2009-09-27 13:10:17

Brünn: Gesellschaft ohne Gott „sinnlos“


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat die Katholiken in Tschechien erneut zu einem entschlossenen Eintreten für ihren Glauben aufgerufen. Das Kirchenoberhaupt erinnerte auch am zweiten Tag seines Pastoralbesuchs an die Märtyrer vergangener Jahrhunderte, legte aber den Schwerpunkt auf die aktuellen Herausforderungen der Gesellschaft. Viele Formen der Armut entstünden aus Isolation und der Ablehnung Gottes, sagte der Papst am Vormittag bei einem Gottesdienst im mährischen Brünn (Brno). Birgit Pottler berichtet:


Zu der Messe unter freiem Himmel in der katholisch geprägten Region hatten sich rund 150.000 Menschen versammelt. Es war die größte religiöse Zusammenkunft in der Geschichte der Tschechischen Republik. Zahlreiche Pilger aus der Slowakei, aus Ungarn und Polen sowie aus Österreich und Deutschland waren angereist.
Prinzip Hoffnung
Mit Blick auf die Bevölkerung Tschechiens - „das Volk dieses geschätzten Landes“ - Europas und der Menschheit war Hoffnung das Leitmotiv des Gottesdienstes. Sichere und verlässliche Hoffnung gründe allein in Gott so der Papst. Jeder der drei Besuchstage ist im Übrigen einer der so genannten „theologischen Tugenden“ Glaube, Hoffnung, Liebe gewidmet.

 
Sinnlosigkeit ohne Gott
Benedikt XVI. wörtlich:
„Die Erfahrung der Geschichte zeigt, zu welcher Sinnlosigkeit der Mensch gelangt, wenn er Gott von seinem Entscheidungs- und Handlungshorizont ausschließt.“
Die Erfahrung zeige auch, dass es „nicht einfach“ sei, eine Gesellschaft aufzubauen, die sich an den Werten des Guten, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit orientiert, „weil der Mensch frei ist und seine Freiheit brüchig bleibt“.
 
Radikale Herausforderungen,
„von Übeln befreien, die den Geist bedrücken“
Die derzeitige kulturelle Situation in Tschechien stelle eine „radikale Herausforderung für den Glauben und folglich für die Hoffnung“ dar, so der Papst weiter. Er zitierte Passagen aus seiner zweiten Enzyklika und kritisierte die Verdrängung von Religion ins Privatleben, während „im öffentlichen Leben sich das Vertrauen in den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt behauptet“ habe. Dieser Prozess sei zweideutig:
„Die technischen Entwicklungen und die Verbesserung der sozialen Strukturen sind wichtig und gewiss notwendig, doch reichen sie nicht aus, das moralische Wohl der Gesellschaft zu gewährleisten (vgl. Spe salvi, 24). Der Mensch muss von den materiellen Unterdrückungen befreit werden, aber er muss – und zwar tiefer – von den Übeln erlöst werden, die den Geist bedrücken.“
 
Märtyrer für Würde und Freiheit
Wie am Vortag erinnerte Benedikt XVI. an die Glaubenszeugen und verfolgten Christen der vergangenen Jahrhunderte:
„Hier, wie anderswo, haben in den vergangenen Jahrhunderten viele gelitten, um dem Evangelium treu zu bleiben, und haben die Hoffnung nicht verloren; viele haben sich aufgeopfert, um dem Menschen wieder Würde zu geben und den Völkern Freiheit.“
Namentlich nannte der Papst unter anderem den heiligen Priester und Ordensmann Klemens Maria Hofbauer (1751-1820), der aus dem Bistum Brünn stammte, und die selige Ordensfrau Maria Restituta Kafka (1894-1943). Sie wurde in Brünn geboren und in Wien von Nationalsozialisten ermordet.


Jeden Tag Christus verkünden
Auch heute dürften die Menschen angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen nicht „in Gleichgültigkeit verharren“, forderte Benedikt XVI. Viele Formen der Armut entstünden aus Isolation „aus dem Nicht-geliebt-Sein, aus der Ablehnung Gottes und aus einem ursprünglichen tragischen Verschließen des Menschen in sich selbst, der meint, sich selbst genügen zu können oder nur eine unbedeutende und vorübergehende Erscheinung zu sein“.
Die Welt dürfe sich nicht „bloß menschlichen Plänen verschreiben“. „Christus allein kann unsere sichere Hoffnung sein. Dies ist die Botschaft, die wir Christen jeden Tag mit unserem Zeugnis verbreiten sollen.“


Latein vereint
Benedikt XVI. hielt die Predigt auf Italienisch; die einzelnen Passagen wurden jeweils ins Tschechische übersetzt. Die Gebetssprache während der Eucharistiefeier war Latein. Mit dem Papst konzelebrierten auf dem Freifeld unweit des Flughafens von Brünn rund 50 Bischöfe und mehr als 1.000 Priester; unter ihnen die Kardinäle aus Wien, Köln und Krakau, Christoph Schönborn, Joachim Meisner und Stanislaw Dziwisz.

 
(rv 27.09.2009 bp)
 







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