Neue Regeln für die
Weltwirtschaft - das ist eines der Themen des G20-Gipfels, der an diesem Donnerstag
im US-amerikanischen Pittsburgh begonnen hat. Auf dem zweitägigen Treffen der führenden
Industrie- und Schwellenländer geht es um die globale Finanzkrise, doch auch um den
Klimawandel und Hilfsmassnahmen für die Entwicklungsländer. Papst Benedikt hat in
seiner Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ wichtige Hinweise für ein ethisch fundiertes
Finanz- und Wirtschaftssystem gegeben. Doch ob die Gipfel-Teilnehmer sich die Papst-Gedanken
zu Nachhaltigkeit und den Schutz des Gemeinwohls zu Herzen nehmen, sei zweifelhaft.
Das meint Dr. Bernhard Emunds, Professor für Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie.
Er ist Leiter des Oswald von Nell-Breuning-Instituts in Frankfurt. Die Sozialenzyklika
sei in ihrer Sprache zum Teil abstrakt, habe aber einen wichtigen Punkt klargestellt,
der auch auf dem aktuellen Gipfel zur Sprache käme. Emunds:
„Was man wohl
sehr deutlich sagt, und ich glaube, das ist auch ein Fingerzeig in die richtige Richtung:
Dass es darauf ankommt, dass wir uns neue Regeln geben, wie es in Ziffer 21 der Sozialenzyklika
heißt - dass wir neue Formen der Regelbindung entdecken müssen.“
Das Abschaffen
und Umgehen von Regeln habe bei der Finanzkrise eine große Rolle gespielt, so Emunds.
Diese sei schließlich durch extremen Wirtschaftsliberalismus und korrupte Bankinstitute
zustande gekommen. Gerade deshalb seien verbindliche und globale Regeln jetzt so wichtig.
In seiner ersten Rede vor den Vereinten Nationen in New York hatte US-Präsident Barack
Obama an diesem Mittwoch alle Länder dazu aufgefordert, die globalen Herausforderungen
gemeinsam anzugehen und jeweils Verantwortung zu übernehmen. Schöne Worte, auf die
der G20-Gipfel nun Taten folgen lassen muss. Emunds ist eher skeptisch:
„Die
Absichtserklärungen bei den vorhergehenden Gipfeln waren klar. Jetzt schließt sich
das Fenster für grundlegende Reformen schon wieder, weil auf den Finanzmärkten der
Gewinn wieder an Fahrt gewinnt. Da steht zu befürchten, dass man sich auf nicht sehr
viele einschneidende Regelungen einigen wird und dass die Regierungen auf nationaler
Ebene sagen - wir alleine können das nicht durchsetzen - und die Verantwortung wieder
auf die internationale Ebene verschieben.“