Nahost/Vatikan: "Einfach ein normales Leben haben"
„Die katholische Kirche in Nahost: Gemeinschaft und Zeugnis“. Unter diesem Titel steht
die Sonderbischofssynode zum Nahen Osten, die Papst Benedikt für den Oktober 2010
nach Rom einberufen hat. Der Papst, der sich dieses Jahr im Mai selbst ein Bild von
der schwierigen Lage der Christen im Nahen Osten machen konnte, geht mit der Synode
auf vielfältige Bitten aus der Region ein. Erzbischof Fouad Twal ist Palästinenser
und Lateinischer Patriarch von Jerusalem. Er dämpfte im Gespräch mit uns überzogene
Erwartungen an den Bischofsgipfel. So könne man sich von der Synode zum Beispiel kein
Friedenskonzept für die Region erhoffen:
„Es stimmt schon, dass wir in der
Vorbereitungskommission der Synode zu Wochenbeginn auch darüber gesprochen haben –
diese globale Dimension des Nahen Ostens, diese interreligiöse, diese ökumenische
Dimension. Aber das Allererste für uns Katholiken verschiedener Riten ist es, untereinander
geeint zu sein. Dann kommt erst der Dialog mit dem Islam, mit Israel. Es geht jetzt
darum, unsere Gläubigen in diese Erneuerungsbewegung so stark wie möglich mit einzubeziehen.“
„Wir
sind noch eine Golgotha-Kirche“, sagt Twal – und hofft auf größere Aufmerksamkeit
im Westen für die Christen im Heiligen Land. Sein Wunschzettel:
„Mehr Gebete,
mehr Solidarität, mehr Nähe – ihr seid alle willkommen im Heiligen Land! Irgendwann
einmal ist der Konflikt vorbei; wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Eines Tages
werden wir in Frieden ein normales Leben führen. Wir fordern ja keine Privilegien.
Wir wollen einfach wie andere Völker ein normales Leben haben.“
Die Sondersynode
für das normale Leben – nächstes Jahr im Herbst, in Rom.