Tschech. Rep.: Benedikt XVI. verurteilt Gewalt gegen Kinder
Erste Etappe des Papstes
nach der Begrüßungszeremonie auf dem Prager Flughafen war die Heilig-Maria-Kirche
vor dem Siege im historischen Stadtkern der Hauptstadt. Die Barockkirche auf der Prager
Kleinseite beherbergt die in aller Welt verehrte Kind-Jesu-Statue, das Prager Jesulein.
Vor dem „Prager Kindl“ feierte der Papst zusammen zahlreichen Kindern und ihren Familien
eine Andacht. Unsere Korrespondentin vor Ort, Antje Dechert, berichtet
Nicht
Politikern, Diplomaten oder Klerus widmete der Papst seine erste Reise-Etappe in Prag,
sondern den Kleinsten, den Kindern des Landes. Zusammen mit ihren Familien waren sie
aus ganz Tschechien in die Hauptstadt gekommen. Vielen von ihnen reichte Benedikt
beim Betreten der Kirche sichtlich gerührt die Hände und segnete sie, bevor er zum
Gebet vor der blumengeschmückten Statue des Prager Jesuleins niederkniete.
„Kinder
sind die Zukunft und die Hoffnung der Menschheit“, betonte er anschließend in seinen
Grußworten und rief dazu auf, die Würde und Rechte jedes Kindes zu achten:
„Wie
viele Kinder werden hingegen nicht geliebt, nicht angenommen und nicht geachtet! Wie
viele sind Opfer der Gewalt und jeder Art von Ausbeutung durch skrupellose Menschen!
Den Kleinen möge jene Achtung und jene Aufmerksamkeit zukommen, die ihnen gebührt.“
Viele,
vor allem junge Familien litten heute unter Schwierigkeiten und müssten große Anstrengungen
unternehmen, „um ihren Kindern Sicherheit und eine würdige Zukunft zu geben“, so der
Papst weiter. Auch ging er auf die wachsende Zahl der durch „Krisen“, „Streit und
Untreue“ zerrissenen Familien ein. Die Scheidungsrate in der tschechischen Republik
ist eine der höchsten in der EU.
„Sie alle vertrauen wir dem Prager Jesulein
an, wohl wissend, wie wichtig die Stabilität und die Einheit der Familien für den
wahren Fortschritt der Gesellschaft und die Zukunft der Menschheit ist.“
Das
Prager Jesulein symbolisiere die Zartheit und Schönheit der Kindlichkeit. Der Papst
wörtlich: „Es lässt uns (…) die Nähe Gottes und seine Liebe verspüren, wie kostbar
wir in seinen Augen sind.“ Alle Menschen seien Kinder Gottes und damit Brüder, so
Benedikt. Das müsse sich unsere Gesellschaft heute wieder stärker vor Augen halten:
„Dann
würde jeder Mensch nicht für das geachtet, was er hat, sondern für das, was er ist,
denn im Antlitz eines jeden Menschen scheint ohne Unterschied der Rasse oder der Kultur
das Bild Gottes auf.“
Die Schlussworte seiner Andacht widmete der Papst
erneut den Kindern:
„Ihr seid die Lieblinge im Herzen des Jesuskindes, und
darum sollt ihr es genauso lieben und nach seinem Beispiel gehorsam, höflich und hilfsbereit
sein. Lernt, wie das Jesuskind eine Stütze für eure Eltern zu sein. Seid echte Freunde
Jesu und geht immer voll Vertrauen zu ihm. Betet für euch selbst, für eure Eltern,
Verwandten, Lehrer und Freunde, und betet auch für mich.“
Nach dem Besuch
beim Prager Jesulein grüßte der Papst vor der Maria-Viktoria-Kirche noch zahlreiche
Gläubige, die ihm bei strahlendem Sonnenschein zujubelten – darunter auch viele Pilger
aus den angrenzenden Ländern Polen, Österreich, Deutschland und der Slowakei. Danach
wurde das Kirchenoberhaupt mit dem Papamobil in die apostolische Nuntiatur in Prag
gebracht. Nach einem Mittagessen, wird Benedikt XVI. am Nachmittag im Spanischen Saal
der Prager Burg mit den hohen Politikern und Diplomaten des Landes zusammentreffen.