2009-10-02 14:47:40

Irland/EU: Wirtschaft dominiert Referendumsabstimmung


RealAudioMP3 Ganz Europa hat seinen Blick an diesem Freitag gespannt auf Irland gerichtet: Drei Millionen irische Wähler stimmten über die Zukunft der EU mit ihren rund 500 Millionen Einwohnern ab. Zum zweiten Mal innerhalb von 16 Monaten waren die Wahlberechtigten aufgerufen, über den so genannten „Lissabon Vertrag – dem EU-Reformwerk – und damit über die politische Zukunft der Europäischen Union zu entscheiden. Bei einem ersten Volksentscheid im vergangenen Jahr ließen die Iren den Vertrag durchfallen. Die EU stürzte in die Krise. Damals spielten ethische Fragen wie die Abtreibungsregelung in Europa eine Rolle. Diesmal sei es ganz anders. Das sagt gegenüber Radio Vatikan der katholische Journalist und Mitarbeiter bei der Ehe- und Familienanstalt „Iona-Institute“ in Dublin, David Quinn.

„Bei diesem Referendum geht es gar nicht um die Lebensschutzfrage wie Abtreibung. Das Hauptthema ist diesmal die Wirtschaft. Die irische Wirtschaft ist nämlich stärker als alle anderen von der Krise betroffen. Die Insel hat so viel verloren wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Sicher, während den Debatten in den vergangenen Wochen hörte man viel zum Thema Abtreibung, doch die überwiegende Mehrheit die Ja oder Nein stimmt, wird vor allem an die Wirtschaft denken. Wer Nein stimmt, hat das wohl eher als Proteststimme gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung gemacht. Nur eine kleine Minderheit hat ihre Nein-Stimme wegen den Themen Neutralität oder Abtreibung abgegeben.“

Viele werfen den irischen Bischöfen vor, sie hätten sich zu wenig in die Debatte um das Referendum eingemischt. David Quinn sieht das anders:

„Die Kirche war nicht still. Sie hat gesagt, dass man sowohl Ja als auch Nein stimmen kann. Das bedeutet nicht, dass die Bischöfe nicht Klartext gesprochen haben. Denn, wenn man die Stellungnahmen der katholischen Hierarchie in Irland genauer durchliest, dann stellt man ganz klar fest, dass sie für ein Ja sind und vor allem für eine funktionierende Europäische Union. Auch muss man hinzufügen, dass die moralische Autorität der Bischöfe sehr geschädigt ist durch die Missbrauchs-Skandale. Und auch die jüngsten Veröffentlichungen haben das Ansehen geschädigt.“

Seit dem Jahr 2000 hatte eine Expertenkommission unter der Leitung eines Richters die Zahl der Missbräuche ermittelt. Von den über 3.000 Opfern, die sich als Zeugen gemeldet hatten, wurden aus Zeitgründen nur etwa 1.800 persönlich befragt und angehört. Die Kommission war nach einer Fernsehdokumentation eingesetzt worden, die den damaligen irischen Premierminister, Bertie Ahern, 1999 zu einer offiziellen Entschuldigung im Namen des irischen Staates veranlasst hatte.

(rv 02.10.2009 mg)







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