,Großer Gott wir loben Dich’.“ „Sie sehen, hilflos waren da
immer noch sehr viele“, unterbricht Reinelt lachend und hat doch Tränen in den Augen.
„Dann kam ein ganz wichtiger Schritt“, fährt er fort. „In der DDR war ja verboten,
die Nationalhymne zu singen, weil darin vorkam ,Deutschland, einig Vaterland’. Und
an jenem Tag in Dresden erklang kein Deutschlandlied, sondern von den Hauswänden wurde
ein riesiges Transparent enthüllt: ,Deutschland, einig Vaterland’. Und sofort hat
das ganze Volk skandiert… Helmut Kohl hat nachher gesagt, da habe ich mich entschlossen,
jetzt probieren wir’s.“ (rv/kna 03.10.2009 ad/bp)