2009-09-25 18:04:53

Tschech. Rep.: Vor dem Papstbesuch


RealAudioMP3 Am Samstagvormittag ist es soweit: Papst Benedikt XVI. bricht zu seiner dreizehnten Pastoralreise auf. Diesmal geht es in die Tschechische Republik. Auf welche gesellschaftliche und kirchliche Situation der Papst dort treffen wird. Wir haben darüber mit unserer Kollegin Antje Dechert gesprochen, die diese Papstreise in Prag für uns mitverfolgen wird:
Man merkt, dass die katholische Kirche in Tschechien in einer Minderheitensituation ist. Von den rund 10, 5 Millionen Tschechen fast 6o Prozent konfessionslos. Nur etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist katholisch und das merkt man. Wer an diesem Freitag durch die Prager Altstadt flaniert findet kaum Anzeichen eines bevorstehenden Papstbesuchs. Hier und da sieht man kleine Pilgergrüppchen mit Baseballkappen in den Vatikanfarben weiß-gelb, die kommen meistens aus Deutschland oder Italien. Die tschechische Bevölkerung scheint nicht viel Aufhebens um den Papstbesuch zu machen. Dennoch ist es nicht so, als wäre eine ablehnende Haltung zu spüren, aber viele Prager gehen zumindest heute noch ihrem gewohnten Alltag nach. Das Bild ändert sich, wenn man sich an die Orte begibt, die der Papst besuchen wird. Dort sind viele Freiwillige aus ganz Tschechien emsig mit den Vorbereitungen beschäftigt…
Die Stimmung ist also eher unaufgeregt. Was ist denn trotzdem das Spannende an diesem Papstbesuch in der Tschechischen Republik?
Das Spannende dieses Tschechienbesuchs ist natürlich der Zeitpunkt. Benedikt kommt im Gedenkjahr an den Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa vor genau 20 Jahren. In Berlin fiel im November 1989 die Mauer, während hier in Tschechien die so genannte samtene Revolution stattfand und 40 Jahre sozialistischer Diktatur beendete. Dass ein deutscher Papst zu einem so historischen Datum nach Tschechien reist, hat schon Symbolcharakter. Benedikt wird hier viele Kirchenvertreter treffen, die während des Kommunismus verfolgt wurden. Auch ist zu erwarten, dass er das Thema „Wende“ in einer seiner Reden ansprechen wird. Schon im Vorfeld hat der Vatikan betont, dass es Benedikt darum geht, ein Zeichen für das weitere Zusammenwachsen von Ost- und Westeuropa zu setzen, indem er zur Besinnung auf die gemeinsamen christlichen Wurzeln aufruft. Eine Gelegenheit wäre zum Beispiel das Treffen mit den hiesigen Politikern und Diplomaten am Samstagnachmittag in der Prager Burg. Zu diesem Anlass ist auch der ehemalige Präsident Václav Havel eingeladen, ob er allerdings kommen wird steht noch nicht fest.
Wie gesagt, die Katholiken in Tschechien sind eine Minderheit – stellt das den Papst vor eine besondere Herausforderung?
Ja, die große Herausforderung für den Papst ist bei dieser Reise sicherlich, die tschechische Kirche und die Katholiken hier zu stärken, ihnen eine positive Botschaft zu senden. Tschechien ist, wie gesagt, eines der atheistischsten Länder Europas. Da kann der Papstbesuch Klerus wie Gläubigen Mut machen: „Die Liebe Christi ist unsere Stärke“ lautet nicht umsonst das Motto dieses Pastoralbesuches.
Was sind denn neben dem Treffen mit den Politikern und Diplomaten weitere Höhepunkte?
Ein erster Höhepunkt wird der Besuch in der Kirche Sankt Maria de Victoria sein, die ja das berühmte Prager Jesulein beherbergt. Da wird der Papst gemeinsam mit vielen Kindern und ihren Familien eine Andacht halten. Am Abend steht eine feierliche Vesper im Prager Veitsdom an. Mit dabei werden Vertreter des tschechischen Klerus, Ordensmänner- und Frauen aber auch Mitglieder der verschiedenen Laienbewegungen sein. Am Sonntag trifft der Papst mit Vertretern anderer Konfessionen, etwa der protestantischen und der hussitischen Kirche zusammen. Und das große Finale dann am Montag: Am Fest des tschechischen Staatsheiligen Wenzelslaus feiert Benedikt eine Messe unter freiem Himmel in der Ortschaft Stará Boleslav, zu Altbunzlau, ca. 30 km östlich von Prag. Dabei wird der Papst eine Botschaft an die Jugend des Landes senden. Und dass zumindest die Katholiken unter Ihnen große Hoffnungen in den Papstbesuch setzen, das haben uns (heute Mittag) die zahlreichen jugendlichen Helfer vor Ort bestätigt.
(rv 25.09.2009 ad)










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