Fall Williamson: Kardinal Castrillon weist Vorwürfe zurück
Der frühere Kurienkardinal
Dario Castrillon Hoyos weist neue Berichte zurück, er und seine damalige Vatikan-Kommission
„Ecclesia Dei“ hätten vorab um die Holocaust-Leugnung des Briten Richard Williamson
wissen müssen. In einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“, das an diesem Freitag
erschien, sagte der kolumbianische Kardinal, er habe von Williamsons Äußerungen erst
am 5. Februar erfahren, also zwölf Tage nach Aufhebung der Exkommunikation am 21.
Januar. Als die Entscheidung des Papstes öffentlich wurde, habe niemand im Vatikan
von dem Interview gewusst, „und keiner hatte die Pflicht, es zu wissen“, so Castrillon
Hoyos. Die Kommission „Ecclesia Dei“, die für die Aussöhnung mit Traditionalisten
zuständig ist, hat inzwischen einen neuen Leiter.
Hoyos beteuerte, seine Verhandlungen
mit der Piusbruderschaft hätten kirchenrechtliche, nicht inhaltliche Fragen betroffen.
Seine Aufgabe sei gewesen, eine Kirchenspaltung zu verhindern. Die Exkommunikation
aufzuheben, sei „keine politische Handlung“ gewesen, sondern „ein Akt der Barmherzigkeit“.
Er würde alles, was er in der Angelegenheit getan habe, „genau so“ wieder tun. Über
die Aussagen Williamsons sagte der Kardinal, der Mord der Nationalsozialisten an den
Juden sei ein Verbrechen an der Menschheit gewesen. Allerdings habe der britische
Traditionalisten-Bischof den Judenmord niemals geleugnet, sondern nur „reduziert“.
Das wiederum sei „eine historische Frage“, keine moralische. „Der Genozid am jüdischen
Volk ist eine Handlung, die moralisch zu verurteilen ist, ebenso die Folter“, so der
Kardinal. „Aber zu sagen, dass es fünf statt zehn Tote gegeben hat, ist kein moralisches
Urteil, sondern ein historischer Fehler.“ Williamson hatte in dem Interview von maximal
200.000 bis 300.000 getöteten Juden gesprochen. Keiner von ihnen sei in Gaskammern
umgekommen.