2009-09-16 11:22:21

Kardinal Kasper hofft auf „entferntes Ökumenisches Konzil“


RealAudioMP3 Kardinal Walter Kasper hofft, dass es eines Tages einmal ein im vollen Wortsinn „Ökumenisches Konzil“ geben wird. Das meinte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates am Montag Abend bei einem Besuch in Salzburg. Kasper äußerte sich dort zu den Dialogen der katholischen mit den orientalischen Kirchen – diese seien eine zentrale „Baustelle der Kirche von morgen“. Und mehr noch:

„Ich bin der Meinung, sie sind eine Vorbereitung auf ein – wie wir hoffen, in nicht allzuferner Zukunft mögliches – Ökumenisches Konzil im vollen Sinn, wo West und Ost sich zusammentun. Aber das fällt nicht vom Himmel, das muss vorbereitet sein, sonst wird es zu einem Fiasko! Das ist jetzt also eine entfernte Vorbereitung dafür, dass wir uns jetzt langsam annähern und Formeln finden, wie das formuliert werden könnte…“

Kasper wörtlich: „Ökumene ist nicht Diplomatie, sie ist auch keine Technik, sie ist eine Kunst, nämlich die Kunst, Misstrauen zu überwinden, Vertrauen aufzubauen, Freunde zu gewinnen und Freundschaften zu stiften.“ Nur ein im ursprünglichen Sinn Ökumenisches Konzil könne „die Wiederaufnahme der vollen koinonia/communio beschließen“. Bis es soweit komme, seien noch zahlreiche Dialogbemühungen notwendig: Zu sehr habe sich nämlich der westliche Blick von der traditionsreichen Vielfalt und Tiefe der orientalischen Kirchen und ihrer Spiritualität und Theologie entfremdet; zu sehr habe die Geschichte bereits im ersten christlichen Jahrtausend die Kirchen auseinanderdriften lassen, als dass man diese Spaltung nun ohne weiteres überwinden könne. Übrigens sei die Kirche keineswegs erst seit der ersten Jahrtausendwende gespalten:

„Nicht einmal ein halbes Jahrtausend war sie ungeteilt! Schon die Apostelgeschichte und die Briefe des Apostels Paulus sind voll von „Häresie“, von „Spaltungen“. Das muss uns von einem naiven Ökumenismus kurieren – als ob es je einmal eine volle Einheit sämtlicher Christen geben könne! Das ist eine eschatologische Hoffnung. Aber es heißt nicht, dass wir nichts tun dürfen. Es gilt das Wort Jesu, gesprochen am Abend vor seinem Leiden und Sterben, „dass alle eins seien“!“

Nachdrücklich wies Kasper darauf hin, dass der ökumenische Dialog nicht allein auf theologischem Diskurs beruhe. Es bedürfe stets neuer symbolischer und vertrauenstiftender Gesten der Freundschaft, es bedürfe gegenseitiger Besuche und einer Überwindung des gegenseitigen Wissensdefizits, so Kasper. Erfolgreich könne der ökumenische Dialog nur sein, „wenn er eingebettet ist in ein Geflecht von persönlichen Beziehungen, von sozial-kulturellem Austausch und nicht zuletzt von Begegnungen auf einer tieferen spirituellen Ebene“. Für den Westen gelte es daher zunächst klar zu sehen, dass das Christentum „im Osten beginnt“ und auch „alle Konzilien der alten Christenheit, auf deren Grundlage wir bis heute stehen, im Orient stattfanden“. Als wichtige kommende Herausforderung für den Dialog bezeichnete Kasper die Primatsfrage. Diese stehe jedoch nicht nur im Dialog mit den orientalischen, sondern ebenso auch im Dialog mit den orthodoxen Kirchen im Mittelpunkt. Dieser Dialog gestalte sich insgesamt als weitaus komplizierter, da man nicht auf so viele Gemeinsamkeiten blicken könne wie mit den orientalischen Kirchen, so Kasper. Außerdem habe etwa die Errichtung neuer katholischer Diözesen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion für zahlreiche Spannungen gesorgt, die erst durch persönliche Besuche und zaghafte Wiederannäherung beruhigt werden konnten.

(kap/rv 16.09.2009 sk)







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