Ökumenische Begegnung: Gemeinsam an christliche Wurzeln erinnern
Keine ökumenische
Nabelschau, sondern der Aufruf an alle Konfessionen, die christlichen Wurzeln Europas
in Erinnerung zu rufen: Das ist die Quintessenz der Ansprache Benedikts XVI. bei einem
ökumenischen Treffen. Am Sonntagnachmittag war der Papst mit Vertretern des Ökumenischen
Rats der Kirchen in Tschechien zusammengetroffen. Eingeladen hatte dazu der Erzbischof
von Prag, Kardinal Miloslav Vlk. Pater Max Cappabianca berichtet: Gerade nach
dem Fall des Kommunismus hätten Christen sich mit Menschen guten Willens zusammengetan,
um ein gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Dennoch gebe es neue Versuche, den Einfluss
des Christentums auf das öffentliche Leben zurückzudrängen…
„…zuweilen unter
dem Vorwand, dass seine Lehre schädlich sei für das Wohl der Gesellschaft. Dieses
Phänomen gibt uns zu denken.“
Schlüsselbegriff dessen,
was das Christentum zu bieten habe, sei das Heil. Es bezeichne etwas Grundlegendes
und Universales über die Sehnsucht des Menschen nach Wohlergehen. An der Heilsbotschaft
des Evangeliums müssten die Christen immer neu Maß nehmen.
Wenn Europa die
Geschichte des Christentums vernimmt, höre es seine eigene Geschichte, so Benedikt
weiter. Sein Verständnis von Gerechtigkeit, Freiheit und sozialer Verantwortung seien
vom christlichen Erbe geprägt. Eine Rückbesinnung auf die Vergangenheit belebe daher
die Erwartungen für die Zukunft.
„Aus dieser Sicht verstehen wir besser,
warum Christen verpflichtet sind, sich mit anderen zu vereinen, um Europa seine Wurzeln
in Erinnerung zu rufen. Das ist nicht deshalb nötig, weil diese Wurzeln schon längst
vertrocknet wären. Ganz im Gegenteil! Es ist nötig, weil diese Wurzeln weiterhin –
auf unscheinbare, aber doch fruchtbare Weise – die geistige und moralische Grundlage
des Kontinents liefern, damit dieser in einen sinnvollen Dialog mit Menschen anderer
Kulturen und Religionen treten kann.“
Gerade weil das Evangelium keine
Ideologie ist, beabsichtige es nicht, die entstehenden sozial-politischen Gegebenheiten
in ein starres Schema zu pressen. Vielmehr stehe es über den Veränderungen dieser
Welt und werfe in jeder Zeitepoche neues Licht auf die Würde der menschlichen Person.
Am
Ende seiner Ansprache bat der Papst im Gebet um den „Geist der Stärke“, damit alle
christlichen Konfessionen die unvergängliche Wahrheit des Heils verkündeten, die,
so Benedikt, „den sozialen und kulturellen Fortschritt des Kontinents geprägt habe
und weiterhin prägen werde“.