Aus der Apostolischen
Visitation der Legionäre Christi werden „nach reiflicher Überlegung und Beratung weitere
Maßnahmen folgen“. Davon geht der Territorialdirektor der Legionäre Christi für Mitteleuropa,
P. Sylvester Heereman, aus. Möglicherweise werde Papst Benedikt XVI. nach der Visitation
„Anweisungen geben, die wir dann gerne umsetzen werden“, schreibt Heereman in einem
Brief an die Mitglieder und Freunde der Gemeinschaft, den die den Legionären Christi
nahe stehende Agentur „Zenit“ an diesem Freitag verbreitete.
Sein Schreiben
habe zum Ziel, den Angehörigen der Gemeinschaft und ihren Freunden „Mut zu machen
auf dem Heilungsweg, den der Orden nun durchmacht“, so Heereman. Die Enthüllungen
rund um den Gründer der Gemeinschaft, den 2008 verstorbenen mexikanischen Priester
Marcial Maciel, kamen für die Legionäre „vollkommen unerwartet“ und waren „dementsprechende
hart“. Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass P. Maciel eine Beziehung zu einer
Frau unterhalten und mit ihr eine Tochter hatte. Seit Neuestem, informiert P. Heereman,
„gibt es auch Aussagen eines mexikanischen Rechtsanwaltes über weitere Beziehungen
und Kinder.“ Bereits 2006 hatte die vatikanische Glaubenskongregation dem Ordensgründer
auferlegt, von nun an "ein zurückgezogenes Leben des Gebets und der Buße" zu führen.
Davor hatten ehemalige Priesteramtskandidaten gegen P. Maciel Missbrauchsvorwürfe
erhoben.
Die derzeitige Situation sei nicht nur schmerzhaft für die Legionäre
Christi und Mitglieder des Regnum Christi, „sie ist vor allem ein Ärgernis für die
Kirche und wirft einen dunklen Schatten auf das katholische Priestertum“, räumt der
Territorialdirektor in seinem Schreiben ein. Er verwies nochmals auf die Bitte um
Vergebung des Generaldirektors der Legionäre, P. Alvaro Corcuera, bei allen, die durch
die „schwerwiegenden Tatsachen im Leben unseres Gründervaters“ verletzt worden sind.
Die Legionäre hätten bereits Konsequenzen aus der Causa gezogen, versichert
Heereman. Zurzeit überarbeite man die Bezugnahme innerhalb des Ordens auf Person und
Wirken von P. Maciel. Dabei gehe es u.a. um die Prüfung des Internet-Auftritts der
Legionäre und den Vertrieb von Schriften und Veröffentlichungen. Das alles sei ein
„laufender und schwieriger Prozess“, so Heereman. Die Gemeinschaft danke hier für
die Unterstützung der Kirche, besonders durch Papst Benedikt XVI. Dieser hatte die
Apostolische Visitation der Gemeinschaft angeordnet, die nun seit 15. Juli läuft.
Mit der Prüfung der Niederlassungen in Europa – mit Ausnahme Italiens – ist der Bischof
von Bilbao, Ricardo Blazquez Perez, betraut. Er werde seine Ergebnisse und Empfehlungen
direkt dem Heiligen Stuhl vorlegen. Zum Verlauf der Visitation könnten die Legionäre
keine Auskunft erteilen, da dies „die Arbeit des Visitators beeinträchtigen könnte“,
heißt es in dem Brief.
Die derzeitige Lage der Gemeinschaft sei ein besonderer
Aufruf zur Verantwortung an ihre Oberen, dass „in der Ordensgemeinschaft alles Menschenmögliche
getan wird, um Fehlverhalten zu vermeiden“. So würden die Legionäre ihre Kandidaten
zum Priesteramt nach den kirchlichen Vorgaben streng aussieben, auch mithilfe guter
Psychologen. Im Umgang mit Minderjährigen lege die Gemeinschaft in ihren Vorgaben
und Normen größten Wert auf Respekt und Achtsamkeit; „jede Art von Missbrauch ist
verabscheuungswürdig“, heißt es in dem Brief wörtlich. Für begründete Verdachtsfälle
liege ein spezieller Einsatzplan vor; ein solcher Fall sei aber bisher bei den Legionären
in Mitteleuropa nicht vorgekommen, so der Territorialdirektor.
In den vergangenen
Jahren habe die Gemeinschaft vom Heiligen Stuhl konkrete Anweisungen erhalten und
bereits umgesetzt, informiert P. Heereman. So legen seit zwei Jahren die Novizen der
Legionäre nicht mehr das „Sondergelübde der Nächstenliebe“ ab, das der Ordensgründer
– mit dem Einverständnis des Vatikans - vorgeschrieben hatte. Dieses Gelübde besagte,
dass Schwierigkeiten mit den Vorgesetzten im Orden nicht nach außen getragen werden
durften. Papst Benedikt hatte den Wegfall dieses Gelübdes verfügt. Außerdem dürfen
nun bei den Legionären nicht mehr die direkten Oberen gleichzeitig die geistlichen
Leiter oder die Beichtväter ihrer Untergebenen sein. (rv 05.09.2009 gs)