Wenn es nach Weihrauch
riecht, können Messdiener nicht weit sein. Wenn sich aber ganze Weihrauchnebel über
dem niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer bilden, dann versammeln sich 11.000 Jungen
und Mädchen zur ersten Nordwestdeutschen Ministrantenwallfahrt. An diesem Wochenende
pilgerten aus sieben Diözesen tausende Jugendliche mit ihren Bischöfen, Seelsorgern
und Eltern in den Marienwallfahrtsort nahe der holländischen Grenze. Christine Lauter
hat sich für uns umgesehen.
Aus Hamburg und Hildesheim sind sie angereist,
aber auch aus Paderborn, Osnabrück, Essen, Aachen, Köln – und natürlich aus dem Bistum
Münster, in dem Kevelaer liegt. Der überschaubare Ort am Niederrhein ist als beliebtes
Wallfahrtsziel zwar große Menschenmengen gewohnt. Doch der Anblick an diesem Wochenende
lockte dann doch so manchen pilgergruppenüberdrüssigen Anwohner ans Fenster oder auf
die Straße: an jeder Straßenecke junge Menschen, die singen, lachen und beten und
irgendwo auf einer Wellenlänge liegen, schließlich sind alle Messdiener.
Einige
waren schon am Freitagabend aus dem hohen Norden angereist, wie Maren, seit acht Jahren
im Dienst, aus dem Bistum Hildesheim berichtet: „Wir kamen gestern Abend an,
in Kervenheim bei Kevelaer sind wir in Zelten untergebracht. Da hatten wir dann noch
eine Abendandacht, haben Freundschaftsbänder getauscht mit bekannten und unbekannten
Menschen. Daraufhin sollten sich dann Freundschaften ergeben, man sollte ins Gespräch
kommen.“
Am Samstagmorgen um 10 Uhr begann die Sternwallfahrt unter dem
Motto „Ich glaub’ an dich!“ von verschiedenen Startpunkten rund um Kevelaer. Unterwegs
mischten sich sogar die hohen Würdenträger der verschiedenen Diözesen unter ihre treuen
Helfer am Altar. Diese wiederum waren davon so begeistert, dass sich einige nach der
Ankunft an der Gnadenkapelle im Ortskern gleich zur Autogrammjagd aufmachten. Drei
Oberhirten erwischte Niklas aus dem Bistum Köln, seit einem Jahr Messdiener, in kurzer
Zeit. Aber wie es sich für ein ordentliches Mitglied seiner Zunft gehört, gab es auf
der Jagd nach Kirchenpromis noch andere wichtige Ministrantenutensilien zu finden: „Ich
hab ein bisschen nach Weihrauch geguckt, ein bisschen gebummelt und wir haben uns
die Kirche angeguckt.“
Ein buntes Programm hatten sich die Veranstalter
überlegt: Eine Orgelbaufirma konnte besichtigt werden oder eine Kerzenfabrik, mit
einer Rallye durch Kevelaer konnte man den Ort besser kennen lernen oder wie die besten
Freundinnen Hannah und Anna aus dem Bistum Münster an den vielen Spielaktionen teilnehmen.
Die fanden die beiden schlicht schön. „Ja, ist gut hier. Wir waren im Niedrigseilgarten,
dann haben wir Bleistifte bekommen, dann waren wir beim Menschenkicker, dann haben
wir ein Riesen-Vier-Gewinnt gespielt und haben noch ganz viel gegessen!“
Um
16 Uhr versammelten sich alle Pilger vor der großen Bühne auf einem Parkplatz. Aus
einem riesigen Weihrauchfass stiegen ganze Dunstwolken hervor und umfingen die Umstehenden
mir ihrem vertrauten Duft. Denen gefiel das mal mehr, mal weniger. Noch einmal wurden
die Lieder für die gemeinsame Eucharistiefeier geprobt. Um 16.30 Uhr begann die dann
unter Leitung des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner. An seiner Seite konzelebrierten
unter anderem der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz und Bischof von
Aachen, Heinrich Mussinghoff, der Osnabrücker Jugendbischof Franz-Josef Bode und Bischof
Felix Genn aus Münster, der von den zahlreichen jungen Menschen aus seiner Diözese
geradezu gefeiert wurde. Aus den nahen Niederlanden war der Bischof von Roermond,
Frans Wiertz, zu Besuch.
Erst einmal las Kardinal Meisner einen ganz besonderen
Brief an die jungen Pilger vor: Der Papst persönlich hatte ihnen ein Grußwort geschickt,
das die Messdiener mit großem Jubel und begeistertem Applaus würdigten. Die Predigt
hatte ein Thema, das dem Kölner Erzbischof ganz besonders am Herzen lag: die Bedeutung
der Messdiener für den Messablauf und für die ganze Gemeinde. Die Messdiener seien
Vorbilder für die Kirchgänger, sagte er. Sie ständen ihnen nicht nur räumlich vor,
sie sollten auch vorhören und ganz Ohr sein für das Wort Gottes, um auch Vorbeter
zu werden. Aber Meisner sprach auch über seine persönliche Beziehung zum Rosenkranz,
den jeder Wallfahrtsteilnehmer geschenkt bekommen hatte.
Maren aus dem
Bistum Hildesheim war ganz begeistert: „Es war eine Predigt, die mal an junge
Leute gerichtet war. Manchmal im Gottes dienst ist ja die Predigt nicht leicht zu
verstehen, aber gerade weil das ein Gottesdienst für Jugendliche war, war das wirklich
schön zu verstehen und auch extra für uns gemacht. Das war wirklich toll!“
Müde,
aber glücklich, und um viele neue Bekanntschaften reicher fuhren die 11.000 Ministranten
wieder zurück in ihre Heimatpfarreien. Manch einer mag dabei nach einem aufregenden
Tag schon mit Vorfreude ans nächste Jahr und an die nächste Messdienerwallfahrt gedacht
haben.