2009-09-11 14:13:47

D: „Gottes mächtige Dienerin“ - Ein Blick hinter die Kulissen


RealAudioMP3 „Gottes mächtige Dienerin“ – die Rede ist von Pascalina Lehnert, der 1983 verstorbenen, langjährigen Haushälterin und Privatsekretärin von Papst Pius XII. Die Figur der laut Papst Benedikt „mächtigsten Vertreterin Bayerns im Vatikan“ ist gerade in den vergangenen Wochen wieder in das öffentliche Interesse gerückt. Denn die Biographie Pascalina Lehnerts wird für einen Fernsehzweiteiler verfilmt. Vorlage ist das gleichnamige Buch von Martha Schad, und Regie führt der deutsche Filmemacher Marcus O. Rosenmüller. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen und mit dem historischen Berater der Filmproduktion gesprochen, dem Theologen und Journalisten Ulrich Nersinger. Bei den Dreharbeiten steht er der Filmcrew für historische wie theologische Fachfragen zur Verfügung:

„Die Arbeit umfasst ein ziemlich breites Spektrum. Es ging natürlich zunächst einmal darum, das Drehbuch durchzulesen und nachzuschauen, inwieweit es mit den historischen Fakten übereinstimmt, ob gewisse Ungenauigkeiten oder andere Probleme auftauchen, die es noch zu klären gibt. Vor allem die Fragen nach den besonderen vatikanischen Gepflogenheiten , nach dem doch etwas schwierigen und komplizierten Protokoll, das in der damaligen Zeit noch herrschte.“

Wie läuft eine päpstliche Krönungszeremonie ab? Wie vollführt man einen Ringkuss und wie betete eigentlich Pius XII? Vatikanexperte Nersinger hilft Schauspielern, Kostüm- und Setdesignern, sich in die historischen Figuren und die damalige Kulisse hineinzuversetzen. Dass bei einem Spielfilm so sehr auf Authentizität geachtet wird, habe ihn zunächst verblüfft:

„Ich denke zum Beispiel an Remo Girone, den bekannten italienischen Schauspieler, der die Rolle von Eugenio Pacelli, also Pius XII. übernommen hat. Er wollte ganz genau wissen, welchen Inhalt die Gebete haben, die er spricht. Er hat mit mir darüber diskutiert, was sie auszusagen haben, wie er sie anlegen muss. Das war sehr beeindruckend zu sehen, dass ein doch sehr berühmter Schauspieler, ein auch in Deutschland bekannter Star, sich so in diese Rolle hineinkniet.“

Allgemein verwundert hatte zunächst auch die Besetzung der weiblichen Hauptrolle der Pascalina Lehnert. Gespielt wird die Ordensfrau nämlich von der bayerischen Volksschauspielerin Christine Neubauer, sonst eher in seichten Rollen zu sehen. „Ein Vollweib als Nonne“, rauschte es durch den Boulevardblätterwald. Eine Fehlbesetzung? „Nein!“ meint Ulrich Nersinger:

„Wer Christine Neubauer am Set erlebt hat, ist wirklich beeindruckt. Man ist eigentlich gar nicht überrascht, denn wer die Schauspielerin kennt, weiß, dass sie sich sehr in ihre Rollen hinein gibt. Und wenn man sie nun sieht, dann denkt man eigentlich, man hat Schwester Pascalina vor sich. Ich glaube, der Regisseur Marcus Rosenmüller hat hier einen sehr guten Griff getan.“

Erzählt wird die Geschichte einer für den Beginn des 20. Jahrhunderts ungewöhnlichen weiblichen Biographie: Pascalina Lehnert wurde 24-jährig als Lehrschwester vom heiligen Kreuz nach München geschickt, um dem dortigen Nuntius, Eugenio Pacelli, den Haushalt zu führen. Sie übernimmt mehr und mehr auch Sekretariatsaufgaben, wird dem Erzbischof unentbehrlich, folgte ihm nach Berlin und schließlich in den Vatikan. 40 Jahre stand sie dem späteren Papst Pius XII. zur Seite.

„Für die damalige Zeit war das eigentlich eine Revolution, dass eine Frau so lange, für so einen langen Zeitraum, an der Seite eines bedeutenden kirchlichen Diplomaten und späteren Papstes stand. Und von daher ist natürlich die Rolle der Pascalina Lehnert im Vatikan auch so etwas, was Beispiel machen kann oder was zeigen kann, dass Frauen auch in einer so schwierigen Welt – eigentlich einer heute immer noch reinen Männerwelt – präsent sein können.“

Die Figur Pascalinas zeigt: ohne Frauen läuft in der Kirche nichts. Als engste Vertraute und rechte Hand des Papstes gelangte sie zu erheblichem Einfluss im Vatikan. Im Zweiten Weltkrieg und zur Zeit der deutschen Besatzung Roms organisierte sie zahlreiche Hilfsprojekte in der Stadt, verschickte Hilfsgüter nach ganz Europa:

„Ihr wird ja vom Papst persönlich dann ein Hilfswerk übertragen, das sie mit großem Engagement und mit enormem Eifer betrieben hat, obwohl sie selber das immer wieder heruntergespielt hat und nicht versucht hat, das in der Öffentlichkeit breitzutreten. Das imponiert sehr stark und das ist natürlich auch eine Sache, die eben in dieser sehr bedrückenden Zeit 1943-44 von großer Gewichtung ist.“

Der Figur Pius XII., die vor allem in der deutschen Öffentlichkeit umstritten ist, nähere sich der Film auf eine erfrischende und unbefangene Weise, meint Vatikanfachmann Nersinger. Rosenmeiers Film verzichte auf die üblichen Vorbehalte:

„Er versucht sich Pius XII. völlig vorurteilsfrei zu nähern und schafft daher, glaube ich, für den Zuschauer ein sehr beeindruckendes Bild, das alle Faktoren, die das Pontifikat bestimmt haben, sehr sachlich darstellt.“

Die Dreharbeiten für „Gottes mächtige Dienerin“ sind noch längst nicht beendet. Noch bis Ende des Jahres laufen sie in Krefeld, München, Berlin und Rom. Gezeigt wird der Film 2010 im Ersten Deutschen Fernsehen. Für Ulrich Nersinger steht jetzt schon fest:

„Ich glaube, die Zuschauer werden sich auf den Film freuen können.“

 
(rv 11.09.2009 ad)








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