Der scheidende Münchner Erzbischöfliche Finanzdirektor, Sebastian Anneser, sieht Signale
für eine abnehmende Akzeptanz des deutschen Kirchensteuersystems in seiner bisherigen
Form. Ein Zeichen dafür sei die positive Kommentierung des aktuellen Rechtsstreits
des emeritierten Freiburger Kirchenrechtlers Hartmut Zapp, sagte Anneser am Freitag
der Katholischen Nachrichten-Agentur. Zapp hält die Kopplung der Kirchensteuerpflicht
an die Kirchenmitgliedschaft nicht für rechtens und prozessiert deshalb vor dem Verwaltungsgericht
gegen das Erzbistum Freiburg. „Vermutlich wird es im europäischen Kontext zu neuen
Lösungen kommen, die die Kirchenfinanzierung verschlechtern werden“, prognostizierte
Anneser. Der Domkapitular gehört seit zwölf Jahren zu den einflussreichsten kirchlichen
Finanzfachleuten in Deutschland und geht zum 1. Oktober in den Ruhestand. Man dürfe
auch nicht vergessen, dass Papst Benedikt XVI. „offensichtlich mit dem italienischen
System liebäugelt“, meinte der Prälat unter Berufung auf frühere Äußerungen Joseph
Ratzingers als Kardinal. In Italien können die Bürger bei den Empfängern der von ihnen
zu entrichtenden Kultursteuer zwischen mehreren Organisationen wählen. (kna 18.09.2009
sk)