Vatikan: Kasper sieht Überwindung der Schwierigkeiten mit Moskauer Patriarchat
Bei Erzbischof Hilarions
gegenwärtigem Besuch in Rom zeigt sich, dass die Spannungen zwischen römisch-katholischer
und russisch-orthodoxer Kirche überwunden sind. Das sagte Kardinal Walter Kasper,
der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, im Interview mit Radio Vatikan. Bei den
gegenwärtigen Gesprächen gehe es nicht mehr um Anschuldigungen gegen die katholische
Kirche, sie betreibe Proselytismus in Russland. Erzbischof Hilarion (Alfejew), Außenamtsleiter
des Moskauer Patriarchats, hält sich fünf Tage lang zu Gesprächen und Begegnungen
in Rom auf. Am Freitag empfängt ihn Papst Benedikt zu einer persönlichen Unterredung
in Castelgandolfo. Kardinal Kasper:
„Bischof Hilarion wird vermutlich seine
Hochachtung für den gegenwärtigen Papst aussprechen. Papst Benedikt verfügt über eine
große Achtung und Zuneigung auch in der orthodoxen Kirche für seine konsequenten Stellungnahmen
in Glaubensfragen und in moralischen Fragen. Dieses Treffen wird wesentlich eine Bestätigung
sein. Es handelt sich aber nicht um eine Ankündigung einer Begegnung des Moskauer
Patriarchen mit dem Papst. Wir haben ja so viele Kanäle, um mit Moskau zu sprechen.
Das gilt auf der universalen bis hin auf lokaler Ebene der entsprechenden Diözesen.
Wenn die Zeit dann reif wird, wird es zu einem Treffen kommen. Bis dahin arbeiten
wir in gewöhnlicher Weise zusammen.“ Diese Zusammenarbeit beruhe auf einer
„festen Basis von Verständnis und gegenseitigem Respekt“, so der deutsche Kurienkardinal.
„Und
so wollen wir auch bilateral zusammenarbeiten. Das ist auch möglich, denn in den ethischen
Fragen – wie beispielsweise im Bereich Familie, soziale Gerechtigkeit oder menschliche
Sexualität – haben wir die gleiche oder zumindest eine ganz ähnliche Vorstellung,
sodass wir gemeinsam darüber Zeugnis geben können. Gemeinsam wird unsere Stimme stärker
sein. Wir haben deshalb auch diskutiert, wie die Orthodoxen eine Art Institution schaffen
können, damit wir Katholiken einen Partner haben, der alle europäischen orthodoxen
Kirchen einschließt. Diese Institution soll vor allem gut mit dem Rat der Europäischen
Bischofskonferenzen (CCEE) zusammenarbeiten.“ Hilarion hält sich zum ersten
Mal seit seiner Ernennung zum Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche in Rom
auf. Der erst 43-jährige Dogmatiker und Musikwissenschaftler übernahm seinen Posten
von dem im Februar gewählten Patriarchen Kyrill I. Davor war er seit 2003 russisch-orthodoxer
Bischof von Wien und Österreich. (rv/kap 17.09.2009 gs/mg)