D: Alte, neue Herausforderungen für weltkirchliche Arbeit
Trotz knapper Kassen
will die Kirche ihre Entwicklungshilfe nicht zurückfahren. Das weltkirchliche Engagement
der Ortskirchen muss sich den veränderten kirchlichen und gesellschaftlichen Wirklichkeiten
stellen. Vor dieser Grundüberzeugung haben sich die Bischöfe in Fulda im Rahmen eines
gesonderten Studientages mit der weltkirchlichen Arbeit in Deutschland befasst. Ein
Beitrag von Veronica Pohl: „Nur, wenn wir die neuen Herausforderungen annehmen,
wird unser weltkirchlicher Dienst auch in Zukunft überzeugend und wirkmächtig sein“, stellt
der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, klar.
Der Erzbischof von Bamberg und Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz,
Ludwig Schick, setzt dabei auf Bewährtes: „Das Gütemerkmal Verkündigung, gute
Liturgie und Caritas, beziehungsweise gesellschaftliches Engagement, muss für uns
zusammenbleiben. Daran dürfen und können wir nicht rütteln. Wir verraten unsere Sache
sonst.“ Also weder blinder Aktionismus, noch Gebet ohne Alltagsbezug. Den aktuellen
Herausforderungen müssten sich die Verantwortlichen für die weltkirchliche Arbeit
in Deutschland dennoch stellen. Weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer und strukturelle
Veränderungen in der Kirche, wie die sinkenden Priesterzahlen oder die Zusammenlegungen
der Gemeinden zu Seelsorgeeinheiten, spielten hierbei eine entscheidende Rolle. „Viele
haben mit den Problemen in ihren Pfarreien oder Seelsorgebereichen so viel zu tun,
dass sie für anderes kaum noch Zeit und Raum, aber auch kaum Denkkraft und Arbeitskraft
haben. Darüber hinaus gibt es einen Rückgang der Gottesdienstbesucher, was einen Rückgang
der Kollekten bedeutet. Nach unseren Erfahrungen und Statistiken gehen die Kollekten
prozentual fast in gleicher Weise zurück, wie die Gottesdienstbesucher zurückgehen.“ Die
weltkirchliche Arbeit, besonders die Solidarität mit den Armen der Welt, bleibe trotzdem
weniger von Haushaltskürzungen betroffen als andere Bereiche der Kirche. Das sei ein
großes Anliegen der Bischöfe, wie Erzbischof Schick versicherte. Man setze weiter
stark auf die Zusammenarbeit mit den Hilfswerken. Diese hätten sich allerdings um
die Bildung von Synergien zu bemühen – um so Kosten einzusparen. „Alle Träger
der weltkirchlichen Arbeit sind sich einig, dass eine verbesserte Zusammenarbeit der
Schlüssel für die weitere Entwicklung des weltkirchlichen Arbeitsfeldes ist. Es liegt
außerdem eine Reihe von Vorschlägen auf dem Tisch, die darauf abzielen, das weltkirchliche
Wirken besser in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Wir spüren, dass wir unsere
Öffentlichkeitsarbeit verbessern müssen. Dazu gehört auch, dass eine gemeinsame Internetplattform
geschaffen werden soll. Denn nur so kann man deutlich machen, wie viel in diesen verschiedenen
Bereichen gemeinsam von der deutschen Kirche geleistet wird.“ Weiter komme
es auch auf eine wissenschaftliche Fundierung des missionarischen Selbstverständnisses
der Kirche an. Damit habe die Bischofskonferenz das Institut für Weltkirche und Mission
in St. Georgen beauftragt, das seit Juni dieses Jahres besteht. Daneben müsse aber
vor allem auch die Freude am christlichen Glauben nach außen getragen werden, betonte
Robert Zollitsch. Das gelte für Lateinamerika und Afrika, wo neue religiöse Bewegungen,
zumeist pfingstlich oder charismatisch ausgerichtet, im Vormarsch seien, ebenso wie
vor Ort in Deutschland. „Wir Deutschen müssen lernen, die offene Flanke zu zeigen.
Wir müssen auch davon sprechen, was uns im Inneren bewegt und wovon wir leben. Wir
laufen Gefahr, Religion zur Intimsache zu erklären. Darüber spricht man fast nicht.
Dabei müssen wir eine Atmosphäre schaffen, in der Menschen gerne den Glauben miteinander
teilen. Wir müssen mit unserem Glauben anstecken, ohne aufdringlich zu sein. Da können
wir von der dritten Welt einiges lernen.“ (rv 24.09.2009 vp)