2009-08-31 13:30:02

EU/Vatikan: „Es gibt rassistische Vorurteile“


RealAudioMP3 Die EU-Kommission will an diesem Dienstag Vorschläge für neue Regeln beim Asylverfahren und für die Verteilung von Flüchtlingen vorstellen. Die katholische Kirche hofft, dass es zu einer internationalen Rechtsvereinbarung kommt und zwar zwischen Ursprungs-, Transit- und Zielländern. In den einzelnen europäischen Ländern ist aber nach wie vor umstritten, ob es ein Quotensystem für die Aufnahme von Flüchtlingen geben soll. Viele fürchten sich vor einer multikulturellen Gesellschaft in Europa, sagt gegenüber Radio Vatikan der Bischof von Arabien und Mitglied des Päpstlichen Migrantenrates, Paul Hinder.

„Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer die Leute rein lässt, muss damit rechnen, dass nun plötzlich eine multireligiöse Situation entsteht, die man vielleicht vorher nicht wahrgenommen hat. Ich glaube aber, dass es im Hintergrund nach wie vor – und ich bin selber auch Europäer –so etwas wie rassistische Vorurteile gibt. Wir rechnen immer noch damit, dass wir die Besten sind. Aber da muss ein neuer Ansatz entstehen. Wir müssen davon ausgehen, dass wir grundsätzlich jede menschliche Person als ebenbürtig betrachten, egal woher sie kommt und welchen Hintergrund sie hat.“

Die Beratungen in Brüssel stoßen in den Ursprungsländern der Migranten auf großes Interesse, glaubt Bischof Hinder. Viele Migranten haben ein falsches Bild von Europa.

„Wir haben es mit vielen verschiedenen Ländern zu tun. Von außen betrachtet, scheint aber Europa ein einheitlicher Block zu sein. Die Leute, die nach Europa kommen, haben ganz verschiedene Hintergründe. Sie kommen zum Teil, weil Europa lockt, aber auch weil sie dorthin gelotst werden. Ich denke, eines der Probleme ist, dass wir generell in der Welt noch nicht fähig sind, uns als eine Menschheitsfamilie zu verstehen. Es kann nicht sein, dass es Menschen zweier oder dreier Klassen gibt. Grundsätzlich müssen wir davon ausgehen, dass jede menschliche Person das Recht zu existieren hat. Es gibt neue Herausforderungen, wenn plötzlich Personen dastehen, die nicht erwünscht sind. Mit ihnen muss man menschenwürdig umgehen. Das ist auch eine Herausforderung für die Kirche und für alle Christen.“

Die Kirche dürfe deshalb nicht schweigen, wenn Menschenrechte verletzt werden, so Bischof Paul Hinder.

„Das geht nur mit der Zusammenarbeit aller Staaten. Ich denke, dass weder Italien allein noch Spanien allein dieses Problem lösen kann. Das kann nur die internationale Zusammenarbeit lösen. Da sollten aber gleiche Regeln für alle gelten. Aus eigener Erfahrung weiß ich als Migrant, dass man dankbar für die Gastfreundschaft ist. Ich selber leide darunter, dass nicht alle Menschen auch in diesem Teil der Erde dieselben Rechte haben. Wenn man selber betroffen ist, dann beginnt man von selbst die Problematik von einer anderen Perspektive zu sehen.“

(rv 31.08.2009 mg)







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