Am späten Montagnachmittag hat sich das katholische Kirchenoberhaupt am Prager Flughafen
verabschiedet und ist nach Rom zurückgereist. Der dreitägige Besuch Benedikt XVI.
in Tschechien war seine 13. Auslandsreise und die zweite in ein Land des früheren
Ostblocks nach Polen 2006.
Wir dokumentieren die Abschiedsrede in einer deutschen
Übersetzung:
(Flughafen Stará Ruzyne, Prag, 28. September 2009)
Herr
Präsident! Meine Herren Kardinäle und Mitbrüder im Bischofsamt! Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren!
Bevor ich Abschied nehme, möchte ich Ihnen für
Ihre zuvorkommende Gastfreundschaft während meines kurzen Aufenthaltes in diesem schönen
Land danken. Dank gebührt vor allem Ihnen, Herr Präsident, für Ihre Worte und für
den Empfang in Ihrer Residenz. Gestatten Sie mir, Ihnen heute am Festtag des heiligen
Wenzel, dem Schutzherrn und Patron Ihres Landes, erneut meine aufrichtigen guten Wünsche
zu Ihrem Namenstag auszusprechen. Ich grüße auch Herrn Weihbischof Václav Malý, der
ebenfalls heute seinen Namenstag feiert, und danke ihm für seine unermüdliche Arbeit
als Koordinator der Organisation meiner Pastoralreise in die Tschechische Republik.
Ich bin auch Herrn Kardinal Vlk, Erzbischof Graubner und all jenen, die einen ruhigen
Ablauf der verschiedenen Veranstaltungen und Feiern gewährleistet haben, zu großem
Dank verpflichtet. In meinen Dank schließe ich natürlich auch die Autoritäten des
öffentlichen Lebens ein sowie die Medienvertreter, die vielen freiwilligen Helfer
bei den Großveranstaltungen und alle Gläubigen, die durch ihr Gebet dazu beigetragen
haben, daß dieser Besuch für das Wohl der Tschechischen Republik und für die Kirche
in diesem Land fruchtbar werde.
Die Zeiten des Gebets, die ich mit den Bischöfen,
Priestern und Gläubigen dieses Landes verbringen durfte, werden mir in guter Erinnerung
bleiben. Tief bewegt haben mich die Feier der heilige Messe heute vormittag in Stará
Bolesav, dem Ort des Martyriums des jungen Herzogs Wenzel, sowie der Besuch an seinem
Grab am Samstagabend in der majestätischen Kathedrale, die das Stadtbild von Prag
beherrscht. Gestern konnte ich in Mähren, wo die Heiligen Cyrill und Methodius ihre
apostolische Mission begannen, in dankerfülltem Gebet der Anfänge des Christentums
in dieser Region und im gesamten slawischen Gebiet gedenken. Die Kirche in diesem
Land ist fürwahr mit einer beachtlichen Schar von Missionaren und Märtyrern sowie
kontemplativen Heiligen gesegnet, von denen ich gerne die heilige Agnes von Böhmen
herausgreifen möchte, deren Heiligsprechung vor genau zwanzig Jahren nach göttlicher
Fügung die Befreiung dieses Landes von der atheistischen Unterdrückung vorankündigte.
Meine gestrige Zusammenkunft mit anderen christlichen Gemeinschaften bestätigte
mir die Bedeutung des ökumenischen Dialogs in diesem Land, das so sehr unter den Folgen
der religiösen Spaltung zur Zeit des dreißigjährigen Kriegs gelitten hat. Seitdem
wurde schon viel für die Heilung der Wunden der Vergangenheit erreicht, und es wurden
entscheidende Schritte zur Versöhnung und zur wahren Einheit in Christus unternommen.
Um auf diesen festen Fundamenten weiter aufzubauen, kommt der akademischen Gemeinschaft
und ihrer beharrlichen Suche nach Wahrheit eine wichtige Rolle zu. Es war mir eine
Freude, gestern einige Zeit mit den Vertretern der Universitäten dieses Landes verbringen
zu können, und ich möchte meine Wertschätzung für die ehrenwerte Berufung bekunden,
der sie ihr Leben widmen.
Ganz besonders habe ich mich gefreut, den Jugendlichen
zu begegnen und sie zu ermutigen, ihre Zukunft auf den besten Traditionen der Vergangenheit
dieser Nation, insbesondere auf ihr christliches Erbe zu bauen. In einem Franz Kafka
zugeschriebenen Satz heißt es: „Wer die Fähigkeit bewahrt, das Schöne zu sehen, wird
niemals alt“ (Gustav Janouch, Gespräche mit Kafka). Wenn unsere Augen für die Schönheit
der Schöpfung Gottes und unser Sinn für die Schönheit seiner Wahrheit offen bleiben,
dann können wir gewiß hoffen, jung zu bleiben und eine Welt zu bauen, die etwas von
dieser göttlichen Schönheit widerspiegelt, damit wir auch zukünftige Generationen
anregen, das gleiche zu tun.
Herr Präsident, liebe Freunde: Nochmals danke
ich Ihnen und verspreche Ihnen, Sie alle in mein Gebet einzuschließen und Sie in meinem
Herzen zu tragen. Gott segne die Tschechische Republik! Das Prager Jesulein erleuchte
und führe Sie und alle Familien dieses Landes! Gott segne Sie alle!