2009-09-26 17:44:43

Tschech. Rep.: Papst fordert „Stärkung der Strukturen der Freiheit“


RealAudioMP3 Papst Benedikt hat Politiker in ganz Europa aufgerufen, sich für einen rechten Gebrauch der menschlichen Freiheit einzusetzen. Nur so sei „eine ganzheitliche Entwicklung des Menschen“ zu erreichen. Zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa tauche heute nach wie vor die Frage nach dem Wesen der wieder gewonnen Freiheit auf, sagte der Papst während seines Höflichkeitsbesuchs bei dem tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus. In seiner Ansprache im „Spanischen Saal“ der Prager Burganlage reflektierte der Papst vor zahlreichen hohen Vertretern aus Politik und Diplomatie, über den Freiheitsbegriff. Unter den Zuhörern war auch Valcav Havel. Der ehemalige tschechische Präsident und Schriftsteller ist einer der herausragenden Figuren der „samtenen Revolution“. Mehr von Antje Dechert

Die Pflicht, „Strukturen der Freiheit“ zu stärken, sei „von großer Wichtigkeit“, reiche aber allein nicht aus, erklärte der Papst. Denn die Freiheit suche ein Ziel und verlange nach Überzeugung:

„Wahre Freiheit setzt die Suche nach Wahrheit – nach dem wahren Gut – voraus, und deshalb findet sie ihre Erfüllung genau darin, zu erkennen und zu tun, was richtig und gerecht ist. Die Wahrheit ist – mit anderen Worten – die Leitnorm der Freiheit, und das Gute ist die Vollkommenheit der Freiheit.“

 
Zusammengefasst: Freiheit resultiert aus der Suche nach dem Guten. Alle, die Leitungsaufgaben in Religion, Politik und Kultur innehaben, müssten diese Suche gemeinsam angehen so der Papst, mit dem Ziel, „Aufnahmebereitschaft für die Wahrheit und das Gute zu wecken“. Für Christen werden Wahrheit in Gott und Güte in Christus manifest, so der Papst. Der christliche Glaube habe auch der tschechischen Nation Gestalt verliehen und ihr „die notwendige Vision geschenkt, im Herzen Europas eine Rolle zu spielen“. Benedikt:

„Über Jahrhunderte war dieses Gebiet ein Schnittpunkt zwischen verschiedenen Völkern, Traditionen und Kulturen. Wie wir alle wissen, hat es schmerzliche Zeiten erlebt und trägt die Narben tragischer Ereignisse, die eine Folge von Unverständnis, Krieg und Verfolgung waren. Aber es ist auch wahr, dass seine christlichen Wurzeln einen bemerkenswerten Geist der Vergebung, der Versöhnung und der Zusammenarbeit genährt haben, der die Menschen dieser Lande die Freiheit finden ließ und einen Neubeginn, eine neue Synthese, eine Erneuerung der Hoffnung in Gang brachte. Ist das nicht genau der Geist, den das heutige Europa braucht?“ fragte der Papst Politiker und Diplomaten.

Der Mut, die Wahrheit auszusprechen, käme allen Gliedern der Gesellschaft zugute. Dazu gehöre auch, die „ethischen und moralischen Grundlagen“ des menschlichen Fortschritts aufzuzeigen und sicherzustellen, forderte Benedikt. Die staatliche Politik müsse sich „auf den Schatz der Weisheit der Menschen“ stützen. Nur so könne sie Impulse für ein weiteres Zusammenwachsen von Ost- und Westeuropa geben.

„Veritas vincit“ – „Die Wahrheit siegt“, zitierte Benedikt zum Abschluss seiner Rede das Motto der Fahne des tschechischen Präsidenten.
 
„Das Verlangen nach dem Wahren, Schönen und Guten, das der Schöpfer allen Menschen ins Herz gelegt hat, soll die Menschen auf der Suche nach Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden zusammenführen.“

Am Samstagabend feiert das Kirchenoberhaupt einen Vespergottesdienst im Veitsdom. Dazu sind vor allem Priester, Ordensleute, Seminaristen und Mitglieder von katholischen Laienbewegungen eingeladen. - Der dreitägige Besuch Benedikts XVI. in Tschechien ist der zweite in einem Land des früheren Ostblocks nach Polen 2006.

(rv 26.09.2009 ad/mg)







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