2009-08-30 18:55:22

Italien: Bischofszeitung spricht von „Fälschung“


Der Chefredakteur der katholischen Tageszeitung „Avvenire“, Dino Boffo, hat die gegen ihn veröffentlichten Behauptungen zurückgewiesen. Bei den zu einem angeblichen sexuellen Übergriff vorgelegten Beweisen handele es sich nicht um ein „Dokument aus Gerichtsakten“, sondern um eine „Fälschung“, schrieb Boffo auf der Leserbriefseite in der Sonntagsausgabe der Zeitung, die von der italienischen Bischofskonferenz herausgegeben wird.

Die Zeitung „Il Giornale“, die zum Familienbesitz von Ministerpräsident Silvio Berlusconi gehört, hatte am Freitag behauptet, Boffo sei von einem Gericht in Terni wegen Belästigung und Nötigung der Frau eines homosexuellen Freundes belangt worden. Unter der Überschrift „Der Supermoralist“ hatte das Blatt jegliche Kritik seitens der Bischofszeitung an Silvio Berlusconi und seinem Privatleben zurückgewiesen. Seit langer Zeit habe er „die Aufmerksamkeit der Polizei erregt“. Unter zahlreichen Solidaritätsadressen führt Boffo Innenminister Roberto Maroni (Lega Nord) an. Dieser habe ihn bereits am Freitag „völlig unerwartet“ angerufen und über eine sofort eingeleitete Untersuchung bei den Sicherheitsbehörden informiert, bei der „nichts, absolut nichts zum Vorschein gekommen“ sei.

Die in dem „Il Giornale“-Bericht erhobenen Vorwürfe gegen Boffo hatten die Spannungen zwischen Regierung und Kirche verstärkt. Die Bischofskonferenz des Landes wies die Angriffe zurück. Die Attacken seien „geschmacklos und sehr schwerwiegend“, betonte der Konferenzvorsitzende, Kardinal Angelo Bagnasco. Die im Vorfeld von den Medien als Versöhnungstreffen bewertete Begegnung zwischen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und Berlusconi am Rande eines traditionellen Kirchenfestes in L'Aquila am Freitag Abend wurde wenige Stunden vor dem geplanten Treffen gestrichen. „Instrumentalisierungen“ sollten vermieden werden, hieß es in der offiziellen Vatikanerklärung.

Regierungschef Berlusconi und „Lega Nord“-Chef Umberto Bossi bemühen sich indes um Schadensbegrenzung. Gemeinsam mit Parteifreund Roberto Calderoli, Minister im Kabinett von Silvio Berlusconi, nach Rom reisen, kündigte Bossi am Wochenende in Bergamo an. Berlusconi hatte sich zuvor öffentlich von den Behauptungen gegen den „Avvenire“-Direktor Boffo distanziert. Die liberale Senator Felice Belisario von der Oppositionspartei „Italien der Werte“ bekräftigte, Berlusconi führe Regie in der „vorsätzlichen Attacke gegen die Kirche“. Es herrsche ein Klima der Einschüchterung gegenüber allen, die die Meinung des Ministerpräsidenten nicht teilten. Jetzt seien auch die Bischöfe bedroht.

(rv/avvenire/kna 30.08.2009 bp








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