Niederlande: „Ökumenisches Erbe Willebrands ist formalisiert“
Schon als junger Priester
träumte er davon, den Dialog unter den Christen voranzubringen. Die Rede ist vom niederländischen
Kardinal Johannes Willebrands. Die katholische Kirche in den Niederlanden gedenkt
diese Woche seines 100. Geburtstages. Dazu organisiert das „Archiv Kardinal Willebrands“
in Utrecht eine Konferenz über den vor drei Jahren verstorbenen Kardinal. Mit dabei
ist u.a. der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kardinal Walter Kasper. Willebrands
Traum ging zum Teil in Erfüllung, sagt die Theologin und Mitorganisatorin der Utrechter
Konferenz, Maria ter Steeg, gegenüber Radio Vatikan.
„Das Erbe aus seiner
Anfangszeit als Ökumene-Verantwortlicher ist heute aber nicht mehr spürbar. Das gilt
zumindest für die Niederlande. Die Ökumene ist weitgehend formalisiert und in Versammlungen
sowie einem Ökumenischen Rat der Kirchen strukturiert worden. Es geht aber nicht mehr
um die lebendigen und persönlichen Kontakte zwischen Gläubigen verschiedener Konfessionen,
die begeistert dem Weg Jesu folgen und somit der Welt eine schönere Sicht geben. Das
war ein Traum des damaligen Erzbischofs Willebrands. Es waren aber andere Zeiten,
in denen er lebte. Das war nach dem Zweiten Weltkrieg und vor dem Zweiten Vatikanischen
Konzil.“
Und gerade beim Zweiten Vatikanischen Konzil war er eine Schlüsselfigur,
so die niederländische Theologin Maria ter Steeg.
„Was er erreicht hat,
ist vor allem, dass die ökumenische Frage beim Konzil ein beachtetes und wesentliches
Thema wurde. In den 50er Jahren hat er als Verantwortlicher der niederländischen Bischofskonferenz
für Ökumene zehn lange Jahre an seinen Kontakten und an den wichtigsten Themen für
die Einheit der Christen in Ruhe gearbeitet. Als dann das Zweite Vatikanische Konzil
anfing, fragte ihn Kardinal Bea, ob sie zusammen das neue Sekretariat für die Einheit
der Christen aufbauen könnten. Willebrands war der erste Sekretär dieser Institution.
Er brachte seine Kontakte mit den Theologen mit, die dem Konzil einen wichtigen Beitrag
gaben.“
Johannes Willebrands war maßgeblich an der Ausarbeitung diverser
Dokumente des Konzils beteiligt.
„Vom Sekretariat für die Einheit der Christen
sind drei wichtige Impulse in das Konzil eingegangen: Ökumene, Religionsfreiheit und
die Beziehung mit den anderen nicht-christlichen Religionen. Insbesondere nenne ich
hier die Beziehungen zum Judentum mit 'Nostra Aetate'.“
Johannes Willebrands
kam am 4. September 1909 in Bovenkarspel auf die Welt. Er war Erzbischof von Utrecht
und später Kurienkardinal. Auch in Rom wird es demnächst eine Konferenz über ihn geben.
Am 18. und 19. November findet dazu eine Tagung an der Päpstlichen Universität Gregoriana
statt.