Es gibt Pilgervölker,
die sind krisenfester als andere. Die Italiener zum Beispiel: Während deutsche Heilig
Land-Pilger immer noch rechtfertigen müssen, warum sie sich ausgerechnet in den gefährlichen
Nahen Osten wagen wollen, reiste ein italienisches Pilgerunternehmen diesen Monat
(letzte Woche) gleich mit 200 Kindern in die Heimat Jesu – darunter einige Dutzend
Behinderter. Vermutlich war das Unternehmen unter dem Motto „Friedenskinder“ eine
Premiere: die erste Kinderwallfahrt ins Heilige Land überhaupt. Gabi Fröhlich war
dabei.
In Bethlehem ist was los: 200 Kinder und ihre Begleiter schwenken bunte
Papierblumen zu den Messgesängen – so munter geht es in den ehrwürdigen Gemäuern neben
der Grotte der Geburt Jesu selten her.
„Viele sagen uns, das sei verrückt.
Nur sagen sie es inzwischen mit einem breiten Lächeln, ohne Vorwurf. Denn was wir
hier erleben, das ist eine verrückte Solidarität mit diesen Kindern – von denen viele
niemals einfach so als Touristen unterwegs sein können.“ Für Kinder
ist eine Wallfahrt ins Heilige Land genauso wertvoll wie für Erwachsene – von dieser
einfachen These geht der Direktor des renommierten italienischen Pilgerunternehmens
Unitalsi aus. Nur muss eine Kinderreise natürlich anders aussehen als eine klassische
Wallfahrt, so Antonio Diella. Zum einen brauchen Kinder neben Familienangehörigen
auch einen ganzen Trupp ehrenamtlicher Helfer, die ihnen Wartezeiten und Busfahrten
bunt gestalten. Und dann müssen die Erklärungen an den Heiligen Stätten kindgerecht
sein: „Zu Kindern spricht man durch Lieder, Gesten und Geschichten. Darum haben
wir die biblischen Berichte immer wieder szenisch dargestellt. Am See Genezareth
hatten wir uns einen Trick ausgedacht, um Jesus übers Wasser laufen zu lassen. Wir
hatten ein Fischerboot organisiert und ein leeres und ein volles Fischernetz daran
befestigt. Und dann kam Jesus über das Wasser auf das Boot zu. Wir hatten einen kleinen
Steg direkt unter der Wasseroberfläche gebaut, so dass es aussah, als ob der Darsteller
auf dem Wasser gehe.“ Die Kinder wussten natürlich, dass es sich
um Schauspieler handelte. Aber sie haben die Szene gesehen und konnten sich vorstellen,
was die Jünger und Kinder damals empfunden haben, als sie Jesus auf dem Wasser gehen
sahen.
Die Bibel-Schauspiele sind für die Kinder natürlich ein Renner. Aber
sie saugen auch die Eindrücke des Landes selbst auf:
„Es ist fantastisch, ich
lerne hier unglaublich viel“,sagt die elfjährige Chiara. „An
der Klagemauer haben wir gesehen, wie die Juden beten. Sie beten nicht nur mit dem
Mund, sondern mit dem ganzen Körper - sie machen dabei so besondere Wippbewegungen.“ Und
Luca ist besonders beeindruckt von den zentralen Heiligtümern der Christenheit:
„Mir
haben die Geburtskirche und die Grabeskirche besonders gefallen. Diese Orte sind einfach
einmalig. Da wo Jesus geboren wurde, haben wir einen silbernen Stern mit 14 Strahlen
geküsst.“
„Wenn man mit Kindern unterwegs ist, entdeckt man ein anderes
Heiliges Land“, sagt Unitalsi-Direktor Diella:
„Aus ihrer Perspektive
betrachtet, erscheint es schlichter. Jahreszahlen oder architektonische Details sind
für sie nicht wichtig. Dafür muss man konkret erklären: Warum war Jesus hier? Was
wollte er uns sagen? Was hat er getan? Welche Beziehung besteht zwischen ihm und diesem
Stein? Da kann man nicht kompliziert sein.“ Die Kinder selbst
haben ihr eigenes Fazit aus der Begegnung mit der Konflikt-Region gezogen. Der Rollstuhlfahrer
Giovanni:
„Wir haben vom Heiligen Land etwas gesehen, was das Fernsehen
uns nie zeigt, nämlich den Alltag der Menschen hier. Ich habe begriffen, wie kostbar
der Frieden ist – und dass Frieden im Kleinen anfängt, bei uns selbst, im Zusammensein.“ Und
Luca ist besonders beeindruckt von den zentralen Heiligtümern der Christenheit:
„Mir
haben die Geburtskirche und die Grabeskirche besonders gefallen. Diese Orte sind einfach
einmalig. Da wo Jesus geboren wurde, haben wir einen silbernen Stern mit 14 Strahlen
geküsst.“
Kinder sind entwaffnende Zeugen des Friedens, findet der Unitalsi-Direktor.
Ohne politische Hintergedanken gehen sie auf andere Kinder zu, einfach weil sie Kinder
sind. Und weil alle spielen wollen.
„Das haben wir erlebt, als unsere Kinder
in Bethlehem gemeinsam mit palästinensischen Kindern gefeiert haben. Sie haben ihre
T-Shirts ausgetauscht und am Ende wusste man kaum, welches unsere Kinder waren und
welches die anderen. Das war ein wunderbares Friedens-Erlebnis.“ (rv 17.09.2009
gf)