Christen in Pakistan sehen sich einem wachsenden Druck durch Behörden und radikale
Muslime ausgesetzt. Die Bischofskonferenz des Landes geht derzeit mit einer Unterschriftenaktion
gegen das im Land geltende so genannte Anti-Blasphemie-Gesetz vor. Dieses Gesetz stellt
eine nicht definierte „Beleidigung“ des Islam unter Strafe. Immer wieder werde es
ohne konkreten Anlass gegen Christen angewandt, sagte der Leiter der Katholischen
Bibelkommission Pakistans in Lahore, Emmanuel Asi, dem internationalen Hilfswerk Kirche
in Not.
Selbst wo nur ein einziges Kind aus einem Dorf gegen dieses Gesetz
verstoßen haben soll, werde bisweilen das ganze Dorf von wütenden Muslimen niedergebrannt,
berichtet Asi.
„So etwas geschieht leider häufig – in diesem Jahr
bereits zweimal. Wir haben Angst. Wir leben mit Muslimen zusammen, aber immer liegt
auf uns ein Schatten des Todes. Denn durch diese Gesetze kann schnell etwas geschehen,
was wir nicht vorhersehen können.“ Die Verantwortung für die Übergriffe sieht
Asi meist bei Imamen der örtlichen Moscheen, die die Menschen aufstachelten. Die Christen
in Pakistan fühlten sich „als Menschen zweiter Klasse“, nicht zuletzt aufgrund sozialer
Diskriminierungen im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt. Viele verließen das
Land, weil es ihnen zu gefährlich werde, so Asi. Hoffnung mache der internationale
Druck auf Pakistan, der in den letzten Jahren zugenommen habe. Von offizieller Seite
erhielten Christen kaum Unterstützung, beklagt Emmanuel Asi:
„Wenn Christen
angegriffen werden, greift die Polizei so gut wie nie ein. Die Sicherheitskräfte kommen
selbst dann nicht, wenn wir sie rechtzeitig vorwarnen und um Schutz bitten. Erst wenn
alles abgebrannt ist und bereits Christen getötet wurden, kommt die Polizei, kommen
Vertreter der Behörden und nennen das dann ,Zeichen der Solidarität’.“ Rund
96 Prozent der Einwohner Pakistans sind Muslime. Den Anteil der Christen beziffert
das deutsche Auswärtige Amt auf eine Million, das entspricht zwei Prozent der Gesamtbevölkerung.