2009-09-29 13:53:26

Tschech. Rep.: Presse schenkt Papstbesuch große Beachtung – Die Bilanz unserer Korrespondentin


Während Papst Benedikt wieder das schöne Wetter in Castelgandolfo genießt, ist sein dreitägiger Besuch in der Tschechischen Republik weiterhin ein Thema in der Presse. Ungewöhnlich ausführlich berichten die großen tschechischen Zeitungen am Dienstag über den zu Ende gegangenen Besuch des katholischen Pontifex in ihrem Land. Unsere Korrespondentin vor Ort, Antje Dechert, fasst zusammen:

Benedikts Reden im Vordergrund
Alle großen tschechischen Tageszeitungen machen an diesem Dienstag mit Berichten über die Papstreise auf und nachdem in den ersten Tagen der Reise sehr kritisch über den Papst und seine Pastoralvisite geschrieben wurde, stehen jetzt doch die Inhalte der Reden Benedikts im Vordergrund. Es geht nicht mehr nur um etwa das Verkehrschaos, das die hohen Sicherheitsvorkehrungen ausgelöst hatten, sondern die Zeitungen reflektieren über die Bedeutung des Papstbesuchs für die Tschechische Republik und die Kirche dort; der Papstbesuch habe die guten Beziehungen zwischen Staat und Kirche bestätigt, so die tschechische Presse einstimmig. Positiv bewertet wird auch, dass der Papst zum Beispiel in der Konkordatsfrage keine aggressiven Ansprüche gestellt hat. Die Berichterstattung spiegelt also insgesamt eine positive Meinung wieder. Und emblematisch ist vielleicht der Titel der liberalen Zeitung „Mlada fronta DNES“: „Möge Gott euch schützen“, mit diesen Worten hatte sich Benedikt XVI. am Montagabend verabschiedet.

Tschechische Katholiken sichtbar gemacht
Obwohl beispielsweise in der Hauptstadt vom Papstbesuch auf den Straßen wenig zu sehen war – in Form von Begrüßungsfahnen oder Manifesten – konnten ja doch alle Tschechen über die Berichterstattung im Fernsehen oder in den Zeitungen mitverfolgen, wie herzlich die katholischen Gemeinden hier den Papst empfangen haben und auch ihren Glauben zelebriert haben. Von daher kann man schon sagen, dass das Kirchenoberhaupt dem Katholizismus mehr Sichtbarkeit verliehen hat. Der Papst ist ja in seinen Reden auch immer wieder auf die örtlichen Heiligenfiguren zu Sprechen gekommen und man hat somit auch auf die Verwurzelung des Christentums in der tschechischen Kultur hingewiesen.

Die Wende und der Papst
Ich denke, dass bei der Papst Benedikt bei dieser Papstvisite in der Tschechischen Republik im 20. Gedenkjahr an die Wende auch zeigen wollte, dass er diesem historischen Ereignis nicht nur als Deutscher, sondern als Papst der Weltkirche gedenken möchte. Gerade die Tschechische Republik ist ein symbolträchtiger Ort für das, was die Kirche und Katholiken in vielen Osteuropäischen Ländern unter dem Kommunismus erdulden mussten. Viele Priester durften ihr Amt hier nicht öffentlich ausüben. Der Prager Kardinal Vlk zum Beispiel musste acht Jahre lang als Fensterputzer arbeiten, weil er in der Untergrundkirche aktiv war. Und auf diese spezielle Situation, dieses Durchhaltevermögen der tschechischen Kirche in den 40 Jahren Kommunismus ist der Papst ja immer wieder eingegangen, beispielsweise in seiner Rede an die Geistlichen und Laien des Landes am Samstag. Von daher ja, es ging sehr stark um die Situation in Tschechien in diesem Gedenkjahr an den Mauerfall, aber der Papst ist dabei auch immer auf die gesamteuropäische Bedeutung dieser Ereignisse eingegangen und hat auch Prüfsteine für ein geeintes Europa aufgezeigt. Europa ist nicht nur ein Kontinent, sondern ein Zuhause, das hat er in seiner Rede an die Politiker gesagt und dabei gefordert, dass die geistigen und geistlichen Wurzeln ganz Europa gemeinsam sind auch in Zukunft Leitlinien sein müssen, um nach 20 Jahren Mauerfall die damals gewonnene Freiheit weiterhin zu garantieren. Freiheit, so hat Benedikt an mehreren Stellen gesagt, darf nicht missbraucht werden oder in einen leeren Konsumismus oder Hedonismus abdriften, sondern muss dem Gemeinwohl dienen. Von daher hat dieser Besuch hier in Tschechien doch auch eine gesamteuropäische Dimension.

Freiheit und Wahrheit
Der rote Faden war sicherlich das Verhältnis zwischen Freiheit und Wahrheit. Wirkliche Freiheit ist nur durch das Streben nach Wahrheit und dem Guten zu erreichen. Das hat der Papst immer wieder betont. Für Christen besteht diese Wahrheit in ihrem Glauben und diesen hofft der Papst durch seine Reise in Tschechien gestärkt zu haben. Zumindest bei den Katholiken ist ihm das gelungen und wer weiß vielleicht ja auch ein bisschen darüber hinaus.

(rv 29.09.2009 mg)







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