Kardinal Kasper hofft auf „entferntes Ökumenisches Konzil“
Kardinal Walter Kasper
hofft, dass es eines Tages einmal ein im vollen Wortsinn „Ökumenisches Konzil“ geben
wird. Das meinte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates am Montag Abend bei einem
Besuch in Salzburg. Kasper äußerte sich dort zu den Dialogen der katholischen mit
den orientalischen Kirchen – diese seien eine zentrale „Baustelle der Kirche von morgen“.
Und mehr noch:
„Ich bin der Meinung, sie sind eine Vorbereitung auf ein – wie
wir hoffen, in nicht allzuferner Zukunft mögliches – Ökumenisches Konzil im vollen
Sinn, wo West und Ost sich zusammentun. Aber das fällt nicht vom Himmel, das muss
vorbereitet sein, sonst wird es zu einem Fiasko! Das ist jetzt also eine entfernte
Vorbereitung dafür, dass wir uns jetzt langsam annähern und Formeln finden, wie das
formuliert werden könnte…“
Kasper wörtlich: „Ökumene ist nicht Diplomatie,
sie ist auch keine Technik, sie ist eine Kunst, nämlich die Kunst, Misstrauen zu überwinden,
Vertrauen aufzubauen, Freunde zu gewinnen und Freundschaften zu stiften.“ Nur ein
im ursprünglichen Sinn Ökumenisches Konzil könne „die Wiederaufnahme der vollen koinonia/communio
beschließen“. Bis es soweit komme, seien noch zahlreiche Dialogbemühungen notwendig:
Zu sehr habe sich nämlich der westliche Blick von der traditionsreichen Vielfalt und
Tiefe der orientalischen Kirchen und ihrer Spiritualität und Theologie entfremdet;
zu sehr habe die Geschichte bereits im ersten christlichen Jahrtausend die Kirchen
auseinanderdriften lassen, als dass man diese Spaltung nun ohne weiteres überwinden
könne. Übrigens sei die Kirche keineswegs erst seit der ersten Jahrtausendwende gespalten:
„Nicht
einmal ein halbes Jahrtausend war sie ungeteilt! Schon die Apostelgeschichte und die
Briefe des Apostels Paulus sind voll von „Häresie“, von „Spaltungen“. Das muss uns
von einem naiven Ökumenismus kurieren – als ob es je einmal eine volle Einheit sämtlicher
Christen geben könne! Das ist eine eschatologische Hoffnung. Aber es heißt nicht,
dass wir nichts tun dürfen. Es gilt das Wort Jesu, gesprochen am Abend vor seinem
Leiden und Sterben, „dass alle eins seien“!“
Nachdrücklich wies Kasper darauf
hin, dass der ökumenische Dialog nicht allein auf theologischem Diskurs beruhe. Es
bedürfe stets neuer symbolischer und vertrauenstiftender Gesten der Freundschaft,
es bedürfe gegenseitiger Besuche und einer Überwindung des gegenseitigen Wissensdefizits,
so Kasper. Erfolgreich könne der ökumenische Dialog nur sein, „wenn er eingebettet
ist in ein Geflecht von persönlichen Beziehungen, von sozial-kulturellem Austausch
und nicht zuletzt von Begegnungen auf einer tieferen spirituellen Ebene“. Für den
Westen gelte es daher zunächst klar zu sehen, dass das Christentum „im Osten beginnt“
und auch „alle Konzilien der alten Christenheit, auf deren Grundlage wir bis heute
stehen, im Orient stattfanden“. Als wichtige kommende Herausforderung für den Dialog
bezeichnete Kasper die Primatsfrage. Diese stehe jedoch nicht nur im Dialog mit den
orientalischen, sondern ebenso auch im Dialog mit den orthodoxen Kirchen im Mittelpunkt.
Dieser Dialog gestalte sich insgesamt als weitaus komplizierter, da man nicht auf
so viele Gemeinsamkeiten blicken könne wie mit den orientalischen Kirchen, so Kasper.
Außerdem habe etwa die Errichtung neuer katholischer Diözesen auf dem Gebiet der ehemaligen
Sowjetunion für zahlreiche Spannungen gesorgt, die erst durch persönliche Besuche
und zaghafte Wiederannäherung beruhigt werden konnten.