2009-09-27 18:31:29

Tschech. Rep.: Kirche kommt Staat entgegen


Die tschechische katholische Kirche besteht in der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Situation nicht auf einer sofortigen Rückgabe des unter den Kommunisten verstaatlichten Kircheneigentums. Das bestätigte der Prager Kardinal Miloslav Vlk am Sonntag im tschechischen Fernsehen. Das sei ein Entgegenkommen der Kirche. Es wäre „unmoralisch“, wenn die Kirche den Staat in der jetzigen Situation unter Druck setzen würde. Vlk betonte, dass es der Kirche um nichts anderes gehe als „um Recht und Gerechtigkeit“. Er beklagte, dass die Politiker in seinem Land den seit 20 Jahren überfälligen Ausgleich zwischen Staat und Kirche immer auf die Eigentumsforderungen der Kirche reduzierten und damit der Kirche den Schwarzen Peter zuschöben. Das habe damit zu tun, dass die Politiker im Unterbewusstsein noch kommunistischem Gedankengut verhaftet seien. Mit diesen Denkmustern sei die Kirche nach der „sanften Revolution“ von 1989 an den Rand der Gesellschaft gedrückt worden.

Der Staat sage die Unwahrheit, wenn er behaupte, die Steuerzahler müssten für die Forderungen der Kirche bezahlen, erläuterte der Kardinal. In Wahrheit zahle der Staat aus dem früheren Vermögen der Kirche, das er derzeit in der Hand halte. Der Kompromiss, der zwischen Staat und Kirche ausgehandelt worden sei, sei für den Staat überaus günstig, betonte der 77-Jährige. Die Kirche habe auch nicht die Absicht, zusätzliche Forderungen zu stellen, wenn der Staat bei der Umsetzung des Vereinbarten guten Willen zeige.

Staat und katholische Kirche in Tschechien hatten sich im vergangenen Jahr auf einen Ausgleich geeinigt. Demnach sollen die Kirche etwa ein Drittel ihres von den Kommunisten verstaatlichten Eigentums, umgerechnet 3,3 Milliarden Euro, direkt zurückerhalten. Für den Rest ist eine finanzielle Entschädigung vorgesehen, die über einen Zeitraum von 60 Jahren ausgezahlt werden soll. Durch die auflaufenden Zinsen handelt es sich um einen Betrag von mehr als zehn Milliarden Euro. Im Gegenzug würde der Staat nicht mehr länger die kirchlichen Bediensteten, darunter die Gehälter der Priester, bezahlen.

Die Kirchen könnten dem Kompromiss zufolge mit der Herausgabe von 20.000 Hektar Bodenfläche, 65.000 Hektar Wald und mehr als 3.000 Gebäuden rechnen. Sie müssen jedoch nachweisen, dass es sich um Eigentum handelt, das ihnen am Restitutionsstichtag, dem 25. Februar 1948, tatsächlich gehörte. An jenem Tag hatten die Kommunisten in der damaligen Tschechoslowakei die Macht übernommen. Das Vertragswerk liegt im tschechischen Parlament auf Eis.

(kna 27.09.2009 bp)








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