2009-09-12 14:48:05

Pakistan: Christen „im Schatten des Todes“


RealAudioMP3 Christen in Pakistan sehen sich einem wachsenden Druck durch Behörden und radikale Muslime ausgesetzt. Die Bischofskonferenz des Landes geht derzeit mit einer Unterschriftenaktion gegen das im Land geltende so genannte Anti-Blasphemie-Gesetz vor. Dieses Gesetz stellt eine nicht definierte „Beleidigung“ des Islam unter Strafe. Immer wieder werde es ohne konkreten Anlass gegen Christen angewandt, sagte der Leiter der Katholischen Bibelkommission Pakistans in Lahore, Emmanuel Asi, dem internationalen Hilfswerk Kirche in Not. Birgit Pottler fasst zusammen:

Selbst wo nur ein einziges Kind aus einem Dorf gegen dieses Gesetz verstoßen haben soll, werde bisweilen das ganze Dorf von wütenden Muslimen niedergebrannt, berichtet Asi.

So etwas geschieht leider häufig – in diesem Jahr bereits zweimal. Wir haben Angst. Wir leben mit Muslimen zusammen, aber immer liegt auf uns ein Schatten des Todes. Denn durch diese Gesetze kann schnell etwas geschehen, was wir nicht vorhersehen können.“ 
Die Verantwortung für die Übergriffe sieht Asi meist bei Imamen der örtlichen Moscheen, die die Menschen aufstachelten. Die Christen in Pakistan fühlten sich „als Menschen zweiter Klasse“, nicht zuletzt aufgrund sozialer Diskriminierungen im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt. Viele verließen das Land, weil es ihnen zu gefährlich werde, so Asi.

„Kein Politiker darf in Pakistan etwas gegen den Islam oder auch nur gegen einzelne Imame sagen. Unsere große Hoffnung ist der internationale Druck auf Pakistan, der in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen hat. Dieser Druck kommt vor allem von kirchlicher Seite. Doch auch Politiker in aller Welt haben sich sehr für uns eingesetzt und vor allem das Blasphemiegesetz verurteilt.“ 
Viele Muslime glaubten, dass die USA prinzipiell gegen den Islam sind. Der Katholik betont:

„Aus diesem Glauben entspringt auch der fundamentalistische Terrorismus, auch wenn dieser dann viele Gesichter hat: Manchmal richtet er sich direkt gegen die USA und ihre Einrichtungen, manchmal dient er eher einer allgemeinen Radikalisierung des Islam im Land. In beiden Fällen ist der islamistische Terrorismus nie politisch, sondern immer nur religiös motiviert.“ 
Von offizieller Seite erhielten Christen kaum Unterstützung, beklagt Emmanuel Asi:

„Wenn Christen angegriffen werden, greift die Polizei so gut wie nie ein. Die Sicherheitskräfte kommen selbst dann nicht, wenn wir sie rechtzeitig vorwarnen und um Schutz bitten. Erst wenn alles abgebrannt ist und bereits Christen getötet wurden, kommt die Polizei, kommen Vertreter der Behörden und nennen das dann ,Zeichen der Solidarität’.“ 
Rund 96 Prozent der Einwohner Pakistans sind Muslime. Den Anteil der Christen beziffert das deutsche Auswärtige Amt auf eine Million, das entspricht zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. Drei Viertel von ihnen sind Analphabeten, berichtet Asi im Gespräch mit Kirche in Not. Viele könnten sich weder Schulbildung noch medizinische Versorgung leisten. Besonders prekär ist die Lage von Frauen. Vergewaltigungen christlicher Mädchen und anschließende Zwangsheirat seien „traurige Wirklichkeit“.

Ein Muslim darf vier Frauen haben. Und das treibt manchen dazu, christliche Frauen zu kidnappen und sozusagen seinem Harem hinzuzufügen. Das wird von den Muslimen als großer Sieg gefeiert, denn diese christliche Frau wird von dem Moment an als Muslimin angesehen. Sie bekommt einen islamischen Namen, wird gezwungen, mit in die Moschee zu gehen, und jede Rückkehr zu ihrem eigentlichen Glauben wird als verbotene ,Konversion’ angesehen. Das ist leider so. Auf der anderen Seite: Sollte ein christlicher Mann sich für eine muslimische Frau auch nur interessieren, kommt sofort ein aufgebrachter Mob und brennt das gesamte Dorf dieses Mannes nieder.“ 
Pakistans Gesetze machten es möglich, so Asi weiter: Vor Gericht wiegt die Stimme eines Christen nur die Hälfte, die Stimme einer Frau nur ein Viertel im Verhältnis zur Aussage eines muslimischen Mannes.

„Das heißt: Sprechen zwei christliche Männer vor Gericht, werden sie wie ein Zeuge gewichtet. Frauen müssen sogar zu viert im Gericht aussagen, um als eine Zeugenaussage gewertet zu werden. Wenn also ein muslimischer Mann eine christliche Frau vergewaltigt, sagt das pakistanische Gesetz, dass die Vergewaltigte vier Frauen bringen muss, um die Tat zu beweisen.“ 
(kirche in not 12.09.2009 bp)







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