Am Samstagvormittag
ist es soweit: Papst Benedikt XVI. bricht zu seiner dreizehnten Pastoralreise auf.
Diesmal geht es in die Tschechische Republik. Auf welche gesellschaftliche und kirchliche
Situation der Papst dort treffen wird. Wir haben darüber mit unserer Kollegin Antje
Dechert gesprochen, die diese Papstreise in Prag für uns mitverfolgen wird: Man
merkt, dass die katholische Kirche in Tschechien in einer Minderheitensituation ist.
Von den rund 10, 5 Millionen Tschechen fast 6o Prozent konfessionslos. Nur etwas mehr
als ein Viertel der Bevölkerung ist katholisch und das merkt man. Wer an diesem Freitag
durch die Prager Altstadt flaniert findet kaum Anzeichen eines bevorstehenden Papstbesuchs.
Hier und da sieht man kleine Pilgergrüppchen mit Baseballkappen in den Vatikanfarben
weiß-gelb, die kommen meistens aus Deutschland oder Italien. Die tschechische Bevölkerung
scheint nicht viel Aufhebens um den Papstbesuch zu machen. Dennoch ist es nicht so,
als wäre eine ablehnende Haltung zu spüren, aber viele Prager gehen zumindest heute
noch ihrem gewohnten Alltag nach. Das Bild ändert sich, wenn man sich an die Orte
begibt, die der Papst besuchen wird. Dort sind viele Freiwillige aus ganz Tschechien
emsig mit den Vorbereitungen beschäftigt… Die Stimmung ist also eher unaufgeregt.
Was ist denn trotzdem das Spannende an diesem Papstbesuch in der Tschechischen Republik?
Das Spannende dieses Tschechienbesuchs ist natürlich der Zeitpunkt. Benedikt kommt
im Gedenkjahr an den Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa vor genau 20 Jahren.
In Berlin fiel im November 1989 die Mauer, während hier in Tschechien die so genannte
samtene Revolution stattfand und 40 Jahre sozialistischer Diktatur beendete. Dass
ein deutscher Papst zu einem so historischen Datum nach Tschechien reist, hat schon
Symbolcharakter. Benedikt wird hier viele Kirchenvertreter treffen, die während des
Kommunismus verfolgt wurden. Auch ist zu erwarten, dass er das Thema „Wende“ in einer
seiner Reden ansprechen wird. Schon im Vorfeld hat der Vatikan betont, dass es Benedikt
darum geht, ein Zeichen für das weitere Zusammenwachsen von Ost- und Westeuropa zu
setzen, indem er zur Besinnung auf die gemeinsamen christlichen Wurzeln aufruft. Eine
Gelegenheit wäre zum Beispiel das Treffen mit den hiesigen Politikern und Diplomaten
am Samstagnachmittag in der Prager Burg. Zu diesem Anlass ist auch der ehemalige Präsident
Václav Havel eingeladen, ob er allerdings kommen wird steht noch nicht fest. Wie
gesagt, die Katholiken in Tschechien sind eine Minderheit – stellt das den Papst vor
eine besondere Herausforderung? Ja, die große Herausforderung für den Papst ist
bei dieser Reise sicherlich, die tschechische Kirche und die Katholiken hier zu stärken,
ihnen eine positive Botschaft zu senden. Tschechien ist, wie gesagt, eines der atheistischsten
Länder Europas. Da kann der Papstbesuch Klerus wie Gläubigen Mut machen: „Die Liebe
Christi ist unsere Stärke“ lautet nicht umsonst das Motto dieses Pastoralbesuches. Was
sind denn neben dem Treffen mit den Politikern und Diplomaten weitere Höhepunkte? Ein
erster Höhepunkt wird der Besuch in der Kirche Sankt Maria de Victoria sein, die ja
das berühmte Prager Jesulein beherbergt. Da wird der Papst gemeinsam mit vielen Kindern
und ihren Familien eine Andacht halten. Am Abend steht eine feierliche Vesper im Prager
Veitsdom an. Mit dabei werden Vertreter des tschechischen Klerus, Ordensmänner- und
Frauen aber auch Mitglieder der verschiedenen Laienbewegungen sein. Am Sonntag trifft
der Papst mit Vertretern anderer Konfessionen, etwa der protestantischen und der hussitischen
Kirche zusammen. Und das große Finale dann am Montag: Am Fest des tschechischen Staatsheiligen
Wenzelslaus feiert Benedikt eine Messe unter freiem Himmel in der Ortschaft Stará
Boleslav, zu Altbunzlau, ca. 30 km östlich von Prag. Dabei wird der Papst eine Botschaft
an die Jugend des Landes senden. Und dass zumindest die Katholiken unter Ihnen große
Hoffnungen in den Papstbesuch setzen, das haben uns (heute Mittag) die zahlreichen
jugendlichen Helfer vor Ort bestätigt. (rv 25.09.2009 ad)