2009-09-17 11:55:05

Nahost: Entwaffnend - Kinder auf Wallfahrt


RealAudioMP3 Es gibt Pilgervölker, die sind krisenfester als andere. Die Italiener zum Beispiel: Während deutsche Heilig Land-Pilger immer noch rechtfertigen müssen, warum sie sich ausgerechnet in den gefährlichen Nahen Osten wagen wollen, reiste ein italienisches Pilgerunternehmen diesen Monat (letzte Woche) gleich mit 200 Kindern in die Heimat Jesu – darunter einige Dutzend Behinderter. Vermutlich war das Unternehmen unter dem Motto „Friedenskinder“ eine Premiere: die erste Kinderwallfahrt ins Heilige Land überhaupt. Gabi Fröhlich war dabei.

In Bethlehem ist was los: 200 Kinder und ihre Begleiter schwenken bunte Papierblumen zu den Messgesängen – so munter geht es in den ehrwürdigen Gemäuern neben der Grotte der Geburt Jesu selten her.

Viele sagen uns, das sei verrückt. Nur sagen sie es inzwischen mit einem breiten Lächeln, ohne Vorwurf. Denn was wir hier erleben, das ist eine verrückte Solidarität mit diesen Kindern – von denen viele niemals einfach so als Touristen unterwegs sein können.“
 
Für Kinder ist eine Wallfahrt ins Heilige Land genauso wertvoll wie für Erwachsene – von dieser einfachen These geht der Direktor des renommierten italienischen Pilgerunternehmens Unitalsi aus. Nur muss eine Kinderreise natürlich anders aussehen als eine klassische Wallfahrt, so Antonio Diella. Zum einen brauchen Kinder neben Familienangehörigen auch einen ganzen Trupp ehrenamtlicher Helfer, die ihnen Wartezeiten und Busfahrten bunt gestalten. Und dann müssen die Erklärungen an den Heiligen Stätten kindgerecht sein:
„Zu Kindern spricht man durch Lieder, Gesten und Geschichten. Darum haben wir die biblischen Berichte immer wieder szenisch dargestellt. Am See Genezareth hatten wir uns einen Trick ausgedacht, um Jesus übers Wasser laufen zu lassen. Wir hatten ein Fischerboot organisiert und ein leeres und ein volles Fischernetz daran befestigt. Und dann kam Jesus über das Wasser auf das Boot zu. Wir hatten einen kleinen Steg direkt unter der Wasseroberfläche gebaut, so dass es aussah, als ob der Darsteller auf dem Wasser gehe.“
 
Die Kinder wussten natürlich, dass es sich um Schauspieler handelte. Aber sie haben die Szene gesehen und konnten sich vorstellen, was die Jünger und Kinder damals empfunden haben, als sie Jesus auf dem Wasser gehen sahen.

Die Bibel-Schauspiele sind für die Kinder natürlich ein Renner. Aber sie saugen auch die Eindrücke des Landes selbst auf:

„Es ist fantastisch, ich lerne hier unglaublich viel“, sagt die elfjährige Chiara.
 
„An der Klagemauer haben wir gesehen, wie die Juden beten. Sie beten nicht nur mit dem Mund, sondern mit dem ganzen Körper - sie machen dabei so besondere Wippbewegungen.“ 
Und Luca ist besonders beeindruckt von den zentralen Heiligtümern der Christenheit:

Mir haben die Geburtskirche und die Grabeskirche besonders gefallen. Diese Orte sind einfach einmalig. Da wo Jesus geboren wurde, haben wir einen silbernen Stern mit 14 Strahlen geküsst.“

„Wenn man mit Kindern unterwegs ist, entdeckt man ein anderes Heiliges Land“,
sagt Unitalsi-Direktor Diella:

„Aus ihrer Perspektive betrachtet, erscheint es schlichter. Jahreszahlen oder architektonische Details sind für sie nicht wichtig. Dafür muss man konkret erklären: Warum war Jesus hier? Was wollte er uns sagen? Was hat er getan? Welche Beziehung besteht zwischen ihm und diesem Stein? Da kann man nicht kompliziert sein.“
  
Die Kinder selbst haben ihr eigenes Fazit aus der Begegnung mit der Konflikt-Region gezogen. Der Rollstuhlfahrer Giovanni:

„Wir haben vom Heiligen Land etwas gesehen, was das Fernsehen uns nie zeigt, nämlich den Alltag der Menschen hier. Ich habe begriffen, wie kostbar der Frieden ist – und dass Frieden im Kleinen anfängt, bei uns selbst, im Zusammensein.“ 
Und Luca ist besonders beeindruckt von den zentralen Heiligtümern der Christenheit:

Mir haben die Geburtskirche und die Grabeskirche besonders gefallen. Diese Orte sind einfach einmalig. Da wo Jesus geboren wurde, haben wir einen silbernen Stern mit 14 Strahlen geküsst.“

Kinder sind entwaffnende Zeugen des Friedens, findet der Unitalsi-Direktor. Ohne politische Hintergedanken gehen sie auf andere Kinder zu, einfach weil sie Kinder sind. Und weil alle spielen wollen.

„Das haben wir erlebt, als unsere Kinder in Bethlehem gemeinsam mit palästinensischen Kindern gefeiert haben. Sie haben ihre T-Shirts ausgetauscht und am Ende wusste man kaum, welches unsere Kinder waren und welches die anderen. Das war ein wunderbares Friedens-Erlebnis.“ 
(rv 17.09.2009 gf)







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