Die EU-Kommission
will an diesem Dienstag Vorschläge für neue Regeln beim Asylverfahren und für die
Verteilung von Flüchtlingen vorstellen. Die katholische Kirche hofft, dass es zu einer
internationalen Rechtsvereinbarung kommt und zwar zwischen Ursprungs-, Transit- und
Zielländern. In den einzelnen europäischen Ländern ist aber nach wie vor umstritten,
ob es ein Quotensystem für die Aufnahme von Flüchtlingen geben soll. Viele fürchten
sich vor einer multikulturellen Gesellschaft in Europa, sagt gegenüber Radio Vatikan
der Bischof von Arabien und Mitglied des Päpstlichen Migrantenrates, Paul Hinder.
„Wer
A sagt, muss auch B sagen. Wer die Leute rein lässt, muss damit rechnen, dass nun
plötzlich eine multireligiöse Situation entsteht, die man vielleicht vorher nicht
wahrgenommen hat. Ich glaube aber, dass es im Hintergrund nach wie vor – und ich bin
selber auch Europäer –so etwas wie rassistische Vorurteile gibt. Wir rechnen immer
noch damit, dass wir die Besten sind. Aber da muss ein neuer Ansatz entstehen. Wir
müssen davon ausgehen, dass wir grundsätzlich jede menschliche Person als ebenbürtig
betrachten, egal woher sie kommt und welchen Hintergrund sie hat.“
Die
Beratungen in Brüssel stoßen in den Ursprungsländern der Migranten auf großes Interesse,
glaubt Bischof Hinder. Viele Migranten haben ein falsches Bild von Europa.
„Wir
haben es mit vielen verschiedenen Ländern zu tun. Von außen betrachtet, scheint aber
Europa ein einheitlicher Block zu sein. Die Leute, die nach Europa kommen, haben ganz
verschiedene Hintergründe. Sie kommen zum Teil, weil Europa lockt, aber auch weil
sie dorthin gelotst werden. Ich denke, eines der Probleme ist, dass wir generell in
der Welt noch nicht fähig sind, uns als eine Menschheitsfamilie zu verstehen. Es kann
nicht sein, dass es Menschen zweier oder dreier Klassen gibt. Grundsätzlich müssen
wir davon ausgehen, dass jede menschliche Person das Recht zu existieren hat. Es gibt
neue Herausforderungen, wenn plötzlich Personen dastehen, die nicht erwünscht sind.
Mit ihnen muss man menschenwürdig umgehen. Das ist auch eine Herausforderung für die
Kirche und für alle Christen.“
Die Kirche dürfe deshalb nicht schweigen,
wenn Menschenrechte verletzt werden, so Bischof Paul Hinder.
„Das geht
nur mit der Zusammenarbeit aller Staaten. Ich denke, dass weder Italien allein noch
Spanien allein dieses Problem lösen kann. Das kann nur die internationale Zusammenarbeit
lösen. Da sollten aber gleiche Regeln für alle gelten. Aus eigener Erfahrung weiß
ich als Migrant, dass man dankbar für die Gastfreundschaft ist. Ich selber leide darunter,
dass nicht alle Menschen auch in diesem Teil der Erde dieselben Rechte haben. Wenn
man selber betroffen ist, dann beginnt man von selbst die Problematik von einer anderen
Perspektive zu sehen.“