„Jetzt ist es vorbei mit der weichen Linie gegenüber Europas laizistischster Regierung!“
So zitiert die spanische Zeitung „El Pais“ einen Kirchensprecher des Landes. Die Worte
beziehen sich auf den neuen Nuntius, den Papst Benedikt XVI. nach Madrid schickt:
Es ist der Italiener Renzo Fratini.
Glaubt man „El Pais“, dann will der Vatikan
jetzt endlich – auf einer Linie mit Spaniens Bischöfen – der sozialistischen Regierung
von Ministerpräsident Joseluis Zapatero Paroli bieten. Dazu schicke Rom einen Mann,
der schon mehrfach in „christenfeindlichen Ländern“ gearbeitet habe, nämlich Pakistan,
Indonesien oder Nigeria. Wer in solchen vom Islam geprägten Staaten gearbeitet habe,
der werde vielleicht auch mit in Europa mit einer Regierung umzugehen wissen, die
immer wieder mit der Kirche über Kreuz liegt.
Tatsächlich sind die Meinungsunterschiede
zwischen Zapatero und Spaniens Bischöfen Legion: Legalisierung der „Homo-Ehe“, Verkauf
von Abtreibungspillen ohne Rezept, Freigabe der Abtreibung, Abwertung des Religionsunterrichts,
das sind nur einige Stichworte. Im Einsatz für christliche Werte und das Leben hat
sich der Regierung gegenüber vor allem Madrids Kardinal Antonio Maria Rouco Varela
qualifiziert, der schon einmal Zehntausende von Menschen zu einer Großdemonstration
für die Familie im Zentrum der Hauptstadt zusammenbekommen hat. Allerdings: Gerade
jetzt, nach erst dreißig Jahren der Demokratie in Spanien, wenden sich viele Katholiken
von ihrer Kirche ab und laufen ins Lager der Gleichgültigen über – das macht es Rouco
Varela und den Bischöfen schwieriger. Der bisherige Nuntius, ein Portugiese, soll
nach Darstellung von „El Pais“ einigen Bischöfen im Umgang mit Zapatero zu weich gewesen
sein. Dafür wird als Indiz angeführt, dass Erzbischof Manuel Monteiro de Castro schließlich
den Premier mitten im Wahlkampf „zu einem Süppchen“ in die Nuntiatur eingeladen habe.
„Ich
bin überrascht über meine Ernennung – das hatte ich nicht erwartet“, sagt der neue
Nuntius Fratini nach seiner Berufung. „Ich freue mich über diese neue und wichtige
Mission in einem wichtigen Land. Allerdings bin ich auch ein bisschen beunruhigt,
denn ich glaube, die Beziehungen zu Spanien und die allgemeine Lage ist im Moment
nicht einfach.“
Das habe Roms neuer Mann auf der iberischen Halbinsel sicher
nicht nur so dahingesagt, meint „El Pais“ zu diesen Worten Fratinis. Der Nuntius wolle
Zapatero signalisieren, dass der Vatikan die Dinge ähnlich sehe wie die spanischen
Bischöfe – Madrid solle also nicht mehr versuchen, an den Bischöfen vorbei gut Wetter
im Vatikan zu machen. Die Nuntiatur in Spanien sei, nach der von Paris, protokollarisch
„die wichtigste der Welt“, schreibt „El Pais“. Nicht nur mit der sozialistischen Regierung
seien für Fratini Konflikte vorprogrammiert – auch innerhalb der spanischen Kirche
könne er stellenweise auf Widerstand stoßen. Vor allem, wenn es darum gehe, den spanischen
Episkopat zu verjüngen: Neue Bischofsernennungen stehen in den nächsten Wochen u.a.
in den Erzbistümern Valladolid und Oviedo an.