Der Wochenkommentar „Kultur des Lebens“ – „Kultur des Todes“
Ein Kommentar von
Claudia Kaminski, Vorsitzende der „Aktion Lebensrecht für Alle“:
Im kommenden
Jahr wird die bislang letzte Reform des Paragrafen 218 fünfzehn Jahre alt. Ein Grund
zum Feiern ist das nicht. Denn die Liberalisierung der gesetzlichen Regelung der vorgeburtlichen
Kindstötung hat viel mehr bewirkt, als viele Politiker bis heute wahrhaben wollen.
Gut möglich, dass den meisten, die damals daran mitgewirkt haben, diese Folgen nicht
bewusst waren und sie diese folglich auch nicht beabsichtigt hatten.
Und doch
hat der deutsche Gesetzgeber mit der Reform des Paragrafen 218 eine unmissverständliche
Botschaft in die Republik gesandt. Sie lautet, es gebe Menschen, deren Existenz anderen
nicht zugemutet werden könne. Doch wo Menschen unzumutbar werden, da wird zwangsläufig
ihre Tötung zumutbar; darf diese folgerichtig nicht bestraft werden. Ja schlimmer
noch: Das kann sogar zur abrechenbaren Leistung deklariert und der Solidargemeinschaft
auferlegt werden.
Mit rund 40 Millionen Euro subventioniert der deutsche Steuerzahler
Jahr für Jahr die Tötung hunderttausender wehrloser und unschuldiger Menschen.
Fünfzehn
Jahre sind eine lange Zeit. Und daher wundert es denn auch kaum, dass immer mehr Menschen
nun zu „entdecken“ beginnen, dass, wenn es „unzumutbares Leben“ gibt, es dieses nicht
nur am Anfang, sondern auch am Ende menschlicher Existenz geben können muss.
Die
Debatten um die Zulassung des „ärztlich assistierten Suizids“ und der „Tötung auf
Verlangen“ – die überall in Europa geführt werden, haben längst auch Deutschland erreicht.
Eine
gestiegene Lebenserwartung, die manchmal eben auch bedeutet, länger krank zu sein,
der Verlust familiärer Bindungen und explodierende Gesundheitskosten, die – nicht
zuletzt als Folge massenhafter Abtreibungen – künftig von immer weniger Menschen erwirtschaftet
werden müssen – all das mag die gegenwärtigen Debatte anheizen, ursächlich sind sie
nicht.
Wo Menschen „unzumutbar“ geworden sind, da wird ihre Tötung „zumutbar“.
Alles andere ist dann letztlich nur noch eine Verhandlungssache.
Der verstorbene
Papst Johannes Paul II. hat das – viel früher als andere – klar erkannt. Gegen die
„Kultur des Todes“, hat er deshalb eine „Kultur des Lebens“ zu errichten gesucht.
Wie wichtig ihm der Schutz des Lebens war, zeigen unter anderem seine Ansprachen,
die er beim Neujahrempfang für das diplomatische Korps zu halten pflegt. Vor den versammelten
Vertretern der Regierungen aller Herren Länder räumte Papst Johannes Paul II. dem
Schutz menschlichen Lebens stets die allererste Priorität ein, noch vor der Sorge
um den Weltfrieden. Sein Amtsnachfolger, Papst Benedikt XVI., führt diese s Werk nun
fort.
Und wir? Müssen nicht auch wir uns fragen lassen, was wir für eine „Kultur
des Lebens“ tun? Reicht es schon, dass wir nicht zu den Verfechtern einer „Kultur
des Todes“ gehören. Müssen wir nicht noch viel aktiver werden, entschlossener in persönlichen
Gesprächen und gesellschaftlichen Diskussionen, tatkräftiger, wenn unsere Hilfe oder
Beistand gefragt ist?
Ich meine schon. Denn der Schutz des Lebens – das lässt
sich nun einmal nicht leugnen – ist letztlich unteilbar. Die überall in Europa auf
dem Vormarsch befindliche Euthanasie-Bewegung mag sich zu ihrem Credo noch nicht in
aller Öffentlichkeit bekennen. Doch wer Ohren hat, zu hören, der kann es längst vernehmen.
Es lautet: „Töte Dich selbst – wie Deinen Nächsten.“
Wer nicht will, dass dieses
Credo einmal von unseren Kindern und Kindeskindern nachgebetet werden wird, der muss
jetzt aktiv werden und in Wort und Tat bekennen: „Es gibt kein unzumutbares menschliches
Leben!“ Jeder Mensch ist der Liebe wert! Nicht nur der Liebe Gottes, sondern auch
unserer.
Dann – und nur dann – ist die „Kultur des Todes“ endlich besiegt und
die „Kultur des Lebens“, für die Johannes Paul II. so gekämpft hat, an ihre Stelle
getreten.
(rv 26.09.2009 mg)
Hier hören Sie den Wochenkommentar von
Claudia Kaminski