2009-08-30 12:48:02

D: „Weihrauch geguckt“


RealAudioMP3 Wenn es nach Weihrauch riecht, können Messdiener nicht weit sein. Wenn sich aber ganze Weihrauchnebel über dem niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer bilden, dann versammeln sich 11.000 Jungen und Mädchen zur ersten Nordwestdeutschen Ministrantenwallfahrt. An diesem Wochenende pilgerten aus sieben Diözesen tausende Jugendliche mit ihren Bischöfen, Seelsorgern und Eltern in den Marienwallfahrtsort nahe der holländischen Grenze. Christine Lauter hat sich für uns umgesehen.


Aus Hamburg und Hildesheim sind sie angereist, aber auch aus Paderborn, Osnabrück, Essen, Aachen, Köln – und natürlich aus dem Bistum Münster, in dem Kevelaer liegt. Der überschaubare Ort am Niederrhein ist als beliebtes Wallfahrtsziel zwar große Menschenmengen gewohnt. Doch der Anblick an diesem Wochenende lockte dann doch so manchen pilgergruppenüberdrüssigen Anwohner ans Fenster oder auf die Straße: an jeder Straßenecke junge Menschen, die singen, lachen und beten und irgendwo auf einer Wellenlänge liegen, schließlich sind alle Messdiener.


Einige waren schon am Freitagabend aus dem hohen Norden angereist, wie Maren, seit acht Jahren im Dienst, aus dem Bistum Hildesheim berichtet:
„Wir kamen gestern Abend an, in Kervenheim bei Kevelaer sind wir in Zelten untergebracht. Da hatten wir dann noch eine Abendandacht, haben Freundschaftsbänder getauscht mit bekannten und unbekannten Menschen. Daraufhin sollten sich dann Freundschaften ergeben, man sollte ins Gespräch kommen.“

Am Samstagmorgen um 10 Uhr begann die Sternwallfahrt unter dem Motto „Ich glaub’ an dich!“ von verschiedenen Startpunkten rund um Kevelaer. Unterwegs mischten sich sogar die hohen Würdenträger der verschiedenen Diözesen unter ihre treuen Helfer am Altar. Diese wiederum waren davon so begeistert, dass sich einige nach der Ankunft an der Gnadenkapelle im Ortskern gleich zur Autogrammjagd aufmachten. Drei Oberhirten erwischte Niklas aus dem Bistum Köln, seit einem Jahr Messdiener, in kurzer Zeit. Aber wie es sich für ein ordentliches Mitglied seiner Zunft gehört, gab es auf der Jagd nach Kirchenpromis noch andere wichtige Ministrantenutensilien zu finden:
„Ich hab ein bisschen nach Weihrauch geguckt, ein bisschen gebummelt und wir haben uns die Kirche angeguckt.“


Ein buntes Programm hatten sich die Veranstalter überlegt: Eine Orgelbaufirma konnte besichtigt werden oder eine Kerzenfabrik, mit einer Rallye durch Kevelaer konnte man den Ort besser kennen lernen oder wie die besten Freundinnen Hannah und Anna aus dem Bistum Münster an den vielen Spielaktionen teilnehmen. Die fanden die beiden schlicht schön.
„Ja, ist gut hier. Wir waren im Niedrigseilgarten, dann haben wir Bleistifte bekommen, dann waren wir beim Menschenkicker, dann haben wir ein Riesen-Vier-Gewinnt gespielt und haben noch ganz viel gegessen!“


Um 16 Uhr versammelten sich alle Pilger vor der großen Bühne auf einem Parkplatz. Aus einem riesigen Weihrauchfass stiegen ganze Dunstwolken hervor und umfingen die Umstehenden mir ihrem vertrauten Duft. Denen gefiel das mal mehr, mal weniger. Noch einmal wurden die Lieder für die gemeinsame Eucharistiefeier geprobt. Um 16.30 Uhr begann die dann unter Leitung des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner. An seiner Seite konzelebrierten unter anderem der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz und Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, der Osnabrücker Jugendbischof Franz-Josef Bode und Bischof Felix Genn aus Münster, der von den zahlreichen jungen Menschen aus seiner Diözese geradezu gefeiert wurde. Aus den nahen Niederlanden war der Bischof von Roermond, Frans Wiertz, zu Besuch.


Erst einmal las Kardinal Meisner einen ganz besonderen Brief an die jungen Pilger vor: Der Papst persönlich hatte ihnen ein Grußwort geschickt, das die Messdiener mit großem Jubel und begeistertem Applaus würdigten. Die Predigt hatte ein Thema, das dem Kölner Erzbischof ganz besonders am Herzen lag: die Bedeutung der Messdiener für den Messablauf und für die ganze Gemeinde. Die Messdiener seien Vorbilder für die Kirchgänger, sagte er. Sie ständen ihnen nicht nur räumlich vor, sie sollten auch vorhören und ganz Ohr sein für das Wort Gottes, um auch Vorbeter zu werden. Aber Meisner sprach auch über seine persönliche Beziehung zum Rosenkranz, den jeder Wallfahrtsteilnehmer geschenkt bekommen hatte.


Maren aus dem Bistum Hildesheim war ganz begeistert:
„Es war eine Predigt, die mal an junge Leute gerichtet war. Manchmal im Gottes dienst ist ja die Predigt nicht leicht zu verstehen, aber gerade weil das ein Gottesdienst für Jugendliche war, war das wirklich schön zu verstehen und auch extra für uns gemacht. Das war wirklich toll!“


Müde, aber glücklich, und um viele neue Bekanntschaften reicher fuhren die 11.000 Ministranten wieder zurück in ihre Heimatpfarreien. Manch einer mag dabei nach einem aufregenden Tag schon mit Vorfreude ans nächste Jahr und an die nächste Messdienerwallfahrt gedacht haben.


(rv 30.08.2009 cl)








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