Tschech. Rep.: Presse schenkt Papstbesuch große Beachtung – Die Bilanz unserer Korrespondentin
Während Papst Benedikt wieder das schöne Wetter in Castelgandolfo genießt, ist sein
dreitägiger Besuch in der Tschechischen Republik weiterhin ein Thema in der Presse.
Ungewöhnlich ausführlich berichten die großen tschechischen Zeitungen am Dienstag
über den zu Ende gegangenen Besuch des katholischen Pontifex in ihrem Land. Unsere
Korrespondentin vor Ort, Antje Dechert, fasst zusammen:
Benedikts Reden
im Vordergrund Alle großen tschechischen Tageszeitungen machen an diesem
Dienstag mit Berichten über die Papstreise auf und nachdem in den ersten Tagen der
Reise sehr kritisch über den Papst und seine Pastoralvisite geschrieben wurde, stehen
jetzt doch die Inhalte der Reden Benedikts im Vordergrund. Es geht nicht mehr nur
um etwa das Verkehrschaos, das die hohen Sicherheitsvorkehrungen ausgelöst hatten,
sondern die Zeitungen reflektieren über die Bedeutung des Papstbesuchs für die Tschechische
Republik und die Kirche dort; der Papstbesuch habe die guten Beziehungen zwischen
Staat und Kirche bestätigt, so die tschechische Presse einstimmig. Positiv bewertet
wird auch, dass der Papst zum Beispiel in der Konkordatsfrage keine aggressiven Ansprüche
gestellt hat. Die Berichterstattung spiegelt also insgesamt eine positive Meinung
wieder. Und emblematisch ist vielleicht der Titel der liberalen Zeitung „Mlada fronta
DNES“: „Möge Gott euch schützen“, mit diesen Worten hatte sich Benedikt XVI. am Montagabend
verabschiedet.
Tschechische Katholiken sichtbar gemacht Obwohl
beispielsweise in der Hauptstadt vom Papstbesuch auf den Straßen wenig zu sehen war
– in Form von Begrüßungsfahnen oder Manifesten – konnten ja doch alle Tschechen über
die Berichterstattung im Fernsehen oder in den Zeitungen mitverfolgen, wie herzlich
die katholischen Gemeinden hier den Papst empfangen haben und auch ihren Glauben zelebriert
haben. Von daher kann man schon sagen, dass das Kirchenoberhaupt dem Katholizismus
mehr Sichtbarkeit verliehen hat. Der Papst ist ja in seinen Reden auch immer wieder
auf die örtlichen Heiligenfiguren zu Sprechen gekommen und man hat somit auch auf
die Verwurzelung des Christentums in der tschechischen Kultur hingewiesen.
Die
Wende und der Papst Ich denke, dass bei der Papst Benedikt bei dieser Papstvisite
in der Tschechischen Republik im 20. Gedenkjahr an die Wende auch zeigen wollte, dass
er diesem historischen Ereignis nicht nur als Deutscher, sondern als Papst der Weltkirche
gedenken möchte. Gerade die Tschechische Republik ist ein symbolträchtiger Ort für
das, was die Kirche und Katholiken in vielen Osteuropäischen Ländern unter dem Kommunismus
erdulden mussten. Viele Priester durften ihr Amt hier nicht öffentlich ausüben. Der
Prager Kardinal Vlk zum Beispiel musste acht Jahre lang als Fensterputzer arbeiten,
weil er in der Untergrundkirche aktiv war. Und auf diese spezielle Situation, dieses
Durchhaltevermögen der tschechischen Kirche in den 40 Jahren Kommunismus ist der Papst
ja immer wieder eingegangen, beispielsweise in seiner Rede an die Geistlichen und
Laien des Landes am Samstag. Von daher ja, es ging sehr stark um die Situation in
Tschechien in diesem Gedenkjahr an den Mauerfall, aber der Papst ist dabei auch immer
auf die gesamteuropäische Bedeutung dieser Ereignisse eingegangen und hat auch Prüfsteine
für ein geeintes Europa aufgezeigt. Europa ist nicht nur ein Kontinent, sondern ein
Zuhause, das hat er in seiner Rede an die Politiker gesagt und dabei gefordert, dass
die geistigen und geistlichen Wurzeln ganz Europa gemeinsam sind auch in Zukunft Leitlinien
sein müssen, um nach 20 Jahren Mauerfall die damals gewonnene Freiheit weiterhin zu
garantieren. Freiheit, so hat Benedikt an mehreren Stellen gesagt, darf nicht missbraucht
werden oder in einen leeren Konsumismus oder Hedonismus abdriften, sondern muss dem
Gemeinwohl dienen. Von daher hat dieser Besuch hier in Tschechien doch auch eine gesamteuropäische
Dimension.
Freiheit und Wahrheit Der rote Faden war sicherlich
das Verhältnis zwischen Freiheit und Wahrheit. Wirkliche Freiheit ist nur durch das
Streben nach Wahrheit und dem Guten zu erreichen. Das hat der Papst immer wieder betont.
Für Christen besteht diese Wahrheit in ihrem Glauben und diesen hofft der Papst durch
seine Reise in Tschechien gestärkt zu haben. Zumindest bei den Katholiken ist ihm
das gelungen und wer weiß vielleicht ja auch ein bisschen darüber hinaus.